Detlef G.: Bitte nicht Powerline!

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Hallo Martin

Es ist keine Uraltinstallation, das Gebäude ist Anfang der 90er gebaut worden. Und das ist auch keine nachträgliche Amateurarbeit, sondern noch die Originalausstattung.

Ein Amateur, das nötige Wissen vorausgesetzt, legt oft mehr Wehrt auf
qualitativ hochwertiges Material, als eine Firma, bei der sich ein oder
zwei Cent Einsparung pro Meter insgesamt lohnen. Außerdem werden
Hausinstallationen oft von (Starkstrom-)Elektrofirmen durchgeführt.
("Für jemanden, der mit großen Strömen und gefährlichen Spannungen arbeitet,
ist so ein bisschen Schwachstrom doch ein Klacks.")
Ich habe schon 100 DA Kabel (100 DoppelAdern) durchklingeln dürfen, weil die
Elektriker, die dieses verlegt und den Verteiler geschaltet hatten die
standartisierte Zählreihenfolge der Adern nicht kannten.
Einmal habe ich lange nach der Ursache von Störungen auf einzelnen
Telefonen gesucht, bis mir endlich auffiel, dass der Fernmeldeverteiler
nicht in den Potentielausgleich einbezogen wurde, wodurch die Schirme der
Leitungen statt abzuschirmen, Störungen sehr effektiv über das ganze Gebäude
verteilten.
Der Kollege meinte dann:
"Wozu Potentialausgleich? Die Telefonleitungen sind weder großflächige
berührbare Metallteile noch enthalten sie gefährliche Spannungen."
Seitdem prüfe ich das immer als erstes.

Eine Firma, die eine Elektroausschreibung (inklusive Telefon-, Antennen- und
Computernetz) gewonnen hatte, hat die Arbeiten fertiggestellt.
Dann die Abnahme, alle Prüf- und Messprotokolle für den Starkstromteil OK.

Aufraggeber: "Und wo sind die Messprotokolle für Antennen- und
Datennetz?"
Elektromeister: "Hä... Wie bitte? ... Na gut, wenn sie darauf bestehen,
können wir ja Isolations- und Durchgangswiderstand der Datenkabel messen und
protokollieren, aber beim Antennennetz - nein, dazu müssten wir die
Leitungen wieder von den Verstärkern und Anschlussdosen abklemmen."
Nachdem sich der Auftraggeber wieder gesammelt hatte: "Ich meine
Messprotokolle mit Dämpfungswerten, Pegellisten usw."
Elektromeister: "Wie und womit soll ich denn sowas messen?"
Der Elektromeister bekommt vom Auftraggeber eine Liste von Firmen, die er
mit diesen Messungen beauftragen könnte.
(übrigens die, die bei der Auftragsvergabe den Zuschlag nicht bekommen
durften, weil ihr Angebot höher lag)

Dass für einfache Anwendungen, z.B. Haussprechanlagen, meistens auch billiger Klingeldraht verwendet wird, war mir allerdings bekannt.

Und der wird dann oft auch gleich für die Telefonleitungen verwendet. Das
Leitungsmaterial ist doch eh reichlich da, funktionieren tuts auch, und
außerdem ist es billiger.

Klar. Bei mir funktioniert über dieses ungeschirmte, verdrillte Adernpaar auch DSL mit 1Mbit tadellos.

Für die reine Funktion ist auch Verdrillung und Leitungswiderstand wichtiger
als die Abschirmung.

Daher meine Verwunderung, dass möglicherweise von der Vermittlungsstelle bis zum Haus hochwertiges geschirmtes Kabel verwendet wird, ...

Ja, dort liegen üblicherweise Erdkabel mit PE-Mantel, Schirm aus Alu- oder
Kupferfolie (Folie ist dabei untertrieben, eher schon dünnes Blech). Die
Adern sind jeweils als Sternvierer verdrillt.
Da gibt es kaum eine billigere Alternative, die für eine Verlegung im
Erdreich geeignet wäre.

Auf Wiederlesen
Detlef

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