Sven Rautenberg: Open Source Projekt gruenden

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Moin!

Wenn ich Dich recht verstehe, siehst Du einen Unterschied zwischen "Wir gruenden eine Programmiergruppe und gucken mal, was man so programmieren kann" und "Wir schreiben ein Computerprogramm fuer ein Problem, welches mit vorhandener Software nicht geloest werden kann"?

Richtig. Im ersten Fall sucht der Programmierer ein Problem, im zweiten Fall sucht das Problem den Programmierer (heim ;) ).

Warum gibt es wohl Abermillionen von ASCII-Texteditoren? Weil jeder etwas fortgeschrittene, aber "problemlose" Programmierer sich denkt, er könne doch mal den besten und für seine Belange idealen Editor schreiben. Heraus kommt dann erstmal ein 08/15-Editor mit noch weniger Features, als der Windows-Notepad in Win95 hatte.

Ich denke nicht, dass dort ein gravierender Unterschied besteht, zumal die Gruppe durchaus Vorschlaege fuer ungeloeste Probleme macht. Nocheinmal: Die Idee hinter der Idee ist, dass Wirtschaftsinformatiker (die durchaus programmieren koennen und wollen) zusammenarbeiten und a) mit OS vertraut gemacht werden b) Projektmanagement in der Praxis "kennenlernen" c) Spass an der Sache haben (Reihenfolge mal alphabetischer Reihenfolge).

Ich glaube, der Ansatz ist falsch. Zuerst hat man ein Problem. Ob man es gefunden hat, oder es einen, sei dahingestellt. Dann wird dieses Problem durch ein Programm gelöst. In dieser Phase ist die Gruppenzusammenarbeit wichtig. Und wenn am Ende (wobei: Software ist niemals fertig...) eine erste funktionierende Version besteht, geht es darum, sie zu veröffentlichen. Und erst dann kommt die Frage nach "Open Source" und eine passende Lizenz überhaupt ins Spiel. Sie betrifft den Entwicklungsprozess aber nicht, denn alle beteiligten Programmierer haben ja den kompletten Einblick in den Source. Es ist also vollkommen egal, unter welcher Lizenz das Programmprojekt steht.

Der einzige Unterschied, den ich mir vorstellen kann, zwischen der lokalen Entwicklergruppe und "echter" Open-Source-Entwicklung ist die virtuelle Zusammenarbeit. Es ist eben ein extremer Unterschied, ob man sich im realen Leben bei Bedarf spontan oder geplant ohne großen Aufwand treffen und abstimmen kann, oder ob man aus Kostengründen auf elektronische Kommunikation angewiesen ist. Aber genau dieser Aspekt wird sich, so wie ich anhand der Informationen die Lage beurteilen kann, schwierig simulieren lassen, weil es unmöglich zu verhindern sein wird, dass die Teilnehmer sich doch im realen Leben treffen und auch über das Projekt reden.

Dabei halte ich diesen Punkt für den entscheidendsten. Denn erst wenn das Projekt tatsächlich echt released OS ist, also die Arbeiten an einer ersten Version hinreichend weit gediehen sind und deswegen Mitarbeiter in der Welt interessiert haben, daran teilzunehmen, wird die Lage ernst - und lehrreich. Denn irgendwo muß die Projektkoordination liegen, es muß einen irgendwie geregelten Austausch geben, definierte Regularien etc. - und all das virtuell abgestimmt. Mit solchen Arbeitsprozessen kann sich nicht unbedingt jeder identifizieren.

  • Sven Rautenberg