Marc Reichelt: Flash als Bestandteil von SELFHTML 9.0

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Hallo Christian,

SWF ist mittlerweile ein zwar binärer, aber freier Standard.

Nein, definitiv nicht. Ob es ein Standard ist, darüber kann man sich streiten (je nachdem, wie man Standard definiert), aber frei ist das Format definitiv nicht. Aus http://download.macromedia.com/pub/flash/flash_file_format_specification.pdf, Appendix 2 geht nämlich ganz klar hervor:

  1. Licenses
    Pursuant to the terms and conditions of this License, you are granted a
    nonexclusive license to use the Specification for the sole purposes of
    developing Products that output SWF.
    [...]
  2. Restrictions
    a. You may not use the Specification in any way to create or develop a
    runtime, client, player, executable or other program that reads or renders
    .swf.

Du darfst also Programme schreiben, die SWF-Dateien erstellen, *nicht* jedoch Programme, die SWF-Dateien lesen. Die Lizenz ist somit meiner Ansicht nach sogar GPL-Inkompatibel, da - wenn Du ein GPL-Programm schreiben würdest, das nur Flash-Dateien schreibt - jemand anderes nach der GPL theoretisch das Recht hätte, das Programm so umzuschreiben, das es auch Flash-Dateien liest. Das würde aber widerum dazu führen, dass Du die Lizenz des obigen Dokumentes verletzt hast (indem Du mitgeholfen hast, ein Flash lesendes Programm zu erstellen). Inwieweit die obigen Lizenzbedingungen nach deutschem Recht gültig sind, kann ich nicht beurteilen, in den USA sind sie es jedenfalls - und aus dem Grund gilt: Das Dateiformat ist nicht frei, weil Du damit keine Programme schreiben darfst, die das Format lesen und zumindest meiner Ansicht nach auch keine GPL-Programme schreiben darfst, die das Format schreiben.

Sehr interessantes Dokument das, danke. :-)
Allerdings finde ich, dass man die "Restrictions" durchaus anders auslegen kann.
Dort steht, dass man die Spezifikation (das PDF-Dokument) nicht dazu benutzen darf, um Programme zu schreiben, die SWF-Dateien einlesen.
Daher darf man SWF-Dateien aber trotzdem einlesen (und ausführen etc.), wenn man die Spezifikation nicht benutzt. Für das Schreiben von Programmen, die zwar SWF-Dateien erstellen können, für die die Spezifikation aber ebenfalls nicht benutzt wurde, ist sie also auch irrelevant.
Dazu ist auch der erste Abschnitt ("Definitions") interessant, in der die Spezifikation definiert wird.

Natürlich ist es mit dem Dokument leichter - vielleicht sollte man daher trotzdem mal bei Macromedia [oder vielleicht Adobe] anfragen, ob sie mit der OpenSource-Community zusammenarbeiten möchten. Ansonsten läuft die Community ihnen davon, wie sie es schon in vielen anderen Fällen gemacht hat. Und schließlich bekommt Flash bald eine mächtige Konkurrenz aus dem Hause Microsoft, weswegen eine Zusammenarbeit mit der OpenSource-Community die klügste Entscheidung für Macromedia wäre.

Da kommt mir außerdem eine Idee (wahh, schon der 25. Punkt auf meiner Liste - oder der 30.?): Ein neues Multimedia-Format zu entwickeln, das ähnliche Möglichkeiten hat wie SWF. Und zwar ein offen dokumentiertes - dafür ist es dann sehr einfach möglich, sowohl lesende als auch schreibende Programme zu entwickeln. Das wird über kurz oder lang sogar vielleicht passieren - und es wäre für Macromedia ebenso schlecht wie wenn Microsoft ihnen zuvorkommt.

D.h. es gibt erst einen zentralen Einstieg, der auf die Unterschiede zwischen den beiden eigentlichen Einführungen hinweist. Die beiden Einführungen dann zeigen die Grundprinzipien der Tools - und sollen prinzipiell dazu dienen, dem Leser zu zeigen, wo ActionScript ins Spiel kommt, mit einigen grundlegenden Beispielen.

Für mich hört sich das nach einer *Menge* Stoff an - v.a. wenn Du ActionScript noch einführen willst (wenn auch nur etwas) - so wie ich Mathias verstanden habe, hatte er eigentlich eher eine Einführung im Stil »Was kann man prinzipiell alles damit machen, was ist sinnvoll, was weniger und wo finde ich Informationen dazu, wenn ich mich da einarbeiten will« im Sinn.

Ich weiß, und das ist auch der Grund, warum ich Flash bei SELFHTML gerne einführen würde.
Da SELFHTML mittlerweile eine starke Leserschaft hat, wäre das Internet vielleicht in der Zeit darauf ein Stückchen von sinnlosen Flash Intros und Menüs befreit. Das ist das Ziel, das ich anstrebe - den Leuten zu zeigen, wo Flash Sinn macht, und wo nicht.

Für SELFHTML 9.0 steht noch eine ganze Menge an Themen an, die in SELFHTML nur teilweise oder gar nicht behandelt werden (PHP, Datenbanken, JavaScript-Objektmodell, evtl. SVG, AJAX ...). Deswegen und zumal es deutlich bessere Resourcen zu Flash gibt, als es in SELFHTML je beschrieben werden kann, halte ich eine etwas kürzerere Einführung für sinnvoller.

Deshalb bezeichne ich es ja auch als Einführung. ;-)
SELFHTML 9.0 wird also endlich etwas aktueller. Und natürlich gibt es bei Flash wesentlich bessere Ressourcen als es bei SELFHTML geben wird - aber gibt es das bei PHP nicht auch? Oder Datenbanken? Das wäre für mich also kein Grund, Flash unwichtiger als die anderen von dir erwähnten Themen erscheinen zu lassen. Es ist heute weitaus verbreiteter als SVG, auch, wenn ich dieses gegenüber Flash vorziehe. Aber wir sollten auch einsehen, was SVG nicht kann. Und, dass der immer noch "beliebteste Browser der Welt" (der-der-nicht-genannt-werden-darf) ohne Plugin kein SVG unterstützt.

Grüße

Marc Reichelt || http://www.marcreichelt.de/

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Nein, ich mag den IE immer noch nicht.
Selfcode: ie:{ fl:| br:> va:} ls:< fo:} rl:( n4:( ss:) de:> js:| ch:? sh:| mo:) zu:)
http://emmanuel.dammerer.at/selfcode.html