Christoph Schnauß: Adagio

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hallo Melanie,

ich habs leider nie weiter gebracht als bis zur Mondscheinsonate.

Das ist ein anderer Komponist. Und ein anderer Musikstil.

Ich frage mich gerade ob es solche Grössen wie Mozart und Bach heute noch gibt?

Mit Sicherheit, nur "erkennen" wir sie wahrscheinlich nicht. Auch Bach und Mozart haben für den "Tagesbedarf" und nicht zuletzt zum Geldverdienen komponiert und geschrieben, nicht zuletzt ist es ihre Produktivtät und das Festhalten am jeweiligen individuellen Stil, was sie noch heute unverwechselbar macht. Und beide haben nie mit irgendeinem "Ruhm" kokettiert, den hat ihnen jeweils die Nachwelt übergeholfen - zu recht.

Oder sind sie unvergleichlich?

Vielleicht.

Wie konnten sie so bekannt und unvergessen bleiben?

Interessante Frage. Johann Sebastian Bach war nach seinem Tod relativ bald vergessen, seine Kompositionen wurden nicht mehr gespielt, und von seinen Söhnen hat keiner dieselbe Produktivitität erreicht - musikalische Neuerungen gab es aber mindestens bei Johann Christian Bach

Ist das ein Phänomen der heutigen Informationsüberflutung?

Nein. Was Bach anbetrifft: als er Thomaskantor war, gingen die Leipziger sonntags in die Kirche, hörten gelangweilt einer neuen Kantate zu, die sie noch nicht kannten, und vergaßen sie nach dem Kirchgang wieder. Was Mozart angeht, so muß man sich nur mal seine Briefe an seine Schwester anschauen (er bringts fertig, ihr zu sagen, daß er ihr "den Arsch küsse"). Was wir heute an seiner Musik so phantastisch finden, hörten sich seine Zeitgenossen entweder gelangweilt oder genervt an, ähnlich, wie wir heute auf die Klangflut aus diversen Klangquellen reagieren. Für uns Heutige sind es lediglich ein paar mehr Klangquellen geworden.
Eines der Probleme der "modernen" Komponisten ist ungefähr seit der Zwölftonmusik von Arnold Schönberg (wunderschön dargestellt von Thomas Mann im Dr. Faustus-Roman), daß sie sich zu ernst genommen haben. Bach, Mozart, Liszt, Schumann usw. machten ihre Musik für den Augenblick, man sollte und durfte danach auch tanzen können und niemand sollte gezwungen werden, stetig angestrengt zuzuhören. Dieses Prinzip ist im Grunde genommen erst wieder von den Beatles und den Rolling Stones in den siebziger Jahren aufgegriffen worden.

oder gibt es keine Genies mehr? Oder wurden eben diese damals überschätzt?

Beides möchte ich verneinen. Der Begriff "Genie" ist problematisch, und die musikalischen Könner, die wir posthum noch immer schätzen, wurden zu Lebzeiten nahezu alle eher unterschätzt und konnten oftmals nicht einmal fürs Frühstück sorgen. Bach bildet eine Ausnahme, da er nach unserem heutigen Verständnis ein "Beamter" und damit ein wohlsituierter Bürger war. Mozart ist bettelarm verstorben, Robert Schumann endete in geistiger Umnachtung, selbst Max Reger war am Ende seines Lebens durchaus minderbemittelt. Und Beethoven hatte zuletzt nicht mehr die Mittel, eben genau die 60 Kaffeebohnen abzuzählen, die er für eine Tasse Kaffee brauchte (und er hat sehr viel Kaffee getrunken).

Du kennst Dich doch anscheinend sehr gut aus in der Materie...was meinst Du?

Ich bin mir keineswegs sicher, ob und wie ich mich in dieser "Materie" auskenne. Ich habe als Jugendlicher in Eisenach Konzertausbildungen an mehreren Instrumenten (Klavier, Geige, Waldhorn) teilweise sogar mit hohem Engagement und viel Freude über mich ergehen lassen, davon ist aber nichts geblieben, was ich noch aktiv betreiben könnte. Bis auf die Tatsache, daß ich manchmal beim Hören eines Musikstücks etwas weniger danebentippe als andere.

Ich finde es gut und richtig, wenn wir heute in den Schulen die Kinder immer noch lehren, diese Musik wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht auch sogar mit einer gewissen Ehrfurcht hinzuhören. Aber Musik ist das vergänglichste ästhetische Phänomen, das uns Menschen begleitet. Und wer von ihr nicht "berührt" wird, hat vielleicht andere Eigenscahften oder ist auf andere Weise produktiv und vielleicht sogar ein Genie. Offenbar entscheidet darüber immer erst die "Nachwelt", und manchmal tut sie das auch mit einem Jahrhundert Verspätung.

Grüße aus Berlin

Christoph S.

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