gudn tach!
Kann sein, kann aber auch nicht sein.
Das wiederum kann nicht sein. Der Satz müsste lauten: "Kann sein, kann aber auch sein, dass es nicht so ist."
"sein oder nicht sein" ist hier tatsaechlich die frage - obgleich viel bodenstaendiger als bei shakespeare.
afais ist auch der erste satz ok. natuerliche sprachen oder darin formulierte saetze sind nicht immer "logisch"/eindeutig/...
so ist es auch hier unmoeglich, den satz eindeutig in einen modallogischen satz zu ueberfuehren.
das "nicht" kann man - ohne den kontext zu betrachten - durchaus entweder auf das zweite "kann" oder auf das zweite "sein" beziehen.
am beispiel wird's klarer; die klammern sollen jetzt wie in der mathematik verstanden werden:
1. "es (kann nicht) weiss sein." -> es ist unmoeglich, dass es weiss ist.
2. "es kann (nicht weiss sein)" -> es ist moeglich, dass es nicht weiss ist.
die farbe weiss habe ich nur hinzugefuegt, um es sich besser vorstellen zu koennen als das abstrake "sein" (mir hilft sowas).
das "nicht" im urspruenglichen satz ist aber nicht die einzige huerde. zusaetzlich kann man das "aber auch" wahlweise als "und" oder als "oder" verstehen.
man kann den satz
"kann sein, kann aber auch nicht sein."
also wie folgt verstehen, ohne einen logischen fehler zu begehen:
1. "es ist moeglich und es ist unmoeglich."
2. "es ist moeglich und es ist nicht notwendig."
3. "es ist moeglich oder es ist unmoeglich."
4. "es ist moeglich oder es ist nicht notwendig."
gemeint war urspruenglich wohl 2. bzw. 4, was aus dem kontext ersichtlich war. und das kennen dieses kontextes darf man wohl voraussetzen, oder?
man kann das uebrigens noch kuerzen:
1. false (antinomie)
2. "es ist moeglich."
3. true (tautologie)
4. "es ist moeglich."
denn wenn etwas (nur) moeglich ist, heisst das automatisch, dass auch das gegenteil moeglich ist, deswegen waere eigentlich auch der satz "kann sein." semantisch voellig ausreichend gewesen (auf die pragmatik gehe ich jetzt aber nicht mehr ein).
prost
seth