hallo Andreas,
Ein Bekannter, der beim Bundesamt für Strahlenschutz arbeitet, hat damals Pilze vom Herbst 1986 mit Pilzen aus der Tiefkühltruhe vom Herbst 1985 (beide aus dem gleichen Waldstück) verglichen. Tatsächlich war die Belastung der 86er höher als die der 85er - bei genauerer Untersuchung zeigte sich, daß der Unterschied ziemlich genau dem entsprach, was innerhalb eines Jahres an Abbau zu erwarten war ...
Sehr interessanter Hinweis. Ich habe jetzt leider keine genauen Zahlen zur Verfügung (naja, man hätte erwarten können, daß irgendjemand das Thema anspricht und sich entsprechend mit Material versorgen sollen), aber ich erinnere mich, daß ich mit einem Korb voller frisch eingesammelter Steinpilze in die Uni getappelt bin und daß die Meßwerte genau das aussagten: die "Belastung" entsprach nicht dem zu erwartenden Wert, sondern lag geringfügig um so viel höher, als hätte sich ein Jahr lang keinerlei "Entspannung" zugetragen. Das sind nun allerdings die Werte aus dem Berliner Umland. Würde man die hier eingesammelten Steinpilze mit Steinpilzen aus der Nähe von Tschernobyl vergleichen, sähe die Relation gewiß deutlich anders aus.
Man müßte das allerdings nochmals mit den exakten Meßdaten belegen, um wirklich verläßliche Aussagen machen zu können. Das Problem ist gerade bei solchen "Gedenktagen" aber immer das der Interpretation: mir (und dir sicherlich auch nicht) liegt bei weitem nicht daran, an "Tschernobyl" im Nachhinein etwas verharmlosen oder gar schönreden zu wollen. Das Problem war "damals" die absolute Hachrichtensperre, die die Sowjetunion verhängt hatte, und die mehrere Monate verhinderte, daß Genaueres als Spekulationen in den mitteleuropäischen Nachrichten dargestellt werden konnte. Zum zehnten Gedenktag, also vor zehn Jahren, sah die Berichterstattung übrigens deutlich "pessimistischer" aus als heute - ich habe einige Info-Sendungen vor zehn Jahren aus dem ZDF und aus anderen Sendern mitgeschnitten und werde das mal vergleichen.
"Medienwirksam" waren diesmal die Tränen, die Juschtschenko in den Augen hatte. Die mögen echt und glaubhaft gewesen sein. Und es mindert nichts daran, daß dieser "GAU" bisher so ziemlich das Schlimmste war, was durch "Technologie" bewerkstelligt werden kann.
"Wir" haben nur halt zu lernen, wie man nun damit umgehen und weiterleben soll.
Grüße aus Berlin
Christoph S.