Moin,
Hello out there!
Eine nicht valide Seite (und das kann eben mehr sein als ein Validator-TÜV-Plakete) kann - wenn ich den Spirit der Idee des Webs inhaliere, so wie ich hier angedeutet habe - nicht auf Dauer eine "gut nutzbare, fehlerfreie Seite" sein.
„# Trifft ein[...Auszüge aus der HTML-Spec...]
Ich hatte mich bemüht deutlich zu machen, dass Validität (oder besser: Konformität) nicht ausschließlich an der Spec festgemacht werden bzw. eine korrekte Syntax allein noch kein valides Dokument ergibt. Das fängt schon damit an, dass es Festlegungen in der Spec gibt, die nicht von maschinellen Validatoren überprüft werden können und endet irgendwo in dem "mehr" oder "Spirit", den ich ins www hineininterpretiert habe.
Wenn es für einige Nutzer sinnvoll ist, proprietäre Elemente/Attribute zu verwenden*, und es anderen nicht schadet, warum eigentlich nicht?
Ich mache jetzt keine Gegenrede. Ich glaube nämlich nicht, das wir weit auseinander sind. Ich versuche es nur mal anders und stelle den Modus "missionieren" ein :-)
Vor nicht mal 16 Jahren kam ein von den meisten seiner Zeitgenossen wahrscheinlich für naiv gehaltener Technik-Spinner namens Tim Berners-Lee auf die Idee, man könnte doch mal gucken, ob es möglich ist, die unterschiedlichsten, zudem noch überall verteilt liegenden Informationsquellen hard- und softwareunabhängig in einer (und dann auch noch interaktiven) Benutzerschnittstelle präsentieren zu können. Man muss sich einfach mal klar machen, dass jeder, der so was vor 15, 16 Jahren vorgeschlagen hätte, für komplett übergeschnappt erklärt worden wäre. Wenn ihm denn überhaupt eine nennenswerte Menge zugehört hätte. Genausogut hätte namlich einer vorschlagen können, dass alle Welt ab übermorgen eine Sprache spricht. Zu der Zeit hielten viele es nämlich noch für einen nicht mehr zu übertrumpfenden Höhepunkt der Standardisierung der Technik, dass man mit Telefonen unterschiedlicher Hersteller weltweit miteinander sprechen konnte! Und dann kam das WWW. Und damit tat sich ein Welt auf, die nicht mal Jules Verne hätte erahnen können. Eine Welt, in der die Hypertext-Spinnereien eines Ted Nelson nicht mal im PM-Magazin ernsthaft diskutiert worden wären, wurde greifbar.
Vielleicht muss man sich diesen gigantischen Schritt, der vor nur so wenigen Jahren vollzogen wurde, immer wieder vor Augen führen, bevor man darüber redet, ob man proprietäres im WWW machen möchte. Das Web wurde erschaffen, um genau das zu überwinden! Ich schäme mich nicht dafür, bei der Lektüre des Buches von TBL über die Erfindungs des Web an irgendeinere Stelle vor Freude geheult zu haben; einfach, weil da einer war, der dieses geniale Instrument erfunden hat. Und dann auch noch genial einfach. Und genial² wurde es sogleich erschaffen, dass es proprietäre Ausflüge überlebt. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass proprietär im WWW damit völlig okay ist. Techniken, die das auf Universalität angelegte des Web einschränken können, sind erstmal böse(R). Und selbst wenn sie keinen Schaden anrichten werden sie nie gut(R) sein können. Gut ist nur, dass gute WWW das böse proprietäre in Maßen ertragen kann.
Diesen oder ähnlich Denkansätze haben diejenigen, die das Web mitgestalten. Die, die es nur be- oder ausnutzen, müssen sicher das, was sich hinter dem Vorhang abspielt, nicht genau verstehen. Aber sie sollten wissen, was für ein filigranes Instrument sie benutzen und dürfen deshalb immer wieder gern darauf hingewiesen werden, warum Universalität was Tolles ist. Und dann werden sie auch Verständnis für Validität haben. Web-konforme Seiten sind nämlich keine langweiligen Bleiwüsten die nur für pickelige 16-Jährige. Sie sind gelebter Fortschritt. Universalität ist kein Regelwerk, das man beiseite schieben kann sondern eine Grundeinstellung, die man hat oder nicht.
Nutzer interessieren sich für die Nutzbarkeit einer Seite, nicht für die Validität des Quelltextes. Da kann ich Cybaers Gedanken durchaus nachvollziehen.
Ich auch, wenn ich nur bis zur nächsten Ecke denken soll. Danach - und ich bis sicher, dass Cybaer das in innersten seines Herzens nicht anders sieht :-) - kann es eng werden mit einer Grundeinstellung, die allein das vermeintliches Desinteresse einzelner Teilnehmer hochleben lässt und sich deshalb - bewusst komplett übertrieben: - auf ein "nach mir die Sintflut" reduzieren lässt.
Man merkt, die Diskussion ist weit weg von praktischen Leben an irgendeinen Dreiländereck Soziologie Philosophie und Technik. Aber manchmal ist es wichtig, sich der Wurzeln einer Idee zu besinnen und dann nachhaltiger mit ihr umzugehen.
Viele Grüße
Swen Wacker