flashnfantasy: Kochrezepte zur Ergonometrie

Seit Monaten bastele ich eine interaktive Website.
Inzwischen sind dort soviele User online, daß ich Trends in der Benutzung und Akzeptanz einzelner Elemente beobachten kann.

Und damit ergibt sich ein neues Problem-Feld, weil ich jetzt auch erkenne, daß bestimmte Möglichkeiten anscheinend ignoriert werden, andere viel unbedeutendere Sachen hingegen massiv genutzt werden.

Momentan vergleiche ich meine Seite mit ähnlichen Seiten, auch mit ähnlichen Mitglieder-Kreis, und stelle dort ein ganz anderes Nutzer-Verhalten fest.

Damit rückt neben dem Design auch die Benutzbarkeit der einzelnen Elemente bzw. Formularfelder in mein Blickfeld.
Eigentlich ist alles andere inzwischen zweitrangig, weil Design und Codierung kann ich bereits optimieren bis es flutscht.
Aber die Benutzbarkeit bzw. Akzeptanz bleibt für mich ein Mysterium.

Gibt es da irgendwelche Vorgehensweisen ?
Weil ich bin fast soweit, daß ich Mitglieder der Webseite zu einem Brainstorming einlade. Und selbst da habe ich Bedenken, weil man was bespricht, dessen Auswirkungen man ja nicht sofort sieht, und sie deshalb nicht beurteilen kann.

Wie würde man bei sowas im allgemeinen Vorgehen, wenn ich zB bei einer Website, die schon massig besucht wird, die Leute dazu bringen will, zB ihren Wohnort auf einer interaktiven Karte einzutragen...

Gruß,
Flash

  1. Hallo,

    Wie würde man bei sowas im allgemeinen Vorgehen, wenn ich zB bei einer Website, die schon massig besucht wird, die Leute dazu bringen will, zB ihren Wohnort auf einer interaktiven Karte einzutragen...

    ich bin kein Spezialist für Benutzeroberflächen, aber ich melde mich trotzdem mal zu Wort.
    Eine Faustregel für gute Benutzbarkeit von Websites (aber auch Produkten in anderen Bereichen) ist meiner Meinung nach, nicht unnötigerweise mit Konventionen zu brechen.

    Es gibt zum Beispiel Webdesigner, die viel Mühe darauf verwenden, die "häßlichen" Systemscrollleisten durch irgendwelche DHTML-Lösungen zu ersetzen. Das geht oft in die Hose, weil die häßlichen Scrollbars ganz einfach sehr sinnvoll sind und zudem bequem zu handhaben. Außerdem dienen sie nicht nur dem Bewegen des Seiteninhalts, sondern vermitteln auch Informationen (vor allem die über die Länge der Seite).
    Das ist nur ein Beispiel, das sich auch auf komplexere GUI-Elemente übertragen läßt.

    Wir als Designer/Entwickler neigen in unserer Betriebsblindheit und unserer Begeisterung für das Machbare oft zu der Illusion, daß die Benutzer unserer Produkte ganz wild darauf sind, irgendetwas zu "entdecken".
    Das ist aber bei den meisten Benutzern nicht der Fall (das kann man auch an sich selbst beobachten, wenn man sich mal selbst als Anwender im Netz bewegt). Man ist eher selten auf Entdeckungsreise, sondern schätzt es, wenn man im Internet schnell und schnörkellos an Informationen oder Dienstleistungen kommt.

    Das sind jetzt natürlich Allgemeinplätze, aber ich glaube nicht, daß man das Thema "Usability von GUIs" in ein paar Sätzen abhandeln kann.
    Es geht da um Formgebung, um Farben, um Benennungen, um Abläufe. Da gibt es extrem viel, was man falsch machen kann, wenn man versucht, neue Wege zu gehen.

    Ich weiß jetzt auch nicht, an was für ein Zielpublikum Du Dich wendest. Der Besucher der Website eines Fotografen etwa oder eines Flash-Animationskünstlers ist ganz sicher eher darauf eingestellt, auf Entdeckungssuche zu gehen und durchaus auch mit unkonventionellen GUI-Elementen zu experimentieren, als der Geschäftsmann, der sich auf einer B2B-Plattform bewegt und bei dem der Spieltrieb allein schon aus Zeitgründen eher gegen Null tendieren dürfte.

    Die englische Wikipedia-Seite zum Thema (http://en.wikipedia.org/wiki/Usability) scheint als Einstieg ganz gut zu sein.

    By the way: wer kann mir die genaue Bedeutung von und damit den Unterschied zwischen "Ergonometrie" und "Ergonomie" erklären?

    Ciao,
    Andreas

    --
    "Das Corporate Design für das Internet sieht eine Reihe von Grafikelementen vor, die die Optik der Webseite visuell und funktionell beeinflussen." - (Zitat aus dem "Styleguide Corporate Design"  eines großen Konzerns...)
    1. moin Andreas :)

      By the way: wer kann mir die genaue Bedeutung von und damit den Unterschied zwischen "Ergonometrie" und "Ergonomie" erklären?

      Ergonometrie ist die Messung menschlicher Leistungsfähigkeit. Der Begriff taucht oft in der Medizin auf (Stichwort EKG). Ergonomie dagegen setzt sich zum Ziel menschliche Leistung zu verbessern. Ein ganz wichtiger Aspekt der Ergonomie (und der Begriff wird fast ausschlisslich so benutzt) ist die Verbesserung der Maschine-Mensch-Schnittstelle.

      liebe Grüße aus Berlin
      lina-

      --
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      1. Hallo,

        Ergonometrie ist die Messung menschlicher Leistungsfähigkeit. [...]

        und wieder etwas dazugelernt!

        Thanx,
        Andreas

        --
        "Das Corporate Design für das Internet sieht eine Reihe von Grafikelementen vor, die die Optik der Webseite visuell und funktionell beeinflussen." - (Zitat aus dem "Styleguide Corporate Design"  eines großen Konzerns...)
      2. Hallo lina,

        Ergonometrie ist die Messung menschlicher Leistungsfähigkeit.

        Nicht ganz, das ist die Ergometrie.

        Die Bestanteile der Wörter sind:
        Ergo- von Ergon (Arbeit, Werk)
        -metrie von Metron (Maß)
        -nomie von Nomos (Gesetz, Regel)

        Grüße

        Daniel

        1. moin Daniel :)

          Die Bestanteile der Wörter sind:
          Ergo- von Ergon (Arbeit, Werk)
          -metrie von Metron (Maß)
          -nomie von Nomos (Gesetz, Regel)

          Hui... so genau hätt ich das nicht gewusst. Und in wie fern ändert das die Definition? "Gesetze zu Messung der Arbeit"? *g*

          liebe Grüße aus Berlin
          lina-

          --
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          1. Hallo lina,

            Hui... so genau hätt ich das nicht gewusst. Und in wie fern ändert das die Definition? "Gesetze zu Messung der Arbeit"? *g*

            So könnte man natürlich noch was machen aus dem Wort. Ich würde dann aber eher sagen, dass es "Messung von Gesetzen der Arbeit" also Messung von Ergonomie ist ;-)

            Grüße

            Daniel

    2. Hi Andreas,

      danke für deine lange Antwort...

      Klar versuche ich nicht mit allen Konventionen zu brechen.

      Wie du schon feststellst, meist versuchen die Designer, Scrollbars zu vermeiden und alles auf einer Seite unterzubringen.
      Das geht aber auch nur meistens in die Hose, weil es zuviele Schnörkel hat.

      Wobei ich ganz gerne statt Scrolls Karteikarten mit Reitern verwenden, die dann den Inhalt einer DIV dynamisch austauschen bzw. ein Element ausblenden und ein anderes stattdessen einblenden.

      Mein Ziel-Publikum sind meist Schüler, so im Alter von 14-17 Jahren.
      Also ein Publikum mit einem sehr launischen Verhalten, die Ausdauer für eine bestimmte Sache kann total unterschiedlich sein, manche verbringen Stunden mit der Ausgestaltung ihres Profils, andere nehmen sich nicht mal ein paar Sekunden Zeit dafür...
      Deswegen auch die Unterschiede zwischen 'Entdeckungsreise' und 'Infos'. Viele sind halt nur auf Entdeckungsreise auf der Seite, das Bedürftniss muß für eine Sache erst geweckt werden, das operative Produkt heißt 'Langeweile bekämpfen'...

      By the way: wer kann mir die genaue Bedeutung von und damit den Unterschied zwischen "Ergonometrie" und "Ergonomie" erklären?

      Nur ein Schreibfehler...

      Gruß,
      Mathias

    3. Hello out there!

      Eine Faustregel für gute Benutzbarkeit von Websites (aber auch Produkten in anderen Bereichen) ist meiner Meinung nach, nicht unnötigerweise mit Konventionen zu brechen.

      Nicht nur deiner Meinung nach.

      ISO 9241-10: Grundsätze der Dialoggestaltung sagt es in Grundsatz 4 Erwartungskonformität: „Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er konsistent ist und den Merkmalen des Benutzers entspricht, z.B. seinen Kenntnissen aus dem Arbeitsgebiet, seiner Ausbildung und seiner Erfahrung sowie den allgemein anerkannten Konventionen.“

      Es gibt zum Beispiel Webdesigner, die viel Mühe darauf verwenden, die "häßlichen" Systemscrollleisten durch irgendwelche DHTML-Lösungen zu ersetzen. Das geht oft in die Hose, weil die häßlichen Scrollbars ganz einfach sehr sinnvoll sind und zudem bequem zu handhaben.

      3 Steuerbarkeit: „Ein Dialog ist steuerbar, wenn der Benutzer in der Lage ist, den Dialogablauf zu starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel erreicht ist.“

      Man ist eher selten auf Entdeckungsreise, sondern schätzt es, wenn man im Internet schnell und schnörkellos an Informationen oder Dienstleistungen kommt.

      1 Aufgabenangemessenheit: „Ein Dialog ist aufgabenangemessen, wenn er den Benutzer unterstützt, seine Arbeitsaufgbe effektiv und effizient zu erledigen.“

      Ich weiß jetzt auch nicht, an was für ein Zielpublikum Du Dich wendest. Der Besucher der Website eines Fotografen etwa oder eines Flash-Animationskünstlers ist ganz sicher eher darauf eingestellt, auf Entdeckungssuche zu gehen und durchaus auch mit unkonventionellen GUI-Elementen zu experimentieren, als der Geschäftsmann, der sich auf einer B2B-Plattform bewegt und bei dem der Spieltrieb allein schon aus Zeitgründen eher gegen Null tendieren dürfte.

      Natürlich.

      „Die Gebrauchstauglichkeit (usability) ist das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.“

      Usability kann immer nur in Bezug auf eine bestimmte Zielgruppe betrachtet werden. (Es gibt auch Fälle, in denen die Zielgruppe „alle“ sind.)

      See ya up the road,
      Gunnar

      --
      “Remember, in the end, nobody wins unless everybody wins.” (Bruce Springsteen)