Bertold Bernreuter: Digital Object Identifier

Hallo!

Mich interessieren Meinungen zum DOI-System (Digital Object Identifier). Nähere Informationen dazu auf der Website der DOI-Stiftung: http://www.doi.org

Meine Meinung zu DOI ist kurz und schmerzhaft: wenig Mehrnutzen, viel Geschäftemacherei.
Nicht nur, dass ich für die Aufnahme, also meine Arbeit mit der Verschlagwortung meiner Seiten usw. selbst zahlen soll, auch (komplexe) Suchabfragen werden laut der DOI-Website kostenpflichtig sein. Zugegeben, Tim Berners-Lees altes Diktum "Cool URIs don't change" ist fern jeglicher Realität. Insofern hat eine dauerhafte Identifikationsmöglichkeit schon ihren Charme. Doch andererseits schafft man so ein neues Monopol. Wer besagt denn, dass der "DOI-Nameserver" noch frei zugänglich sein wird, wenn einmal eine erkleckliche Zahl von Seiten auf den DOI und nicht den URI linken? Wenn du gefunden werden willst, dann musst du zahlen. So etwas ist in der dezentralen Struktur des Internets bislang nicht so einfach möglich.

Aber wieso sollte ich überhaupt hunderte oder tausende von Adressen händisch in deren Verzeichnis ändern, wenn sie jeder Suchbot innerhalb kurzer Zeit automatisch korrigiert? Fast alles, was die anbieten, gibt es schon anders und besser. Da versucht meiner Meinung nach jemand krampfhaft, das ISBN-System aus der Printwelt (mit allen damit verbundenen Kosten) aufs Internet zu übertragen, einen Standard mehr in den Markt zu drücken, um dann damit abzukassieren. Das mag vielleicht für den ein oder anderen Verlag eine nette Werbestrategie sein - das Verzeichnis Lieferbarer Bücher wird ab 2007 neben ISBNs auch DOIs (mit direktem Link zur entsprechenden Verlagsseite) anbieten; doch was bringt das dem Internet? Statt Standards zu harmonisieren, wird eine Inkompatibilität mehr etabliert. Statt der versprochenen "Ordnung" ein URI für die Erste Klasse, für die, die sich's leisten können.

Was mal eine nette Initiative wäre, wäre ein Programm, das automatisch Metadaten abgleicht. Es ist mir nicht recht einsichtig, warum ich pflichtschuldig nach Dublin Core erstellte Metadaten händisch in andere Systeme wie das DOAJ (Directory of Open Access Journals) oder ins OAI-System (Open Access Iniative) eingeben soll. Mal ganz abgesehen davon, dass die Suchkrake Google sie gar nicht ausliest (weil Pornoseiten usw. einst allen möglichen Blödsinn angegeben haben), alle anderen mir bekannten Suchmaschinen Googles schlechtem Beispiel gefolgt sind und die Suchmöglichkeiten heute weit bescheidener sind als vor zehn Jahren. Nur weil heutige Suchmaschinen nicht einmal die elementarsten Suchmöglichkeiten anbieten (Autor, Titel, Schlagwort), gibt es meiner Ansicht nach überhaupt Raum für Initiativen wie DOI. Doch das ist eine andere Geschichte.

Beste Grüße
Bertold Bernreuter

  1. Hallo Bertold!

    Ich kann deine Skepsis gut nachvollziehen und halte DOI für eine Nische für Verlage, Bibliotheken, elektronische Textarchive u.Ä. Ich glaube nicht, dass sich das groß durchsetzen wird. Allerdings sehe ich auch nicht, wie es einem freien Internet sonderlich schaden sollte. Diejenigen, die für ihre Dokumente DOIs haben wollen, werden dafür bezahlen; für die Nutzerseite wird das Ganze (sprich der "DOI-Nameserver") sicherlich frei zugänglich bleiben, denn sonst wäre das Projekt in einer Stunde tot. Das mit den kostenpflichtigen Suchabfragen ist allerdings schon happig. Ich kann mir vorstellen, dass sich das nicht wird durchhalten lassen. Schließlich zahlen die Besitzer von DOI-Dokumenten dafür, dass sie gefunden werden. Der VLB ist heute ja auch frei zugänglich; das war er früher nur bedingt.

    Alles Gute
    Ben Recklich