molily: IE must DIE

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Hallo,

Mittlerweile finde ich ich es wenig erkenntnisfördernd, sich über den unzureichenden IE zu ereifern. »Ja, und?« Was soll uns das sagen, was soll die ganze Aufregung? Wieso sollte man noch irgendein Wort dazu verlieren?

Ernsthaft, was würdest du machen? Was würdest du tun, wenn du der Product Unit Manager wärst? Was für Entscheidungen wären für betriebswirtschaftlich denkende Verantwortliche bei Microsoft realistisch und umsetzbar?

Gut, wahrscheinlich würdest du kündigen und bei der Konkurrenz anheuern, oder du würdest eine grundsätzlich andere Firmenpolitik fordern - ja, sehr witzig, genau das meine ich: Meckern können wir, besser wissen nicht. Was würdest du genau in der jetzigen Lage des IE-Teams tun, was wären die Alternativen zum jetzigen Kurs des IE-Teams?

Wie weit der IE in der Entwicklung zurückhängt, wissen die Verantwortlichen sicher besser als du. Auch wenn du es leugnest, natürlich zeigt oberflächliches Bugfixing eine Wirkung und es geht bei der schrittweisen Verbesserung tatsächlich um Zukunftssicherung: Microsoft hat ein Betriebssystem, das mit einem eigenen, verbesserten Browser ausgeliefert werden soll. Dieser soll eben jetzt für die kommende OS-Version möglichst viel Innovation bieten, um weiter als Grundlage zu dienen. Ein solches eingebundenes Programm ist mittlerweile zentral wichtig - was meinst du, warum Apple soviele Ressourcen in WebKit investiert, viele Unternehmen die Gecko-Entwicklung sponsorn und zahlreiche Firmen Opera für ihre diversen Elektrokleingeräte lizensieren. Da sieht Microsoft einen riesigen Markt und will unbedingt am Ball bleiben.

Microsoft hat bereits eine Technik, auf die Millionen Anwendungen eingeschossen sind. Daran kann das IE-Team nicht rütteln, Kontinuität und Kompatibilität sind wichtige Ziele der Unternehmensführung. Daher ist »evolutionäre« statt »revolutionäre« Weiterentwicklung des IE angesagt. Das IE-Team kann sich nicht für fünf Jahre wegschließen, die Versäumnisse nachholen und einen neuen, ordentlichen Browser programmieren, der auch mal wieder Maßstäbe setzt. Das wäre so ziemlich die dümmste Entscheidung, die ein Unternehmen mit Microsofts Produktpalette treffen könnte. Sie würden Kunden aktiv vergraulen, sich selbst vom Markt katapultieren und auch die restlichen Produkte würden in Mitleidenschaft gezogen. Es wird deshalb eine neue Version herausgebracht, die soviel Verbesserung enthält, wie in der Zeit seit Beginn des Aufwachens zu schaffen war. Alles weitere will man mit kommenden Releases abdecken, indem man sich der stetigen Weiterentwicklung verpflichtet.

Auch das Umarbeiten einer anderen Codebasis, ob Open-Source oder kommerziell lizensiert, um an die IE-Plattform anzuknüpfen, würde viel zu lange dauern und würde alle vorigen Investitionen in die IE-Technik und die Windows-Plattform verwerfen. So einen Weg würde keine Softwarefirma gehen, das ist das Gegenteil von Wirtschaftlichkeit.

Insofern ist aus meiner Sicht festzustellen, dass es keine realistischen Alternativen zur jetzigen IE-Entwicklung gibt. Allerdings habe ich weder Softwareentwicklung oder Betriebswirtschaft studiert, noch habe ich bei einem großen Unternehmen wie Microsoft ein Projekt wie IE gemanagt, daher kann ich das als Unbeteiligter schwer einschätzen. Hast du vielleicht solche Kompetenzen und entsprechende Antworten? Ich bin gespannt! Auch Microsoft sucht händeringend...

Mathias

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