Christopher: Offtopic: Ein Hommage an Sebastian K

Abend die Herrschaften,

in Anlehnung an:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24032/1.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/83512

Kann mir mal einer erklaeren wie man anhand des Abschlussbriefes
des Amoklaeufers Sebastian K. aus Emsdetten auf ein "Killerspiel-
Verbot" schließen kann?

Da wird doch mal wieder nach guter deutsche Manier die Wirkung
statt der Ursprung bekaempft. Man sucht sich halt wieder auf Teufel
komm raus irgendeinen dummen - der Masse leicht zugaenglichen -
Grund, um weiter ein Schritt Richtung absoluter Kontrolle und Gesellschafts-
verdummung (in Form von der Moeglichkeit die Bevoelkerung gezielt
ins Absurde zu lenken) meistern zu koennen.

Man sagt der Masse - mit zusaetzlicher Unterdrueckung der Veroeffentlichung
wichtiger Informationen, welche das Puzzle erst vollstaendig machen, wie zB der
Abschiedbrief, - wie und vor allem warum es zu so einer schlimmen
Tat kommen konnte. Der arme Junge hatte zu oft Counter Strike gespielt,
und sich dann selbst in dieser brutalen Blockbuster-Welt gesehen. Keine
Chance die Realitaet als solche zu differenzieren. Kein Wunder, dass er
folglich einen Amoklauf in seiner Schule gestartet hat. Es geht ja jedem
von uns so - frueher oder spaeter.

Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Das einzige Ziel - ich wiederhole: das einzige Ziel des Politikers ist es,
sich erfolgreich zu profilieren und von der Befuerwortung der Masse zu
profitieren. Was kaeme da passender, als ein leicht fragiler, von der
Gesellschaft ausgestoßener, dadurch resultierend depressiver und
lebensverneinender Teenager? Man wirft der Masse einfach einen
"plausiblen" Grund vor die Fuesse, um zu zeigen, dass man das Problem
bereits erkannt hat und wir nicht ohne Grund solche faehigen Politiker an
der Macht haben. Man sucht sich halt den Grund - gemaeß der Missdeutung
der Behebung eines Problemes: auch hier herrscht wieder die globale
Missdeutung des Zwischenspiels von Ursache und Wirkung.

Das Killerspiel soll also die Ursache gewesen sein. Um der Bevoelkerung
solch einen infiligranen und subtilen Grund vorgaukeln zu koennen,
bedarf es mitterweile nicht mehr viel. Zu oft wurden wir Wochen lang
medial mit Falschheiten zugebombt, bis man es schließlich selbst als
Wahrheit empfunden hat. Die hohen Politiker sind ja so schlaue Menschen,
die wissen schon was fuer uns gut ist und was uns schadet. Bemerkenswert,
wie schnell sie diese Problem zu loesen scheinen. Damit des weiteren
bloß keine Zweifler die Masse verunsichern, werden saemtliche Informationen
unter den Tisch gekehrt und der Oeffentlichkeit entzogen, die Rueckschluesse
darauf schließen lassen koennen, worum es eigentlich wirklich bestellt ist.

Es waere auch ein zu arger und individueller, fordernder Schlag ins Gesicht,
erklaere man der Meute, dass unsere Gesellschaft solche Produkte hervorruft.
Wir ernten was wir saehen, so heisst es schon in der Bibel. Doch gilt dieses
naturlich nur fuer Gutes. Das Boese - ja, das kommt aus der Hoelle! Vom Teufel
hoechstpersoenlich. Bloß weit und fern weg, auf dass wir nichts damit zu tun
haben. Aber:
WIR sind Schuld daran, dass Menschen sich gegenseitig und selbst umbringen.
WIR sind Schuld daran, dass Leute verhungern.
WIR sind Schuld daran, dass es uns nicht gut geht.

Doch dieses Spiel scheint nimmer enden zu wollen. Die Politiker faerben es sogar
bereits auf das Volk ab. Jeder geBILDete mutmaßt, die Politiker seien an allem
Schuld. Anstatt einmal ihr statisches Brett vorm Kopf zu entfernen und zu verstehen,
dass genau sie diese Menschen an die Macht gewaehlt haben. Das genau sie es
sind, welche "ja" schreien, wenn es um Ueberwachungsmaßnahmen geht. Und es
genau sie sind, welche spaeter nostalgisch schwebend die gute alte Zeit beschwoeren
werden.

Man Leute, wacht doch endlich auf!

Werdet Herr eurer selbst. Lernt zu zweifeln! Lasst euch nicht verarschen. Hinterfragt
alles und jeden. Akzeptiert nicht Tatsachen, nur weil sie so bestehen. Nehmt das
Zepter der Macht selbst in die Hand, und es werden Wunder geschehen.

Wenn sich das Denken der Menschen auf kurz oder lang nicht dahingehend aendert,
dann.. ja, das braucht man keinem hier in Deutschland zu erzaehlen, was dann wieder
geschehen wird. Wir Deutschen scheinen einfach nicht aus unseren Fehlern zu lernen.
Eines Tages wird ein Mann daher kommen, der erneut das ganze Volk mit sich reissen
und zu furchtbaren Taten verleiten wird.
Und dann heisst es wieder: Aber das lief doch alles viel zu unterschwellig ab,
man hatte doch gar keine Chance, man konnte sich doch gar nicht waehren.
Ich haette ja, wenn...

Martin

  1. Sup!

    Fakt ist, dass SPD und CDU diese merkwürdige Sicht haben. Grüne und FDP sind nicht so kurzsichtig - auch in anderen Dingen nicht. Dennoch wählen die meisten SPD und CDU.

    Will heissen: Das Volk bekommt, was es verdient.

    Gruesse,

    Bio

    --
    Never give up, never surrender!!!
  2. Hallo,
    Deinen Thread-Titel finde ich persönlich etwas unglücklich gewählt.
    Eine "Hommage" wäre für mich etwas, was Bewunderungs ausdrückt.
    Und ich bewundere Niemand, der seine eigenen Probleme durch Gewalt gegen andere lösen will - so etwas ist und bleibt immer der falsche Weg. Ich habe eher Mitleid mit Sebastian K - denn es war ja offensichtlich, dass dieser Junge genau wusste, was mit ihm passiert und er sich Hilfe suchen wollte, aber sie nicht bekommen hat.

    Zu allem anderen was du gesagt hast, kann ich aber nur sagen:
    Ich stimme Dir voll zu!

    Deswegen halte ich diese ganze Verbots-Debatte auch für so gefährlich:
    Es wird der Öffentlichkeit vorgemacht, dass alles sei durch ein einfaches Verbot aus der Welt geschafft, und dabei bleiben die Grundprobleme die gleichen, und davon abgesehen wird nur einmal mehr bewiesen, dass die Politik Jugendliche nicht ernst nimmt, weil man Ihnen die eigene mangelnde Kompetenz im Umgang mit Medien nicht zutraut, schliesslich ist das "ja krank und pevers" (O-Ton CDU/CSU).

    Man stelle sich eine Partei vor, die sich hinstellt und sagt:
    "Der Fall von Sebastian K zeigt, dass wir in Punkto Jugendbetreung völlig was verschlafen haben in den letzten Jahren. Die Situationen in Familien, an Schulen, am Arbeitsmarkt etc. haben sich so drastisch verändert, und wir haben viel zu langsam darauf reagiert. Sorry, wir haben verstanden, und versuchen es zu korrigieren - aber das wird ein paar jahre dauern, bis das greift und es wird teuer werden"

    Unpopulär nicht war? Skurillerweise würde ich genau so eine Partei wählen :)

    Grüße,
    Jörg