gudn tach!
[sinn machen]
Richtig ist jedoch, dass in der Deutschen Sprache "Sinn machen" als Redewendung ursprünglich nicht existiert hat
was hat denn schon urspruenglich existiert? "sinn machen" existiert in der deutschen sprache schon laenger als "internet". in einem schwarz-weiss-film (dessen namen ich allerdings nicht mehr weiss) hat Heinz Ruehmann selbst mal "sinn machen" verwendet. es hat also zumindest schon vor ueber 50 jahren _existiert_.
Inzwischen steht "Sinn machen" meies Wissens übrigens auch im Duden (der Duden ist ja nur deskriptiv).
"inzwischen" ist nicht falsch aber liest sich untertrieben. das steht schon ueber 10 jahre darin.
[realisieren]
Eine ähnliche Sache ist "realisieren". "verwirklichen" wäre in meinen Augen ein Synonym für das ursprüngliche Wort "realisieren". Dennoch ist in letzter Zeit das Wort "realisieren" häufiger in der Bedeutung "erkennen", "begreifen" anzutreffen - wieder aus dem Englischen kommend, "to realise" [1]. In der Bedeutung steht's inzwischen auch im Duden.
ob diese bedeutung im deutschen wirklich aus dem englisch kommt, weiss ich nicht. jedenfalls hat auch "realisieren" schon seit ueber 10 jahren (im duden) mehrere bedeutungen und eine davon ist "erkennen, einsehen, begreifen".
Wenn ich "realisieren" in der "begreifen"-Bedeutung im Deutschen höre - oder wenn ich "Sinn machen" höre, dann sträuben sich bei mir einfach immer noch die Nackenhaare, weil das komplett gegen mein Sprachgefühl geht.
ich weiss nicht, wie es bei dir ist, mir ist jedenfalls sowohl bei vielen anderen als auch bei mir selbst aufgefallen, dass das sogenannte sprachgefuehl sehr leicht beeinflussbar ist. frueher hatte ich mich bspw. an "sinn machen" nie gestoert. dann habe ich im internet haufenweise kampagnen gegen "sinn machen" gefunden und mangels angewendeter kritikfaehigheit meinerseits jene kritik uebernommen. irgendwann ist mir aufgefallen, dass diese kritik an den haaren herbeigezogen ist und diese selbsternannten sprachpfleger eigentlich nur heisse luft rauspusten. der verlinkte beitrag von Schweikhardt ist imho ein beispielhaftes exemplar fuer solche heisse luft.
so schnell wie ich mir angewoehnt hatte "sinn machen" irgendwie doof zu finden, so schnell habe ich mich dann wieder vom gegenteil ueberzeugt.
anderes beispiel:
wenn man eine zeitlang viele wissenschaftliche artikel (die in vielen bereichen ueberwiegend in us-englisch verfasst werden) liest, ist der ansatz des oxford-sprachgefuehls, welcher einem in der schule muehsam versucht wurde einzutrichtern, ruckzuck am arsch. bekam man vorher noch bei "realize" augenkrebs, so erachtet man kurze zeit spaeter "realise" erstmal pseudo-intuitiv als falsch und ist ueber sich selbst erschrocken. aber eigentlich ist das doch kaese. man muss sich einfach beibringen, sprach-toleranter zu werden. denn es ist ja hier z.b. beides richtig.
ich hatte anfangs auch probleme mit "performanz" im bezug auf die informatik, weil es das eigentlich dort "nicht gibt". der begriff existiert z.b. in der linguistik, aber in der informatik heisst es (auch nach duden) "performance". und das wort "performant" existiert sogar eigentlich weder im deutschen noch im englischen.
aber egal. die beiden begriffe wurden eben geschaffen (deswegen die vielen "eigentlich") und werden vermutlich ueber kurz oder lang auch weit genug verbreitet sein, um in den duden aufgenommen zu werden.
Das ändert aber nichts daran, dass man die Meinung vertreten kann (und meiner Ansicht nach sollte), dass "Sinn machen" schlechtes Deutsch ist und man es deswegen nicht verwenden sollte. Mal ein sehr extremes Beispiel: "Ey alda" ist inzwischen wohl auch Deutsch (auch wenn's vmtl. noch nicht im Duden steht ;-)),
"ey" steht zwar noch nicht sehr lange im duden, aber...
"ey [engl.] (ugs.):1. Ausruf, der Erstaunen, Überraschung ausdrückt: ey, das ist cool! 2. Ausruf, der Empörung, Abwehr ausdrückt: ey, Mann, das kannst du doch nicht machen!"
(quelle: duden - deutsches universalwoerterbuch, aktuelle auflage)
"alda" steht nicht drin.
"sinn machen" ist laut duden umgangssprache. aber damit nicht zwangslaeufig "schlecht"; mal abgesehen davon, dass man in der schule meist eingetrichtert bekommt, dass "machen" und "tun" stets zu vermeiden seien.
letzteres ist aber imho, wenn es pauschalisiert wird, bloedsinn und es wird ja eigentlich auch nur aus didaktischen gruenden verlangt, damit man nicht in eine tun-machen-sprache verfaellt, sondern sich auch andere, speziellere verben aneignet um sich praeziser ausdruecken und somit effizienter kommunizieren zu koennen.
weil's genügend Leute in den Mund nehmen, trotzdem würde ich das definitiv als schlechtes Deutsch bezeichnen und nicht verwenden wollen.
es zwingt dich ja auch keiner, es zu verwenden, so wie dich auch niemand zwingt, pilze zu essen, wenn du keine magst. aber deswegen allgemein zu sagen, dass etwas, was dir nicht "schmeckt", schlecht ist, ist der falsche weg (ich hoffe nicht nur meiner meinung nach).
wenn jemand anders _toedliche_ pilze isst bzw. wenn jemand sprachlich etwas produziert, was extrem kommunikationsdaempfend ist (nein, kleinschreibung gehoert nicht dazu *g*), dann darfst du auch etwas dagegen einwaenden, aber pauschal und unbegruendet sowas zu sagen wie "'sinn machen' gibt's nicht" (wie romy es getan hat), ist einfach unvernuenftig und abgesehen davon sogar falsch.
ich hoer aber jetzt besser auf, ist eh schon zu viel text.
prost
seth