Hallo seth,
was hat denn schon urspruenglich existiert? "sinn machen" existiert in der deutschen sprache schon laenger als "internet". in einem schwarz-weiss-film (dessen namen ich allerdings nicht mehr weiss) hat Heinz Ruehmann selbst mal "sinn machen" verwendet. es hat also zumindest schon vor ueber 50 jahren _existiert_.
Ich sage ja nicht, dass der Ausdruck niegelnagelneu ist, aber ich wette, Goethe hätte mit dem Ausdruck nichts anufangen gewusst. Und der Vergleich mit "Internet" hinkt - denn Internet ist etwas neues; Synonyme für "Sinn machen" gibt's schon viel länger. ;-)
Inzwischen steht "Sinn machen" meies Wissens übrigens auch im Duden (der Duden ist ja nur deskriptiv).
"inzwischen" ist nicht falsch aber liest sich untertrieben. das steht schon ueber 10 jahre darin.
Du legst in meinen Augen zu kurze Zeitskalen an, genauso wie bei Deinem Rühmann-Vergleich.
[realisieren]
ob diese bedeutung im deutschen wirklich aus dem englisch kommt, weiss ich nicht.
Ob's aus dem Englischen kommt, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber die Bedeutung, die in der Form auch im Englsichen existiert, ist relativ neu, während es das Wort "realisieren" selbst schon mindestens ein paar hundert Jahre in der Deutschen Sprache gibt.
Wenn ich "realisieren" in der "begreifen"-Bedeutung im Deutschen höre - oder wenn ich "Sinn machen" höre, dann sträuben sich bei mir einfach immer noch die Nackenhaare, weil das komplett gegen mein Sprachgefühl geht.
ich weiss nicht, wie es bei dir ist, mir ist jedenfalls sowohl bei vielen anderen als auch bei mir selbst aufgefallen, dass das sogenannte sprachgefuehl sehr leicht beeinflussbar ist.
Ich habe da ehrlich gesagt nie wirklich darüber nachgedacht.
frueher hatte ich mich bspw. an "sinn machen" nie gestoert.
Ich bin ziemlich früh mit dem Englischen in Kontakt gekommen (mit 5 Jahren habe ich angefangen, Englisch zu lernen, da ich zu der Zeit in England gelebt habe), deswegen kam mir "Sinn machen" im Deutschen immer schon irgendwie suspekt vor, vmtl. weil man als eine der ersten Dinge lernt, dass »machen« und »to make« nicht wirklich die gleiche Bedeutung haben. Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, eine Abhandlung darüber zu verfassen (wie vorher verlinkte Internetseite eine ist), so wichtig war mir das noch nie. ;-)
wenn man eine zeitlang viele wissenschaftliche artikel (die in vielen bereichen ueberwiegend in us-englisch verfasst werden) liest, ist der ansatz des oxford-sprachgefuehls, welcher einem in der schule muehsam versucht wurde einzutrichtern, ruckzuck am arsch.
Ganz ehrlich: Wenn ich amerikanische Schreibweisen lese, dann habe ich immer noch Probleme, die zu akzeptieren. Einzige Ausnahme wäre eventuell Color (vs. Colour), denn "Color" liest man im Computerbereich so oft, dass man sich wirklich daran gewöhnt. Aber wenn ich "thru" (statt "through") und solche Dinge lese, dann habe ich instinktiv die Reaktion "da ist was falsch". Ich persönlich werde das britische Englisch wohl nicht so leicht los, wie Du. ;-)
["ey alda" nachgeschlagen]
Wie schon gesagt: Ich nahm auch nicht an, dass es im Duden steht, ich wollte nur ein anderes Beispiel für einen Sprachausdruck geben, bei dem ich davon ausgehen würde, dass er Teil der Deutschen Sprache ist (auch wenn er - noch - nicht im Dudensteht), der mir jedoch auch nicht gefällt (allerdings ist "ey alda" wie schon erwähnt ein sehr extremes Beispiel).
"sinn machen" ist laut duden umgangssprache. aber damit nicht zwangslaeufig "schlecht";
Ich sagte ja nicht, dass Umgangssprache nicht per se schlecht ist, dazu wende ich im täglichen Sprachgebrauch selbst viel zu viel davon an. ;-) Aber es gibt Wendungen, die ich nicht mag, und "Sinn machen" gehört dazu.
es zwingt dich ja auch keiner, es zu verwenden, so wie dich auch niemand zwingt, pilze zu essen, wenn du keine magst. aber deswegen allgemein zu sagen, dass etwas, was dir nicht "schmeckt", schlecht ist, ist der falsche weg (ich hoffe nicht nur meiner meinung nach).
Ich stimme Dir in diesem Absatz vollkommen zu, jedoch ist er unpassend, denn Du bist es hier, der den Absolutheitsanspruch in meinem Posting sieht, welchen ich jedoch nie erhoben habe.
Viele Grüße,
Christian
"I have always wished for my computer to be as easy to use as my telephone; my wish has come true because I can no longer figure out how to use my telephone." - Bjarne Stroustrup