Hallo Andreas,
Unterschiede zu benennen heißt nicht abwerten. Aber im präzisen Sinne eben diskriminieren - also unterscheiden, nichts weiter. Oder was sagt der Sprachwissenschaftler?
Meinst du mich? Ich bin eigentlich schon seit dem Ende meines Studiums aus dem Fach; eigentlich bin ich nur Hobby-Sprachwissenschaftler wie viele nicht-studierte Linguisten.
Und nun zu deiner Frage: Ja, Unterschiede zu benennen ist richtig. Wo der Versuch unternommen wird, über einen Begriff heranzuwürdigen, da ist es die beste Strategie, denen die dies beabsichtigen, die Hoheit über den Begriff zu entziehen.
vgl.: Geusenwort
Viele Schwarze in den USA nennen sich selbst und gegenseitig "Nigger", reagieren aber höchst allergisch, wenn Nicht-Schwarze das tun. Ähnlich wird eingeschränkt werden dort die Begriffe "Queer, Faggot, Fag" benutzt.
"Schwul" war ursprünglich im Deutschen auch ein abwertender Begriff. Er stammt wie der Begriff "schwül" aus dem Niederländischen und bedeutet letztlich nichts anderes, also etwas "Unangenehmes". Wir Schwule und Lesben sind in Deutschland da nun mittlerweile etwas weiter als die "Nigger" und die "Faggots" in den USA und lassen uns gerne auch von Nichtschwulen so nennen. Es ist uns sogar lieber, als wenn sie uns klemmigerweise "homosexuell" oder "homophil (veranlagt)" nennten.
Probleme hätte ich allerdings immer noch, wenn Diminutiv-Suffixe angehängt werden. "Schwuli" oder "Schwuchtel". Darin kommt explizit eine Greingschätzung durch Nicht-Ernst-Nehmen zum Ausdruck.
Dieses Diminutiv "-el" macht es wohl auch der Krüppelbewegung etwas schwerer, den Begriff für sich positiv zu etablieren.
Gruß Gernot
super me