Der Martin: Wie arbeitet ein Thermostatventil?

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Hallo Tom,

Die Erfahrung aus der Praxis zeigt leider, dass die Sorte Thermostatventil, bei der Thermostat und Ventil in einer Einheit montiert sind, kaum eine konstante Raumtemperatur halten können, sondern allenfalls die Temperatur des Ventilkörpers regeln.
Dann ist entweder der Heizkörper zu klein gewählt oder die Vorlauftemperatur nicht passend dazu gewählt. Das sind die beiden häufigsten Fehler.

die erforderliche Größe der Heizkörper kann ich nicht abschätzen; in meiner früheren Wohnung hatte ich allerdings den starken Verdacht, dass die zumindest im Wohnzimmer zu klein war (1 Heizkörper von ca. 2m Breite für einen Raum von rund 30m²). Und über die Vorlauftemperatur hatte ich eine ständige Diskussion mit meinem Vermieter. Als kompromissloser Energiesparer wollte er die Kesseltemperatur partout nicht über 42°C einstellen - aber im Winter, wenn's draußen tagelang Frost hatte, habe ich das Wohnzimmer selbst bei voll aufgedrehtem Heizventil kaum über 20°C gebracht. Für meinen Geschmack deutlich zu kalt.
Aber das ist ein Problem der Gesamtabstimmung der Heizungsanlage, das hat nicht direkt mit den Thermostatventilen zu tun.

Wenn Du bei -20°C Außentemperatur eine Erhaltungsleistung (die die Raumtemperatur auf 20°C halten kann) von 2kW benötigst, dann muss der Heizkörper auf ca. 4kW bei dazu passender Vorlauftemperatur ausgelegt sein.

Das klingt ja schlüssig: Man braucht etwas Heizreserve. Logisch.

Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto größer ist der Konvektionsanteil des Heizkörpers gegenüber dem Radiationsanteil. Der heizkörper muss also einfach mehr Konvektorfläche besitzen. Je niedriger die Bauform des Heizkörpers und je niedriger die Vorlauftemperatur ist, desto geringer ist die Entschichtung der Luft im Raum, also umso gleichmäßiger ist die Raumtemperatur. Das spart dann Heizarbeit und damit Geld.

Das klingt alles logisch - aber desto niedriger ist auch die Wärmeabgabe des Heizkörpers insgesamt, also die Heizleistung. Klar, bei geringer Heizleistung ist es kein Problem, eine gleichmäßige Wärmeverteilung zu erreichen. Das Problem ist aber die Winterzeit, in der viel Wärme über die Fenster und durch schlechte Wärmedämmung verlorengeht. Da braucht's halt viel Leistung, um die Temperatur trotzdem halbwegs im komfortablen Bereich (für mich: mindestens 22°C) zu halten. Und gerade dann tritt das Problem auf, das ich schon beschrieben habe. Um den Heizkörper entsteht eine Zone hoher Temperatur, aber schon einen Meter davon entfernt nimmt die Temperatur rapide ab. Ich hatte in meiner alten Wohnung, bedingt durch schlechte Dämmung, einen Temperaturunterschied von über 3K von der Zimmerseite mit dem Heizkörper bis zur gegenüberliegenden Wand. In meiner jetzigen Wohnung ist zwar die Dämmung besser, dafür habe ich aber hohe Räume und eine deutliche vertikale Wärmeverteilung.

Fußboden- Wand- und Deckenheitzungen haben hier das Extrem erreicht. Da reicht eine Oberflächentemperatur von maximal 29°C (nach DIN) aus, um auch kälteste Tage (also nach DIN -20°C) überstehen zu können.

Was meint die DIN dabei mit "überstehen"? Um mich wohlzufühlen, möchte ich in Wohnräumen wenigstens 22..23°C haben, im Bad rund 25°C, und im Schlafzimmer die Nacht über von mir aus 18°C; morgens, wenn ich aufstehen muss, aber mindestens wieder 22..23°C.

Gute Nacht erstmal,
 Martin

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