Moin,
wir hatten neulich im privaten Kreis eine längere Diskussion über die (moralisch-ethische) Verantwortlichkeit von Musikproduzenten. Anlass war Amy Winehouse' Song "Rehab", in dem es im Refrain recht trotzig heißt, dass ihr Vater wohl schon versucht habe, sie in eine Entzugsklinik zu bringen, sie aber halt nicht gehen wolle. Die These war, dass man als Musikproduzent schon ziemlich moralfrei sein müsse, wenn man solche Songs produziere und so doch billigend in Kauf nehme, dass Horden von Teens diese Zeilen fröhlich mitgröllten und im Zweifel nicht wirklich reflektierten, was sie da so gerade sängen. Verharmlosung von Drogen dürfe halt nicht verharmlost werden. So. Dem wurde entgegen gehalten, dass man Liedtexte eigentlich selten wirklich reflektiere sondern nur nachbrabbele oder sich - schlimmer noch - den passenden Textteil raussuche und gegensätzlich verwende - Westernhagens "Johnny Walker" sei so ein Beispiel: den Song hätten wir Diskutanten immer als Saufhymnne benutzt und den kritischen Unterton komplett ausgeblendet ... Ich hatte in der Diskussion die These vertreten, dass Musikproduzenten in der Regel weder die Welt revolutionieren noch gute Musik veröffentlichen wollen sondern Geld verdienen wollen. Wenn die so moralinsauer denken würden, dann würde überhaupt nichts mehr veröffentlicht werden. Ziel von uns Eltern - und davon könnten wir uns nicht befreien durch Moralfragen in Richtung der Produzenten - unseren Kindern Medienkompetenz und Selbstvertrauen zu vermitteln. So gehe das.
Im Nachhinein, als ich am nächsten Tag noch mal so darüber nachdachte, stimmte ich mir nicht mehr so ganz zu. Es ist nämlich schon was dran an der Frage nach der eigenen Verantwortung, an der Suche nach der Balance zwischen Gemeinwohl und Eigennutz.
Ich halte es für gut, Dinge nicht allein nach Vorschriften zu beurteilen sondern Sinn- und Verantwortungsfragen nie auszublenden.
In dem gleich Sinne, wie hier im Forum kaum jemand Frames schon allein deshalb als gut und richtig bezeichnet, nur weil "die Vorschrift" sie erlaubt :-) Zu Recht wird dann auch ungefragt gern darauf hingewiesen, dass man sich seiner Verantwortung gegenüber den Frame-benutzen-müssenden klar sein müsse :-)
Solche Sachen gingen mir durch den Kopf, als ich über die Frage der oP stolperte und mich fragt, ob man solche Fragen nur "nach Vorschrift" abarbeiten sollte ;-)
Viele Grüße
Swen Wacker