Tim Tepaße: Problem: RSS vs. Atom

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Hallo,

Von daher stellt sich nicht die Frage ob meines korrekt ist. Allerdings wo die Vorteile der unterschiedlichen Versionen sind, respektive ob man verschiedene anbieten sollte?
Ich frage mich schon die ganze Zeit, weshalb das hiesige Forum beide Varianten anbietet.

Das ist historisch bedingt. Ende der 90er bastelte das W3C am Semantic Web, d.h. ein generelles Format für beliebige Metadaten über Webseiten. Netscape bastelte an einem ... sagenwirmal ... Bookmark Portal und bastelte dafür RSS 0.9, ein RDF-basiertes RSS. Etwas später bastelte Dave Winer von Userland Software, beeinflusst von Microsofts CDF-Push-Format, eine XMLisierung seines Weblogs in einem eigenen XML-Format namens ScriptingNews. Beeinflusst davon, wechselte Netscape vom RDF-basierten RSS 0.9 zum rein XML-basierten RSS 0.91. Etwas später gab Netscape das Projekt auf, Userland Software »übernahm« dann RSS 0.91, schmiss die DTD raus und entwickelte einen locker-flockig geschriebenen Text als »Spezifikationen von RSS 0.9x« weiter.

Anfang der Nuller Jahre fand jedoch eine andere Gruppe die grundlegende Idee von RSS toll, fand es aber noch toller, als es das allgemeinere RDF-basierte Modell benutzte, weil erweiterbar und Semantic Web und pipapo. Also entwickelte es ein neues RDF-basiertes RSS (eigentlich nur ein kleines Vokabular für RDF) namens .. RSS 1.0. Inkompatibel mit RSS 0.9x. Dave Winer betrachtete inzwischen RSS als sein eigenes, war erbost, machte kleine Änderungen an RSS 0.9x und schmiss das als RSS 2.0 auf den Markt.

Und nun wurden Weblog sehr viel populärer, RSS damit auch. Nur welches RSS, das RDF-basierte oder das XML-basierte? Beide, weil sich niemand entscheiden konnte und weil manche Software nur ein Format sprach. Also wurden immer mehrere Formate verlinkt.

Ein paar Jahre später war eine weitere Gruppe von RSS-Fans wieder genervt von Userland, insbesondere von Dave Winer, der auf RSS saß, keine Änderungen oder Verbesserungen an der Spezifikation wollte und hier und da Einfluss von bösen großen Firmen witterte, wo RSS doch seins war. Also fingen sie neu an, ein neues Format zu entwickeln, ohne politischen Balast und so. Diesmal mit einem Standardisierungsprozess, in einer Gruppe, nix ad-hoc-artiges und das unter dem Schirm der IETF als RFC. Also Atom. Und das dazugehörige Atom Publishing Protocol. Und diverse Erweiterungen.

RDF war inzwischen ausser unter Fans aus der Mode gekommen, weil das vielen Leuten zu kompliziert erschien. Und wieder gab, gibt es zwei konkurrierende Formate, die das gleiche leisten. RSS 2.0 hatte die Verbreitung und Unterstützung in der Software, Atom 1.0 den Hauch von Zukunft und Internet Standard. Also wird beides generiert.

Heutzutage ist das alles wurst, praktisch jeder ernstzunehmende Feed-Aggregator hat Unterstützung für alle Formate. Tatsächlich empfehlen die Hersteller der Aggregatoren, man solle sich einfach für ein Format entscheiden und gut ist, schon allein aus Usability-Gründen. Ich würde Atom nehmen, weil Internet Standard und sauberer definiert und es hat einen Erweiterungsprozess. Letztendlich ist es aber wurst.

Tim