at: Artikelbewertung "Typographische Gestaltung und Layout mit CSS"

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Hallo.

  • Fehlen wesentliche Dinge?

Definitiv. Zum einen das große Ganze, zum anderen hunderte Kleinigkeiten, die die Typographie ausmachen. Und natürlich der Hinweis auf alternative Gestaltungsmöglichkeiten im Kontrast zu Konventionen sowie die Eigenheiten von CSS zur Gestaltung. Dazu nur jeweils ein, zwei Beispiele:

  • Zeilenabstände sind wichtig, aber was nutzen sie, wenn nebeneinander liegende Textblöcke sich fast berühren. Du schreibst zu Beginn etwas von Layout und davon, es unter Typographie zu subsummieren, lässt aber fast den gesamten Bereich Layout einfach weg. Und nein, ein "vertikaler Rhythmus" macht auch noch kein Raster. Horror vacui, einmal anders.
  • Typographie bedeutet Liebe zum Detail. Ein <abbr> mit einer gepunkteten Linie zu unterstreichen ist gut. Aber was nutzt das, wenn gleichzeitig bei eine Abkürzung wie "z. B." oder "d. h." [sic!] nicht einmal der Zeilenumbruch ausgeschlossen wird? white-space: nowrap; ist hier einfach Pflicht. Und ein verminderter Wortabstand ebenso. Wie gesagt: Nur ein Beispiel für unzählige, die du natürlich nicht vollständig anführen kannst, aber auch nicht gänzlich ignorieren solltest. Übrigens solltest du zumindest echte Gedankenstriche und Anführungszeichen verwenden.
  • Lesbarkeit ist nur die eine Seite guter Typographie. Kreatives Gestalten hingegen bedeutet auch und gerade, mit Konventionen zu brechen, wo dies keinen großen Schaden anrichtet. Aber was ist ein großer Schaden? Nun, zum Beispiel überflüssige Klicks des Nutzers wegen durchgezogener Unterstreichungen von anderen Elementen als Verweisen. Absätze durch Einrückungen voneinander zu trennen, ist jedoch eine anerkannte Alternative zu vertikalen Abständen. Oder warum nicht etwas völlig anderes, etwa eine an den Fuß des Absatz plazierte Hintergundgrafik als Trenner?
    Ermutige deinen Leser zum kreativen Umgang mit dem Schriftbild, wo die Freiheiten bestehen. Weise nur auch auf die Gefahren hin. Dann nähern sich deine Leser etwas an, was man unter Design versteht.
    Außerdem befasst du dich nicht mit den speziellen Herausforderungen von CSS im Allgemeinen. So kennst dein Beispiel keine verschachtelten Elemente. Oder formatierst du <strong> innerhalb einer fett dargestellten Überschrift auch als fett oder <em> innerhalb eines kursiv formatierten Zitatblockes auch als kursiv? Natürlich nicht. Und das fehlt.
    Auf die Unzulänglichkeiten der Webbrowser gehst du auch hin und wieder ein, ohne jedoch die für Typographie wirklich wesentlichen Punkte aufzugreifen, etwa die Schwierigkeiten, browser-übergreifend Zitatzeichen zu automatisieren oder nur Folgeabsätze einzurücken -- von drei Nachkommastellen bei Schriftgrad-Angaben ganz zu schweigen.
    Sicher erwarte ich insgesamt sehr viel von dir, vielleicht auch zu viel. Aber wenn du einen bleibenden Wert schaffen willst, liegt noch ein wenig Arbeit vor dir.
    MfG, at