Længlich: Was ist das für ein Provider, der ...

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नमस्कार!

Ich hab in 'Eine Billion Dollar' von Andreas Eschbach gelesen, dass die Zentralbanken in gewisserweise Geld aus dem Nichts generieren können (Hat wohl was mit der Kreditvergabe zu tun) und dadurch irgendwie mehr Schulden (durch Kredite) als Geld entstehen können. (Kann sein, dass ich die Aussage jetzt nicht ganz treffe, hab das Buch schon ne Weile nicht mehr gelesen).

Weißt du da etwas darüber. Ist das Übertrieben oder stimmt das so?

Ich bin auch nur interessierter Laie, habe aber Vergleichbares gelesen. In den USA läuft es wohl so, daß die Regierung sich Geld von der FED leiht (die es tatsächlich aus dem Nichts zaubert) und dafür Zinsen bezahlen muß. Letzteres kann sie nur, indem sie sich noch mehr Geld von der FED generieren läßt.

Das Problem ist, wie suit ganz richtig geschrieben hat, daß Geld heutzutage selbst keine Handelsware mehr ist, sondern einzig und allein dem Zweck dient, früher oder später gegen Waren eingetauscht zu werden. Damit ist es ein schwarzer Peter: Der letzte, der ihn hat, hat verloren.

Früher war das anders. Es gab nur Waren, und die wurden gegeneinander getauscht. Das brachte einige Probleme mit sich: Jeder mußte den Wert aller Waren abschätzen können, einige sind schlecht zu transportieren, nicht lange haltbar usw. Auch hat ein Produzent besonders teurer Waren das Problem, daß er damit billigere Waren nur in großen Mengen kaufen kann (oder kräftig draufzahlt).
Diese Problem wurden gelöst, indem man eine Ware als bevorzugtes Tauschmittel und damit dann auch als Wertanlage verwendet hat. Diese Ware muß einige Kriterien erfüllen:

  • sie muß haltbar sein
  • sie muß leicht zu transportieren sein (das läßt sich auch emulieren, indem man nicht die Ware selbst, sondern Besitzscheine weiterreicht - so sind Geldscheine entstanden)
  • sie muß nahezu beliebig teilbar sein
  • ihr Wert muß einigermaßen stabil sein
  • sie muß, egal aus welcher Quelle, von gleichbleibender Qualität sein
  • sie muß fälschungssicher sein bzw. man muß die Echtheit leicht überprüfen können
    usw.
    Man sieht schnell, daß Bodenschätze wie v.a. Gold, Silber und Platin diese Kriterien am besten erfüllen, und entsprechend sind sie seit Tausenden von Jahren die beliebtesten Zahlungsmittel der Welt.
    Ein ganz entscheidender Punkt dabei ist, daß diese als Geld verwendete Ware eben nicht nur zum Tauschen verwendet wird (also kein schwarzer Peter ist), sondern auch selbst einen Wert hat. Gold z.B. wird auch für Schmuck, Zähne o.ä. gebraucht, und genau deswegen bleibt der Wert im großen und ganzen stabil: Wenn mehr Gold in Umlauf gerät (z.B. durch neue Funde), wird Gold erstmal billiger. Dadurch leisten sich dann mehr Leute Goldschmuck u.ä., und das Gold wird wieder knapper. Wenn das Gold zu knapp (und damit teurer) wird, lohnt es sich, aus dem Schmuck wieder Münzen zu machen.

Die bekannten Währungen waren ursprünglich alle Gewichtseinheiten für Gold oder Silber, z.B. war ein Dollar eine 35stel Unze Gold (was lustig ist, weil das Wort ursprünglich Silber bedeutete). Banken waren eine Art Lagerhäuser, bei denen man das Gold hinterlegen konnte und dafür Besitzscheine bekam. Diese waren leichter zu transportieren, man mußte beim Handeln nicht mehr wiegen, und die Bank zahlte Zinsen - deswegen hat sich das für die Leute gelohnt. Die Bank selbst wirtschaftete mit dem Gold und bezog daraus ihren Gewinn. An dieser Stelle begann die Geldvermehrung aus dem Nichts, denn das Gold und die Scheine darauf waren gleichzeitig im Umlauf. Die Banken fingen an, mehrere Scheine auf dasselbe Gold auszustellen, so daß die Scheine nicht mehr alle gedeckt waren. Das geht so lange gut, wie nicht zu viele Leute mit den Scheinen kommen und ihr Gold wiederhaben wollen.
Um dieses Geldmengenwachstum einzudämmen (strenggenommen war das ja Betrug), gab es Gesetze, die den Banken Obergrenzen setzten. Da aber die Regierungen schnell erkannten, daß sie selbst auf diese Geldquelle angewiesen sind, wurden diese Grenzen immer weiter verschoben, und schließlich wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts überall die Währungen von den physikalischen Waren abgekoppelt (was nix anderes heißt als: "Ätsch, ihr dürft eure Scheine nicht mehr einlösen!"). Damit war die Gefahr gebannt, daß Banken pleite gehen konnten, wenn zu viele Leute ihr Gold zurückhaben wollten, und die Geldmenge konnte ungeniert expandiert werden. Der Dollar hat seitdem über 90% seines Wertes verloren, die vergleichsweise stabile D-Mark im Laufe ihrer Existenz ca. die Hälfte.

Die Weltbank schätzt, daß es zu ca. 6% des weltweit im Umlauf befindlichen Geldes Waren gibt, die man dafür kaufen kann, d.h. wenn Du 100 Euro im Portemonnaie hast, gibt's Waren für 6 Euro, und 94 Euro sind wertloses Falschgeld, wenn Du zu spät kommst.
Wie lange das noch gutgeht? Keine Ahnung. Aber sicher nicht ewig.

Als Lektüre empfehle ich "Das Schein-Geld-System" von Murray N. Rothbard, sehr verständlich und einleuchtend geschrieben.

Viele Grüße vom Længlich

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Mein aktueller Gruß ist:
Hindi (südliche Variante, Transliteration: Namaskār)