ChrisB: Usability: Erwartungskonformität

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Hi,

Ebenso haben wir uns in jahrelanger Gewöhnung an das Internet darauf eingeschossen, dass man durch Klicken auf einen Link eine neue Seite aufruft, und nicht irgendeine -vielleicht praktische- Funktion innerhalb der aktuell angezeigten Seite.

Und was machen Formularbuttons? I.a.R. auch "eine neue Seite aufrufen".

Wenn jemand mit solchen Konventionen bricht, muss er also zunächst damit rechnen, dass diese Idee nicht verstanden, nicht angenommen oder ihr sogar Widerstand entgegengebracht wird

Als ob Otto Normaluser überhaupt ziwschen einem Link und einem Button unterscheidet - unterscheiden kann, unterscheiden will.
Da ist ein Element, wo man draufklicken kann, also klickt Otto drauf. Von <a>, <input> oder <button> hat der noch nie was gehört, und es ist ihm auch furzegal.
Manchmal sehen Links aus wie Buttons ("Retro"-Navigationsmenüs), und manchmal Buttons wie Links.
Manche Seiten nutzen Buttons/Formulare zur "Verlinkung" von Folgeseiten, und manche Seiten nutzen Links (+JS) zum Abschicken von Formularen.
Ist Otto vermutlich alles höchstegal, er klickt und erreicht damit, was er erreichen will.

Eine neue Idee muss entweder so gut sein, dass sie spontant als "praktisch" oder "genial" anerkannt wird, oder der Urheber wird es schwer haben, seine Idee an den Mann (an die Frau) zu bringen.

Wie Mathias schon sagte, an <a href=Javascript:..."> bzw. onclick ist eigentlich gar nichts neu.

Das Festhalten an Gewohnheiten wirkt bei den meisten Menschen stärker als die Bereitschaft, Neues auszuprobieren (bei mir auch, ja).

Otto klickt, wo er klicken kann.
Otto klickt, und bekommt irgendeine Art von Reaktion - *das* ist Ottos Gewohnheit, und Ottos Erwartungshaltung.

Dieser menschlichen Grundeigenschaft sollten wir Rechnung tragen, anstatt uns immer wieder neue Varianten bekannter Konzepte auszudenken.

Das Konzept heisst klick hier, bekomme Reaktion auf deinen Klick. That's all.

Hinsichtlich Zugänglichkeit und Barrierearmut kann/sollte man da noch ein bisschen mehr druber nachdenken. Ohne JavaScript funktionslose Links wären natürlich ärgerlich. Und nicht jeder nutzt eine Maus beim Surfen, also sollte man wenn z.B. reine Textelemente klickbar gemacht werden, diese auch fokussierbar machen (tabindex) - was ein A-Element schon "build-in" hätte.

Aber so lange es benutzbar ist, benutzt Otto es gerne und bereitwillig - ohne viel darüber nachzudenken, und sich für die Technik im Hintergrund zu interessieren.

MfG ChrisB

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