Hallo,
Anders herum »erlauben« sich tausende Unternehmen, dicke Internet- und Intranet-Anwendungen auf JavaScript basieren zu lassen.
in einer Umgebung, in der man die vorhandenen Clients und ihre Konfiguration unter Kontrolle hat (also bestenfalls im Intranet), mag das in Ordnung sein. Andernfalls müsste man dafür sorgen, dass alle Nutzer ein einheitliches Interface verwenden, etwa einen X-Client. Das möchte ich aber auch nicht, denn das wäre wieder ein Schritt zurück in die Ära der Großrechner mit weitgehend "passiven" Terminals. Für mich ist ein Computer mit seiner unmittelbaren Peripherie zunächst mal ein selbständiges Gerät, das optional(!) auch mit anderen Informationen austauschen kann.
Für die stellt sich gar nicht die Frage, ob sie die Anwendung auch ohne JavaScript zugänglich machen (vielleicht rudimentär, aber keinesfalls vollständig). Wenn sie dazu gezwungen wären, würden sie schlicht nicht mehr auf die Web-Plattform (HTTP/HTML/CSS/JavaScript/Browser) setzen, sondern würden Flash/Flex/AIR, Java- oder native Anwendungen programmieren, weil die Web-Plattform sonst nicht ihren Anforderungen genügen würde.
Jetzt kommen wir der Sache wieder näher! Genau das müsste das Ziel sein. Ich stimme Harlequin aus vollem Herzen zu, dass das Web mit HTTP und HTML als Basis in erster Linie ein Medium zur Bereitstellung von textuellen Informationen ist. Für andere Anwendungen und Dienste gibt es eine Fülle von Protokollen und Clients, die auf den jeweiligen Zweck zugeschnitten sind (Mail, News, Chat, Filetransfer). Diese Dienste - und nun auch noch "komplette" Anwendungen - über das Web bereitstellen zu wollen, ist in meinen Augen Unfug und technisch gesehen ein Rückschritt.[1]
Kurz gesagt, natürlich kann man GMail auch als HTML-Version benutzen, aber das Kamel geht nicht durchs Nadelöhr: Wenn man Features wie in der JS-Version haben will, braucht man klassische Mailclients wie Thunderbird, und die zugängliche Alternative zu Google Documents wäre nicht im Web zu suchen, sondern bei OpenOffice und dergleichen.
Genau so sollte es sein.
So long,
Martin
[1] So wie in der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin: Die hatten seit Jahren getrennte Sammelstellen und Behälter für Kunststoffabfälle, Alu, Weißblech etc., die Bürger haben also ihren Abfall schon vorsortiert gesammelt und eingeworfen. Und dann kam das duale System mit der gelben Tonne, und plötzlich sollte der ganze Rotz in *einen* Behälter. Super!
Wenn der Computer wirklich alles kann,
dann kann er mich mal kreuzweise.