Alexander (HH): Todo Management System für Kunden und mich gesucht?!

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Moin Moin!

Ich glaube, dein Kunde würde mit keinem solchen Tool wirklich glücklich.

Das kommt sehr auf den Kunden an. Generell gebe ich Dir recht, aber in Spezialfällen (z.B. externer Entwickler + internes Entwickler-Team beim Kunden) ist so ein Tool überaus hilfreich. Auf diesen Spezialfällen wil ich jetzt weiter rumhacken.

Der schreibt lieber Mails, schickt Faxe oder telefoniert, aber wird sich von diesem elektronischen Verwaltungskrams eher fernhalten.

Und weil Issue-Tracking nur bei extremen Ordnungsfetischisten mit ein paar Schmierzetteln und Faxen funktioniert, würde ich meinen Kunden dazu erziehen, Issues in das Tool einzutragen. Erste Regel: "Was nicht im Issue-Tracking steht, wurde weder bemängelt noch angefordert." Das funktioniert nach einer kurzen Einarbeitungszeit recht gut.

Vor allem wissen beide Seiten so sehr genau und sehr gut, wie der aktuelle Projektstatus ist.

Abgesehen davon: Was resultiert denn da eigentlich für eine Beziehung aus so einer Vorgehensweise? Bist du nur noch der ausführende Lohnsklave deines Kunden und tust, was der dir in dein System einträgt?

Das kann durchaus vorkommen. Sicherlich ist das nicht die Idealvorstellung einer selbständigen Arbeit, aber es bringt Geld.

Wie du dir deine eigene Arbeit organisierst, ist erstmal komplett dein eigenes Bier. Wenn dein Kunde irgendwas von dir will, ist es deine Verantwortung, dich drum zu kümmern. Kein Kunde würde es toll finden, wenn er erstens in irgendein System was eintragen muss, was noch getan werden soll, und er dann hinterher vorgeworfen kriegt, seine Wünsche wären nicht nachvollziehbar genug formuliert, und er müsse nochmal "nachbessern".

Das ist richtig. Im Spezialfall beschränkt sich das aber darauf, einen Screenshot bzw. eine Kopie der Fehlermeldung ins System einzutragen und noch zwei bis drei Sätze dazu zu schreiben, wie man den Fehler nachvollziehen kann. Das sind exakt die Informationen, die sonst in eine Mail geschrieben würden.

Neue Features werden ohnehin als Pflichtenheft formuliert, und ob da der Kunde oder der Entwickler einen Eintrag "siehe Pflichtenheft 08/15 vom 24.12.2006" ins Issue-Tracking eingibt, ist eigentlich egal.

Oder das ihm das System mitteilt, seine Wünsche wären abgelehnt.

Warum sollte ein Issue-Tracker so etwas tun?

Weil der externe Entwickler den Status auf "Works for me" setzt? Da sollte der Entwickler klug genug sein, nachzufragen und den Eintrag im Issue-Tracker zu ergänzen bzw. ergänzen zu lassen.

Mal so am Rande: Nach einer üblen Erfahrung mit einer automatisch generierten E-Mail, die ein mit zu vielen Befugnissen ausgestatteter Mensch unbedingt als handgeschriebene Beleidigung lesen wollte, sorge ich mittlerweile dafür, dass in jeder automatisch generierten E-Mail darauf hingewiesen wird, dass die E-Mail automatisch generiert wurde.

Kein Tool rettet dir den Arsch, wenn Dinge vergessen werden.

Richtig. Aber Issue-Tracker verringern das Risiko, das offene Punkte vergessen werden. Diverse Issue-Tracker können sich auch per E-Mail beim Entwickler melden, wenn ein Issue zu lange auf "nicht erledigt" steht.

Keines übernimmt für dich die Kundenkommunikation, hält dir den drängelnden Kunden vom Hals oder informiert ihn über leider unvermeidliche Terminverzögerungen.

Richtig.

Aber so ein Tool demonstriert ihm natürlich besonders gut nachvollziehbar, dass du deinen gesamten Arbeitstag eigentlich gar nicht ordentlich einteilst, und dass ganz simple Wünsche bei dir viel zu lange zur Umsetzung brauchen.

Das sehe ich nicht so. Ein Issue-Tracker ist für mich eine klare Aussage, dass Fehler und fehlende Features sauber festgehalten werden.

Wie gesagt: Was du intern, außer Sichtweite des Kunden, selbst anstellst, ist vollkommen dein eigenes Bier. Und wenn das ein webbasiertes Ticketsystem ist, was dir die Aufgabenorganisation verlässlich regelt, ist das prima. Aber alles bis ins kleinste Detail dem Kunden vorsetzen hielte ich nicht für sehr schlau.

Das kommt sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Kunden an. In meinem Spezialfall halte ich einen Issue-Tracker für sehr wertvoll. Für andere Fälle, z.B. den typischen Webseitenbastler für das Dorf und die nähere Umgebung, der von der Feuerwehr über den Bäcker bis hin zum Lehrer jeden mit einer individuellen Webseite versorgt, stimme ich dir vollkommen zu.

So, und um endlich mal ein paar Namen fallen zu lassen: Mir fallen spontan Bugzilla und Trac ein, wobei Bugzilla sich wirklich auf Issue-Tracking beschränkt, während Trac sich auch noch um das Drum-Herum kümmert und z.B. ein Wiki, einen Kalender, RSS-Feeds und Web-Zugang zum Versionskontrollsystem anbietet.

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".