Der Martin: IT´ler und Handwerklich begabt?

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Hi,

Strom hinter einer ausgeschalteten Sicherung ist kein Problem, dafür habe ich genug Wissen und Übung. Vor der Sicherung fasse ich Strom nicht an, nicht mal mit isoliertem Werkzeug.
Habe ich früher auch so gesehen und danach gelebt. In meiner fast zehnjährigen Tätigkeit im Prüflabor gehörte es aber durchaus zu den üblichen Aufgaben, auch mal "am offenen Herzen" zu messen oder umzuklemmen.
Aber selbst im Prüflabor hast Du in aller Regel eine Absicherung, und sei es nur ein Kollege in der Nähe des "Big Red Button".

ja, auf jeden Fall. Und außerdem auch geeignetes (isoliertes) Werkzeug und eine Körperhaltung, bei der einem die Fetzen eines explodierenden Varistors oder Entstörkondensators nicht gerade ins Gesicht fliegen.

Was ich meinte, ist der Bereich VOR der Haussicherung und der zwischen Haussicherung und dem Sicherungskasten.

Okay, deine erste Bemerkung habe ich so verstanden, als ginge es dir nur darum, dass du keinesfalls unter Spannung arbeiten würdest.
Ich mach das natürlich auch nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Aber manchmal geht's halt nicht anders als "live".

Insbesondere VOR der Haussicherung machen Kurzschlüsse über zwei oder drei Phasen richtig Spaß, nicht nur, dass das Werkzeug verdampft und man lange im Dunkeln sitzt, man muß auch noch den freundlichen Starkstrom-Leuten von den Stadtwerken / E-Werken erklären, warum man die Straße verdunkelt hat

Auch gewöhnliche Sicherungsautomaten, wie sie in jedem Haushalt eingesetzt werden, lassen für ein paar Millisekunden noch Spitzenströme von einigen 100A fließen; wir haben bei entsprechenden Tests[1] mit handelsüblichen C-Sicherungsautomaten teils Spitzen bis zu 1kA gemessen (meist werden die etwas nervöseren B-Typen eingesetzt, C ist aber auch gängig). Das genügt auch, um die Schaftspitze eines gewöhnlichen Schraubendrehers zu verdampfen, oder um einen schönen Halbkreis in die Schneide eines Seitenschneiders zu schmelzen.
Aber ich verstehe, worauf du hinauswillst.

(und warum man überhaupt an der versiegelten Box herumgefummelt hat).

Das kommt noch erschwerend dazu und kann etwas peinlich werden ...

das "SCHEI***E" vom Kollegen war fast genauso laut wie der Knall des teilweise verdampfenden Schraubendrehers, der genau auf zwei Stromschienen (L1 und L2) gefallen ist. Natürlich waren keine Ersatzsicherung im Auto, und auch kein passendes Werkzeug zum gefahrlosen Wechseln der Sicherungen, so dass die E-Werker sich über einen Notfall-Auftrag freuen durften.

Klar. Murphy: Wenn was schiefgeht, dann richtig.

Und ja, keinen voll isolierten Schraubendreher zu benutzen war blöd.

Das weiß der Kollege nun wohl auch. ;-)

Einige Jahre später hab ich dann einen Trenntrafo erbeutet, damit war dann das Basteln auf der Netzseite diverser Geräte relativ ungefährlich möglich.

Naja, der berufliche Kontakt mit energiereicher Elektrizität ist für mich wohl Vergangenheit, inzwischen gilt eher wieder das Motto: Alles über 24V ist Hochspannung.
Privat habe ich nach wie vor keine Hemmungen, in der Wohnung Lampen anzuschließen, Lichtschalter zu wechseln oder auch mal ein Gerät mit selbstgebautem Netzteil in Betrieb zu nehmen. Aber alles mit der gebotenen Vorsicht.

Denn es heißt ja nicht umsonst: Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe kotzen.

Schönen Abend noch,
 Martin

[1] Elektrische Sicherheit: Betrieb unter Fehlerbedingungen, Simulation von Bauteilfehlern.

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Niemand lebt allein von seinen Träumen.
Aber wer träumt, lebt noch.