Moin Moin!
Das bringt mich noch auf eine andere grausige Idee. Wenn jetzt durch den EU-Beschluss alle Ohmschen Lichtquellen durch sogenannte "Energiesparlampen" ersetzt werden, was sagen unsere Kraftwerke dazu?
Die Lampen haben Kompensationsmaßnahmen zu haben, ist schon lange Vorschrift.
Die "alten" Röhren mit Drossel und Starter sind induktive Lasten und müssen einen Kondensator parallel zum Netz haben (bei Einzelleuchten pro Leuchte, bei großen Installationen auch mal zentral).
Entsprechend müssen Schaltnetzteile (kapazitive Last) eine Drossel oder entsprechende elektronische Maßnahmen haben.
Die Last aller Milliarden "Energiesparlampen" zusammen kann dann doch unmöglich noch sinusförmig genug sein, oder?
Doch, mit Kompenationsmaßnahmen bleibt das Netz ziemlich "sinussig". Genau deswegen sind die vorgeschrieben.
Vor allem werden nicht von einem Tag auf den anderen sämtliche Glühlampen gegen Energiesparlampen getauscht, sondern es wird schleichend passieren. Selbst wenn mal ein großer Betrieb auf einen Schlag alle Glühlampen gegen Leuchtstofflampen tauschen sollte, hat das keinen großen Einfluß.
Es ist ja auch nicht so, dass bisher am Netz nur ohmsche Widerstände (E-Herd, E-Heizung, Glühlampe) hängen. Auch jetzt gibt es jede Menge induktive und kapazitive Lasten. Trafos, Motoren, Schaltnetzteile, "Sparnetzteile" mit Kondensator als "Vorwiderstand" für klein(st)e Lasten (z.B. Standby-Betrieb).
Ich sehe bei den staatlich verordneten Energiesparlampen ein ganz anderes Problem:
Man muß jedes mal eine perfekt funktionierende Ansteuer-Elektronik, effektiv ein komplettes Schaltnetzteil, wegwerfen, wenn die Röhre verschlissen ist. (Umgekehrt natürlich auch eine perfekt funktionierende Röhre und die Elektronik, wenn ein Teil der Elektronik kaputt ist.) Wenigstens passiert seltener als bei Glühlampen.
Die klassischen Leuchtstoff-Röhren haben dieses Problem nicht, dort ist die "Ansteuerung" im Gehäuse der Leuchte untergebracht und das einzige weitere Verschleisteil, nämlich der Starter, kann bei Bedarf leicht und sicher gewechselt werden. Bei klassischen Röhren mit nicht so klassischer elektronischer Ansteuerung ist nicht einmal mehr der Starter nötig.
Einige wenige Energiesparlampen haben das Konzept auch umgesetzt, man kann Röhren mit sehr wenig Plastik nachkaufen und auf den "Adapter" mit der Elektronik aufstecken. Natürlich braucht man dafür einen berührungssicheren, spannungsfesten Steckverbinder, der die Röhre auch noch mechanisch sichert, und der braucht Platz. Damit sind diese Lampen, insbesondere der "Adapter", unattraktiv groß. Eine fest eingebaute Röhre kann wesentlich platzsparender direkt mit der Platine der Elektronik verlötet werden, das spart auch Entwicklungskosten. Ergo findet man diese Systeme kaum noch im Handel.
Was den Müll angeht:
Die klassische Glühlampe bringt viel Glas auf den Müll, dazu den Sockel aus Kupfer, Messing o.ä., einen Isolator im Fuß (Glas?), den Glühfaden (Osmium, Wolfram) und einen je einen Klecks Lötzinn am Sockel und am Fuß, dazu noch etwas Farbe für die Beschriftung. Radiolot besteht aus 60% Zinn, 38% Blei, 2% Kupfer. Die Rezeptur für das Lötzinn an Glühlampen dürfte ähnlich aussehen. Hauptproblem dürfte hier das Blei sein. Aber Glas und Metalle müßte man ziemlich vollständig wieder aufbereiten können, wenn man wollte. Beim Glühfaden lohnt sich das vielleicht nicht, das ist vergleichsweise wenig Material, hat einen extrem hohem Schmelzpunkt, und ist vermutlich nicht sonderlich leicht voneinander zu trennen.
Eine klassische Leuchtstoffröhre bringt ebenfalls viel Glas auf den Müll, dazu den Leuchtstoff (Phosphor, Quecksilber?), der nur mit relativ viel Arbeit vom Glas zu lösen ist. Dazu etwas Metall für die Anschlüsse und Elektroden und Isoliermaterial für die Kontakte (Plastik). Da ist das Aufbereiten schon schwieriger.
Die Energiesparlampen bringen das auch, und dazu jede Menge Plastik für das Gehäuse, eine Platine (brandgeschützt durch viel Chemie, u.a. Bromverbindungen, Lack, Kupfer, Hartpapier oder Epoxid-Harz, Zinn, Blei (noch), Kupfer im Lötzinn), ICs und andere Halbleiter (Plastik, Kupfer, Silizium, Gold), Trafos und Spulen (Kupfer, Eisen oder Ferrit, Lack), Kondensatoren (Plastik, verschiedene Metalle, Elektrolyte), Widerstände (verschiedene Metalle, Keramik, ggf. Kohlenstoff), ein paar isolierte Drähte (Kupfer, Plastik). Und hier wird es in Sachen Aufbereitung richtig finster.
Alexander
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".