Felix Riesterer: Der Wert eines Menschen

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Lieber Tom,

Bitte mache jetzt aber nicht den einen Fehler, Menschen nur nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen (für wenige Andere) zu beurteilen.

tue ich das? Wurde ich bei meiner Probezeit nach wirtschaftlichem Nutzen beurteilt? Ich bin Lehrer am Gymnasium. Meine Eignung wurde nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet, sondern rein an der mir gestellten Aufgabe: Musikunterricht und Englischunterricht.

Bei den Ministerposten sehe ich es ebenso. Dort sollten die Damen und Herren ihre Eignung darin bemessen bekommen, inwiefern sie sich als Staatsdiener eben diesem Staat (und wir erinnern uns: Wir alle sind der Staat!) verdient gemacht haben. Wirtschaftliche Aspekte mögen da vielleicht eine wie auch immer geartete Rolle spielen, aber nicht als Alleinmerkmal. Bei einer solchen Bewertung innerhalb einer Probezeit müssten eben auch die Dinge zum Tragen kommen, die Du vorher mit Kloputzen genannt hast: Wie produktiv (und für den Staat im Sinne des Gemeinwohls nützlich) hat die Person ihre Aufgaben bewältigt?

Außerdem ist es auch ein feudalistisches Machtmittel, irgendwelche Bewertungen der Leistung einzuführen, die nur in einem Zeitpunkt durch vorbestimmte "Prüfer" festgelegt werden und nie wieder revidiert werden können.

Wie möchtest Du, der Du zuallererst von Geldmitteln aus argumentiert hast, sonst prüfen bzw. "Qualitätssicherung" betreiben? Willst Du den Menschen erst sein Leben leben lassen, um ihn hinterher für seine Eignung zu einem bestimmten politischen Amt zu bewerten? Wäre das sachdienlicher oder zielführender?

Der Wert eines Menschen für die Gemeinschaft während seiner gesamten Lebenszeit darf aber nicht nur in einzelnen weinigen unvollständigen Messproben besimmt werden, sondern müsste dann bitte auch während des gesamten Lebens (und vielleicht sogar noch danach) ständig neu bestimmt werden.

Diese Zeit hat niemand. Insbesondere ein Volk hat diese Zeit nicht, wenn es darum geht zu ermitteln, ob ein Vertreter des Volkes innerhalb seiner (Probe-)Amtszeit mehr schadet als nützt. In jeder Firma wird eine solche Person schleunigst versetzt oder gar entlassen, wenn sie der Firma nicht gut tut. Warum sollte es in einem politischen Amt anders sein? Warum sollte man gerade dort, wo es um ein Land und sein Volk geht, grundsätzlich "die Katze im Sack kaufen", um dann der offensichtlich geschehenen Bereicherung und Schacherei kein Ende bereiten, indem man mittels geeigneter Prüfmechanismen (wie immer die auch aussehen mögen) diese Ämter kontrolliert?

Diesen Herren Politikern ist es ja auch nur recht und billig dem gemeinen Mann auf die Finger zu schauen (Voratsdatenspeicherung, Zugangserschwerungsgesetz, ACTA/SOPA/PIPA), warum sollten wir als Volk nicht den Spieß umkehren? Wer überwacht unsere Überwacher?

Liebe Grüße,

Felix Riesterer.

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