Tach,
Angenommen ich bin Professor und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter kommt eines Tages zu mir und sagt "Da sind ganz viele Studentinnen auf dem Weg zu Ihnen", so sagt mir diese Aussage, dass weibliche Studenten auf dem Weg zu mir sind - nicht jedoch Männliche. Nun kommt der Mitarbeiter einige Zeit später wieder zu mir und sagt "Da sind ganz viele Studenten auf dem Weg zu ihnen". Dies ergibt (wenn man davon ausgeht, dass Studenten alle Geschlechter umfasst) folgende drei Möglichkeiten: es sind nur weibliche, nur männliche oder sowohl weibliche als auch männliche Studenten zu mir unterwegs (andere mögliche Geschlechter vernachlässigt).
Macht es denn einen Unterschied welches Geschlecht die Studentenen haben?
Für das Beispiel irrelevant. Aber könnte es, z.B. weil ich einer Gruppe von Studentinnen eine Aufgabe gestellt habe und nun damit rechnen kann, dass sie sich deswegen Rückmelden. Nur als Beispiel.
Aber, und das ist sehr wichtig: ich kann bereits sagen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es _nicht_ ausschließlich weibliche Studenten sind. Das kann ich deshalb, weil ich davon ausgehe, dass der Mitarbeiter bei nur weiblichen Studenten diesen Sachverhalt nämlich bereits explizit hervorgehoben hätte.
Sagt er also, dass "Studenten" auf dem Weg sind, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nur männliche oder gemischte Studenten sind.
Und genau dies wird in der Studie nicht berücksichtigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass nämlich Frauen dabei sind, ist bei der Nennung von "Studenten" eben geringer, weil in Fällen, wo es nur Frauen sind, selten "Studenten" sondern "Studentinnen" gesagt würde. Anders wäre es, wenn "männliche Studenten" nicht so aufwendig wäre und öfter benutzt werden würde. Da dies aber nicht der Fall ist, sind die Verzögerungen durchaus durch eben genau diesen Sachverhalt zu erklären.Es ist also völlig normal, wenn man den Anteil von männlichen Studenten (im Durchschnitt) höher schätzt als den der weiblichen, wenn von "Studenten" gesprochen wird - auch wenn der Gesamtanteil gleich groß ist.
In der Studie mit den Fortsetzungssätzen wären aber bei einem korrekt interpretierten generischen Maskulinum jeweils beide Antwortmöglichkeiten korrekt gewesen, die männliche Form wurde allerdings signifikant häufiger und schneller gewählt, bei der Verwendung alternativer Schreibweisen hingegen nicht. Für mich läßt das den Schluß zu, dass Gendern in Texten eher dazu führt, dass ich korrekt verstanden werde.
Kannst du diesen Schluss auch begründen? Oder ist das einfach nur ein Bauchgefühl? Ich meine, es gibt vielleicht noch hundert andere Einflussfaktoren auf die Antwortgeschwindigkeit. Nur mal ein aus der Luft gegriffendes: sowohl Frauen als auch Männer machen sich mehr Gedanken, wenn sie an Frauen denken (vielleicht weil diese als komplizierter angesehen werden, oder weil sie vielleicht so hübsch sind ;) oder vielleicht auch, weil das von Feministinnen so eingebläut wurde), was eine verzögerte Bearbeitungszeit bewirken könnte. Vielleicht ist bei den Probanden gar eine längere Nachdenkzeit aufgetreten, weil sie versucht haben, sich möglichst politisch korrekt zu verhalten und daher bei dem Wort "Frauen" eine besondere Vorsicht haben walten lassen.
Fakt ist: wir wissen es nicht genau. Ich finde meine Vermutung (nämlich die unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten) sehr passend. Es würde mich nämlich im oben genannten Beispiel verwirren, wenn der Mitarbeiter erst sagt "Es kommen die Studenten", ich daher davon ausgehe, dass es zumindest keine reine Frauengruppe ist und er dann noch ergänzt "die haben alle hohe Schuhe an". Dann würde ich erstmal stutzen und vermutlich überlegen, ob er nun doch die Studentinnen-Gruppe meint, oder ob er vielleicht aus der (gemischten) Studentengruppe nur die weiblichen Studenten - oder gar auch die Männlichen, die aufgrund eines Protests alle hohe Schuhe tragen?
Ich denke das spielt eine wesentliche Rolle und müsste erst aus den Antwortzeiten irgendwie herausgerechnet werden.
Dass Frauen denken, sie sind bei "Studenten" nicht mitgemeint ist schade, aber eben ein Fehler.
Nein, die Studie zeigt, dass eine Mehrheit der Teilnehme* der Studie, das unbewußt so verstehen;
Nein, das zeigt sie nicht. Das ist nur eine Vermutung von vielen.
aber schön, wie aufeinmal die Frauen das Problem sind.
Es gibt ja auch Männer, die bei einem "Doktor" nur an einen Mann denken. Die tun mir auch Leid und sind genauso "das Problem". Nebenbei, wieso sagt man eigentlich "Frau Doktor" und nicht "Frau Doktorin"? Ersteres ist ja dann eigentlich falsch oder, schließlich ist Doktor ja ausschließlich männlich? Das zeigt eben genau, dass es (zumindest früher) _nicht_ männlich verstanden wurde. Nur weil man bei dem Wort "Doktor" im Kopf einen älteren Mann mit weißem Kittel und Stethoskop im Kopf hat, bedeutet das nicht, dass damit Frauen ausgeschlossen sind. Unser Gehirn zeigt uns nur das an, was aus unserer Sicht am _wahrscheinlichsten_ eintreffen wird. Vielleicht ist der Doktor ja gar kein Mediziner, vielleicht ist er jung, weiblich, hat einen Anzug an und guckt ganz grimmig? Ist das jetzt Diskriminierung im negativen Sinne? Möchtest du etwa diese heuristische Funktion des menschlichen Gehirns bei allen Menschen ausschalten?
Die richtige Vorgehensweise wäre, ihnen zu erklären, dass sie eben doch mitgemeint sind. Und dass Männer auch mitgemeint sind. Und Asexuelle und anderweitig Sexuelle ebenfalls.
Das musst du nicht den Frauen sondern allen erklären, und ich glaube nicht, dass das funktioniert; bzw. bis du damit fertig bist, werde ich weiterhin versuchen zu gendern.
Durch das gendern ist das Problem überhaupt erst entstanden. Die meisten hätten vorher wahrscheinlich gar nicht gedacht, dass sie nicht mitgemeint sind.
Stattdessen wird eine Diskriminerung überhaupt erschaffen.
Wo steckt denn bitte eine Diskriminierung darin deutlicher auszudrücken, wer gemeint ist?
Diskriminierung = Unterscheidung. Du machst einen Unterschied deutlich (wer ist gemeint) also diskriminierst du. "Student" diskriminiert nur Studenten von nicht-Studenten. Durch Student/in diskriminierst du sowohl Studenten von nicht-Studenten als auch männliche von weiblichen und beide von Andersartigen. (Es sei denn du benutzt deine Sternchenform, dann fällt das mit den Andersartigen weg)
Die beste Lösung wäre imho - wenn man schon auf so eine Art in die Sprache eingreifen will - eine zusätzliche männliche Form, damit das weibliche keine Extrawurst hat. Dann hat man immernoch das Problem mit allem, was nicht männlich oder weiblich ist, aber dann erkennen die Leute vielleicht, dass es sich um eine Abstraktion handelt - obwohl das bei vielen wohl zuviel verlangt ist.
Wir brauchen keine zusätzliche männliche Form, sondern eine zusätzliche neutrale Form;
Wir haben bereits eine neutrale Form. Feministinnen verstehen das nur falsch. Aber meinetwegen, wir können auch Student als männliche, Studentin als weibliche und Studentö als neutrale Form einführen. Aber NICHT so etwas wie StudentIn, denn das ist völliger Schwachsinn, das ist nämlich keine neutrale Form.
Eben. StudentInnen umfasst aber nur diese zwei Geschlechter. Auch die "Gap" oder "Sternchen" Lösung ist eigentlich nicht gut, weil sie zwar alle Geschlechter erfassen will, es aber rein syntaktisch nicht tut.
Die von mir bevorzugte Sternchen-Lösung funktioniert in Schriftsprache
Nicht in der gesprochnen und das ist ein riesiger Nachteil.
problemlos (zumindest solange ich dran denke) und erlaubt jede* seine eigene Endung zu verwenden; zu glauben, dass hier sytaktisch nur die standardsprachlich übliche Endungen möglich sind, ist ein Fehler.
Aha. Wenn Student also einen männlichen Studenten meint, Studentin eine weibliche Studentin und es keine extra Form für z.B. einen geschlechtslosen Studenten gibt, wie umfasst dann die Sternchenschreibweise den letztgenannten?
Student* kann ergänzt werden zu "Student" und "Studentin", nicht aber zu "geschlechtsloser Student" oder "beidgeschlechtlicher Student" oder "andersartig geschlechtlicher Student". Wie gesagt, jedenfalls syntaktisch nicht.