Tach,
Kannst du diesen Schluss auch begründen? Oder ist das einfach nur ein Bauchgefühl? Ich meine, es gibt vielleicht noch hundert andere Einflussfaktoren auf die Antwortgeschwindigkeit. Nur mal ein aus der Luft gegriffendes: sowohl Frauen als auch Männer machen sich mehr Gedanken, wenn sie an Frauen denken (vielleicht weil diese als komplizierter angesehen werden, oder weil sie vielleicht so hübsch sind ;) oder vielleicht auch, weil das von Feministinnen so eingebläut wurde), was eine verzögerte Bearbeitungszeit bewirken könnte. Vielleicht ist bei den Probanden gar eine längere Nachdenkzeit aufgetreten, weil sie versucht haben, sich möglichst politisch korrekt zu verhalten und daher bei dem Wort "Frauen" eine besondere Vorsicht haben walten lassen.
All das würde die niedrigere Quote nicht erklären, die längere Reaktionszeit kann ja überhaupt nur bei denen festgestellt werden, die Frauen ausgewählt haben.
oder gar auch die Männlichen, die aufgrund eines Protests alle hohe Schuhe tragen?
Du hast ein altmodisches Geschlechterrollenbild, wenn du hier den Protest als Grund heranziehen musst.
Dass Frauen denken, sie sind bei "Studenten" nicht mitgemeint ist schade, aber eben ein Fehler.
Nein, die Studie zeigt, dass eine Mehrheit der Teilnehme* der Studie, das unbewußt so verstehen;
Nein, das zeigt sie nicht. Das ist nur eine Vermutung von vielen.
Es ist zumindest der Schluss, den die Sprachwissenschaftler, die sich damit beschäftigt haben, ziehen. Ich habe zwar in geisteswissenschaftliche Studien weniger Vertrauen als in richtige Wissenschaft, aber zumindest hat es dazu geführt mein eigenes Denken zu hinterfragen. Ich weiß, dass ich als weißer, halbwegs gebildeter, in Deutschland lebender Mann mir um Diskriminierung fast keine Sorgen machen muss; ich hatte "Glück", aber ich würde gerne in einer Welt leben, in der ich nicht von einer Freundin hören muss, dass sie sich freut, weil sie trotz eines Rockes in einem Fahrradladen als kompetent behandelt wird.
Es gibt ja auch Männer, die bei einem "Doktor" nur an einen Mann denken. Die tun mir auch Leid und sind genauso "das Problem".
Nein, die Menschen (ich weiß nicht warum du das auf Männer beschränken möchtest) sind das Problem, Menschen die sich nicht angesprochen fühlen sind Objekt nicht Subjekt der Diskriminierung.
Nebenbei, wieso sagt man eigentlich "Frau Doktor" und nicht "Frau Doktorin"?
Ich vermute mal, ohne es genau zu wissen, dass der verliehene Titel die männliche Form hat und keine Alternative vorgesehen ist, so wie bei unserer Frau Bundeskanzler auch.
Ersteres ist ja dann eigentlich falsch oder, schließlich ist Doktor ja ausschließlich männlich? Das zeigt eben genau, dass es (zumindest früher) _nicht_ männlich verstanden wurde.
Äh, der Kampf, dass Frauen überhaupt studieren/promovieren dürfen, war nicht einfach und ist noch nicht ewig her; natürlich war der Doktor rein männlich, genauso wie der Bürger
Nur weil man bei dem Wort "Doktor" im Kopf einen älteren Mann mit weißem Kittel und Stethoskop im Kopf hat, bedeutet das nicht, dass damit Frauen ausgeschlossen sind. Unser Gehirn zeigt uns nur das an, was aus unserer Sicht am _wahrscheinlichsten_ eintreffen wird. Vielleicht ist der Doktor ja gar kein Mediziner, vielleicht ist er jung, weiblich, hat einen Anzug an und guckt ganz grimmig? Ist das jetzt Diskriminierung im negativen Sinne?
Ja, ist es. Genau um diese Wahrnehmung geht es und ich fürchte, die ist mit einem generischen Maskulinum nicht mehr aufzubrechen. Dass es vielleicht nicht so gemeint ist, hilft nicht, solange es so verstanden wird.
Möchtest du etwa diese heuristische Funktion des menschlichen Gehirns bei allen Menschen ausschalten?
Nein, ich möchte dem Gehirn etwas leichter Verständliches vorgeben.
Durch das gendern ist das Problem überhaupt erst entstanden. Die meisten hätten vorher wahrscheinlich gar nicht gedacht, dass sie nicht mitgemeint sind.
Sich ausgeschlossen fühlen, weil man die von dir eben beim männlichen Doktor genannten Denkweise erkannt hat, ist nicht das Problem, die Denkweise ist das Problem und fürht zum Ausschließen. Nach deiner Sichtweise ist die Unterdrückung von Menschen, solange sie es nicht merken, ok.
Diskriminierung = Unterscheidung.
Das war mal eine ursrpüngliche Wortbedeutung (andere wären trennen, abgrenzen und damit näher an der heutigen), das ist aber schon länger her, s.a. Diskrimination.
Du machst einen Unterschied deutlich (wer ist gemeint) also diskriminierst du.
Wo tue ich das mit Student*? Auf einen vorhandenen Unterschied hinweise ist keine Diskriminierung, erst wenn ich anfange Leute deswegen unterschiedlich (im Sinne von besser/schlechter) zu behandeln.
"Student" diskriminiert nur Studenten von nicht-Studenten. Durch Student/in diskriminierst du sowohl Studenten von nicht-Studenten als auch männliche von weiblichen und beide von Andersartigen. (Es sei denn du benutzt deine Sternchenform, dann fällt das mit den Andersartigen weg)
Ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die bei Student an einen männlichen Studenten denken, vielleicht denken zumindest ein paar von denen bei Student* nochmal darüber nach und wenn nicht, freuen sich zumindest diejenigen, die sich durch Student ausgegrenzt fühlen würden; verlieren tue ich dabei nichts.
Wir haben bereits eine neutrale Form. Feministinnen verstehen das nur falsch.
Nein, meiner Meinung nach ist aus der Studie zu folgern, dass Menschen sie falsch verstehen, also sollten wir sie nicht benutzen bzw. durch etwas besseres ersetzen. Übrigens warum nutzt du hier nicht das generische Maskulinum, du sprichst schließlich gerade mit jemandem, der sich als Cis-Mann und Feminist bezeichnen würde?
Aber meinetwegen, wir können auch Student als männliche, Studentin als weibliche und Studentö als neutrale Form einführen. Aber NICHT so etwas wie StudentIn, denn das ist völliger Schwachsinn, das ist nämlich keine neutrale Form.
Gerne, wie wäre es in der Schriftform mit Student*. Was, in einem zweigeschlechtlichen Weltbild, am Binnen-I nicht neutral sein soll, verstehe ich nicht? Es ist die Kombination aus beiden Formen und entspricht sogar, bei entsprechender Betonung, deiner Forderung nach Sprechbarkeit.
Die von mir bevorzugte Sternchen-Lösung funktioniert in Schriftsprache
Nicht in der gesprochnen und das ist ein riesiger Nachteil.
Wo ist das Problem, unsere Schriftsprache unterscheidet sich im Alltag eh deutlich von der Gesprochenen? Natürlich wäre auch mir eine sprechbare Lösung noch lieber, ich habe aber noch keine gefunden, die mir gefällt.
Aha. Wenn Student also einen männlichen Studenten meint, Studentin eine weibliche Studentin und es keine extra Form für z.B. einen geschlechtslosen Studenten gibt, wie umfasst dann die Sternchenschreibweise den letztgenannten?
Student* Das Sternchen ist nicht zwangsläufig als Wildcard zu verstehen, die das Wort fortsetzt; es ist allerdings einer der Vorteile, dass viele es erstmal so verstehen und nicht länger darüber nachdenken müssen.
Student* kann ergänzt werden zu "Student" und "Studentin", nicht aber zu "geschlechtsloser Student" oder "beidgeschlechtlicher Student" oder "andersartig geschlechtlicher Student". Wie gesagt, jedenfalls syntaktisch nicht.
Warum nicht? Ich schreibe meine Texte üblicherweise nicht für Computersysteme, die Wildcards interpretieren sondern für Menschen, du beziehst das * zu eng auf die dir sonst übliche Verwendung.
mfg
Woodfighter