Christian Kruse: Jammerschade!

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Moin Felix,

Immerhin bietet ein "echtes" Ubuntu mehr, als Windows RT!

Das sehe ich noch nicht.

„App-Store,” in dem Apps verkauft werden sollen, die nur auf Ubuntu (bzw Unity) laufen werden, die Amazon-Geschichten, etc, pp. Da fiele mir noch mehr ein…

Immerhin hat Ubuntu mit Unity die beste Akzeptanz als Mainstream-Alternative unter Neulingen und Windows-Umsteigern! Das hat kaum eine andere Distribution in diesem Ausmaß geschafft. In meinem Bekanntenkreis viel der Satz: "Jetzt weiß ich was intuitive Bedienung ist." Dazu mag man stehen, wie man will, aber offensichtlich bietet Unity einer gewissen Zielgruppe genau das, was sie sich wünscht. Alternativen existieren.

Ich habe nichts gegen Unity. Ich kann verstehen, warum sie den Schritt weg von GNOME gemacht haben, da habe ich kein Problem und es gibt nie genug Window Manager bzw Desktop Environments. Und auch Canonicals Leistung, Linux stärker zu verbreiten, stelle ich nicht in Abrede.

Aber das Geschäftsgebaren in letzter Zeit, das kritisiere ich durchaus. Nehmen wir die „Unity-Apps” mal als Beispiel: warum ist so etwas nötig? Warum muss man da einen künstlichen Lock-in schaffen?

Ob das mit der Amazon-Linse alles pöhse Firmenmachenschaft mit geheimen Ausschlachtungsplänen ist, oder ob Canonical mäßige Kommerzialisierung (wichtig: mit opt-out!) zur Finanzierung seines kostenlosen Produktes mit einbaut, bleibt auch weiter zu beobachten. Sicherlich hat Richard Stallman recht, wenn er lieber ein opt-in als Default sähe, aber immerhin hat man - im Gegensatz zu Windows 8 und Trusted Computing - ein opt-out dabei.

Vergiss nicht, dass die Kommerzialisierung geheim (also nicht angekündigt) kam und das Opt-Out erst nach massivem Druck seitens der Community. Das ist es, was hier angekreidet wird. Dass Canonical Geld verdienen will (und muss) kritisiert glaube ich keiner.

Man neigt als Programmierer sehr gerne dazu, die Welt binär zu betrachten, nämlich in good vs. evil. Dass es da jede Menge floating point values dazwischen gibt, und dass man eben nicht immer alles in Gedanken berücksichtigt (oder wozu bräuchte es Betatests?), sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, um dann nicht gleich alles zu verteufeln, was nicht in die eigene Wahrnehmung passt.

Ich verteufele doch gar nichts. Ich kritisiere ein Verhalten, dass ich als amoralisch empfinde.

Mir erscheint es sinnvoll, dass es neben Wayland und Surfaceflinger noch Mir geben wird.

Mich stört nicht, dass es eine weitere Alternative gibt: choice is good! Mich stört das Verhalten dabei. Im Rahmen der Free-Desktop-Initiative gab es die Einigung, einerseits Standards zu schaffen um sinnvoll eine Alternative zu haben und andererseits Wayland als Nachfolger von x.org in Produktionsreife zu bekommen. Dem hatte sich auch Canonical angeschlossen. Jetzt allerdings ist ein massiver Kurswechsel zu bemerken, der mehr und mehr in Richtung Lock-in geht. Wehret den Anfängen!

LG,
 CK