Der Martin: Zukunft des Programmierens Webanwendung?

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Hi,

Solange sie auf dem localhost läuft und den Browser "nur" als Frontend verwendet, besteht in puncto Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Vertrauenswürdigkeit kein Unterschied zu echten lokalen Anwendungen; auch auf einem Server im Intranet sehe ich da noch kein wirkliches Problem.
Das halte ich für ein falsches Sicherheitsgefühl.

warum das? Worin siehst du sicherheitstechnisch den Unterschied zwischen einer reinrassigen, nativen Anwendung und einer Web-Applikation, die komplett lokal läuft?

Probleme mit Verfügbarkeit, Sicherheit und Vertraulichkeit treten nicht erst auf, wenn Daten in der Cloud gespeichert werden. Ich würde sogar behaupten, dass Privatrechner und kleinere Intranets häufiger befallen und angegriffen werden als dedizierte Server in der Cloud. Die Sicherheitsstandards bei letzteren sind höher als die von üblichen Privatrechnern oder die von Rechnern in kleinen Firmen.

Das mag sein, die Rechenzentren der großen Anbieter mögen extrem zuverlässig sein. Aber bis dorthin muss ich erstmal kommen. Tatsache ist, dass ich als DSL-Nutzer keine Möglichkeit der Einflussnahme habe, wenn mal die DSL-Verbindung nicht funktioniert. Und der Fall tritt häufiger ein, als eine lokale Störung innerhalb meines eigenen Einflussbereichs, die ich selbst beheben könnte.
Kein Internet-Zugangsprovider garantiert mir 100% Verfügbarkeit. Und die werden wissen, warum.

Und ich habe mit der Internet-Verbindung (angefangen bei meinem eigenen Zugangs-Provider über die Netz-Infrastruktur bis hin zum Anbieter, der die Applikation hostet) zusätzliche Faktoren, die die Verfügbarkeit empfindlich beeinträchtigen können
Das stimmt. Allerdings habe ich solche Probleme grundsätzlich im Intranet ebenfalls.

Ja. Aber da kann ich sie selbst diagnostizieren, lokalisieren und beheben.

Aus diesen Gründen würde ich eine extern gehostete Webanwendung nur für Dinge nutzen wollen, die mir nicht wirklich wichtig sind, und bei denen ich im Fall einer Störung auch achselzuckend sagen kann, "Na dann eben nicht".
Als ob Desktop-Harware und -Software ohne Ausfälle, ohne Fehler und Bugs wären oder gar redundant verfügbar wären.

Sind sie nicht, natürlich nicht. Aber gerade darum sorge ich ja für Redundanz - durch Backups, durch Bereitstellung von zwei oder mehr annähernd gleichwertigen Arbeitsplätzen, durch Ersatz-Hardware im Schrank. Nur für meinen Zugang zum Internet habe ich keine wirkliche Redundanz. Okay, ich kann noch mit dem Notebook via UMTS ins Netz, zur Not sogar den UMTS-Zugang den anderen Hosts im LAN zur Verfügung stellen. Aber ein angemessener Ersatz ist das nicht; es ist eher wie das Notrad, mit dem man nur kurze Strecken und mit höchstens 50km/h fahren sollte.

Wie viele Computer im Consumer-Bereich haben denn RAIDs, wieviele lokale Datenbanken werden repliziert, wieviele haben einen Zweitrechner, sollte der erste abrauchen?

Keine Ahnung - aber abgesehen von RAIDs habe ich das. Und anstatt RAIDs habe ich tagesaktuelle Backups der anfallenden Arbeitsdaten. So paranoid sind vielleicht nur wenige Nutzer - aber jeder hätte die Möglichkeit dazu. Wenn aber der DSL-Zugang wegen eines Problems bei 1&1 mal zwei Tage lang nicht geht (was durchaus schon vorgekommen ist), kann ich mich darüber ärgern. Mehr aber auch nicht.

Wichtige Dinge möchte ich dort haben, wo ich auch selbst Einfluss nehmen und notfalls Hand anlegen kann.
Das sagt über den Sinn und Erfolg der Einflussnahme noch nichts aus.

Nein, nicht unmittelbar. Aber zumindest die Chance, dass ich da selbst etwas erreichen kann, ist um ein Vielfaches größer als irgendwo weit weg, wo ich allenfalls per Telefon den zuständigen Leuten Feuer unterm Hintern machen kann. Und selbst das ist denen in der Regel schnurz, auch wenn der Support mit freundlichen Worten versucht, mich zu trösten.

Unternehmen, die Datenspeicherung und Anwendungen in der Cloud anbieten, haben mehr Server- und Sicherheits-Know-How als du, ich und andere hier zusammen.

Ja. Das schwächste Glied in der Kette ist aber das Unternehmen, das die Strecke dazwischen zur Verfügung stellt. Und ob dieses Unternehmen nun 1&1 oder Telekom oder KabelBW heißt, macht keinen wirklichen Unterschied.

Schönes Wochenende,
 Martin

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In der Theorie stimmen Theorie und Praxis genau überein.
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