Sven Rautenberg: Braucht man wirklich Exchange

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Moin!

Hier steht eine Serverumstellung an. Soweit so gut. Nun kommen Angebote, die auch einen Exchange Server für 10 Arbeitsplätze umfassen. Mir ist schon bewußt, das Exchange Dinge kann die Gruppenkalenderfunktionen, oder das Mails intern nicht über das Internet verschickt werden. Als Argument vom Systemhaus wird auch genannt, das der Exchange Server den Netzzugriff verbessert, da angeblich eine "normale" DSL Leitung (16000) in die Knie gezwungen werden kann, wenn alle 10 Rechner gleichzeitig im Netz sind und gleichzeitig Mails abrufen. Ich halte das für Quatsch und eher für einen Werbespruch.

Es hängt davon ab, was man tut.

Ein Mailserver im lokalen Netz erlaubt sehr schnelles Versenden von internen Mails. Wenn die Mitarbeiter sich also auf diesem Weg austauschen, wäre das ein Pluspunkt. Andererseits: Textnachrichten als Mail sind so oder so keine große Netzbelastung, und für Dateianhänge gilt grundsätzlich die Vermutung: Die Datei ist genau zwei Bytes größer als das erlaubte Maximum des Servers (wobei egal ist, welcher Server, also intern oder extern). Zum Austauschen von Dateien ist Mail ja auch nicht geschaffen worden.

Ein Mailserver extern, den man nur benutzen, aber nicht pflegen muss, hat hingegen Kostenvorteile. Erstens ist zu erwarten, dass der Server redundant aufgebaut ist, weil der Anbieter nicht nur euren einen Server betreibt, sondern ein paar Kunden mehr hat. Zweitens würde man auch beim Szenario eines lokalen Mailservers immer mindestens auch einen externen Server haben wollen, denn Mailen von einer DSL-Leitung aus direkt in die Welt hinein wird scheitern an Spamfiltern der externen Mailempfänger. Es braucht also einen externen Mailhost als Zwischenstation.

Mit anderen Worten: Der externe Mailserver ist sowieso da - ob für die Mitarbeiter die vorhandene DSL-Leitung ausreicht, wenn neben dem Mailabruf auch noch anderweitig gesur^H^H^Harbeitet wird, kann man von außen kaum beurteilen - ich wäre da aber guter Dinge.

Soweit das Technische.

Jetzt blieben nur noch so Faktoren wie "interne Mail bleibt im internen Netz, also 'sicher'" (ob das stimmt, würde ich erstmal in Zweifel ziehen) oder "wir brauchen einen mitarbeiterübergreifenden Online-Kalender für Terminabsprachen" (also Features über Mail hinausgehend). Und natürlich "wer administrierts?"

Mir ist schon klar, das wohl ein großes Unternehmen einen Exchange braucht. Aber vermutlich wird es so sein, sobald man einmal einen Exchange Server im Haus stehen hat, hat man wohl auch den entsprechenden Techniker wöchtlich im Haus, da man wohl Spezialist sein muß, um so einen Exchange zu bedienen (Quelle: google Recherche).

Es hilft, wenn man Spezialisten hat und/oder beauftragt, sich um den Betrieb zu kümmern. Das sind zwangsläufig Betriebskosten der gewählten Lösung.

Vernünftiges Mailhosting extern kostet zwar ebenfalls nicht die Welt, aber die damit verbundenen Kosten sind vermutlich deutlich berechenbarer, weil in der Regel "Anzahl Mailaccounts * x Euro pro Monat". Anstatt "Ihr Mailserver läuft nicht mehr rund? Wir kommen gern für xxx Euro vorbei und gucken mal" - "och nö, zu teuer, wir machen's selbst irgendwie".

Für normale Postfächer habe ich ja eigentlich auch keine richtigen Vorteile mehr oder? Denn ich kann ja mein Postfach auch per imap abholen. Und selbst normale Provider bieten Exchange mit an.

Im Netz gibt es auch Freeware Lösungen (als Ersatz für Exchange), aber die erscheinen mir allesamt recht kompliziert.

Die Frage ist: Was habt ihr jetzt im Einsatz, und warum soll das verändert werden?

Im Prinzip dürfte man beispielsweise mit Google Apps in kleinen Unternehmen schon sehr weit kommen. Kostet wenig, dürfte professionell gewartet sein, bietet alles, was man sich auch bei Exchange wünscht (nur leicht anders - Adapter zum Syncen mit Outlook gibts aber), und noch mehr darüber hinaus. Man muss halt in Kauf nehmen, dass die Daten potentiell auch bei der NSA landen.

Alternativ Domain- und Mailhosting bei einem der bekannten deutschen Provider. Gibts, wie du anmerkst, ja auch als "Exchange".

- Sven Rautenberg