Hallo,
kennen wir die Details nicht und auch nicht die "Gegenseite" - ein Urteil also schwierig
Du glaubst nicht ernsthaft, es gäbe eine rationale Begründung für das Arschloch-Verhalten des Mannes? Der Typ hat sich wahrscheinlich nichts groß gedacht, sondern hat die Frauen kalt für eigene Zwecke ausgenutzt, ohne sie als Individuen wahrzunehmen. Er hat sie instrumentalisiert und ihnen Lügen über Lügen aufgetischt, damit das klappt.
Und ich darf mich auch selbst mal hinterfragen, ob ich mir das antun möchte. Das hat überhaupt nichts mit Victimblaming zu tun.
Teil von Victim Blaming ist: Männer hören solche Geschichten und meinen als erstes, den geschädigten Frauen ›gut gemeinte‹ Ratschläge geben zu müssen: Was sie hätten tun sollen, dass sie es hätten merken müssen, wie sie es denn dazu haben kommen lassen. Das impliziert, dass die Betrogenen in der Verantwortung waren und die Macht besaßen, ihre Ausnutzung zu beenden. Solche Ratschläge sind immer Vorwürfe. Diese sprachlich in »ich darf auch mal die Frage stellen…« zu verpacken, macht sie nicht besser.
Das ist unangebracht, unsensibel, und bringt die Betroffenen in Selbstzweifel. Es stellt ihr Handeln und ihre Urteilsfähigkeit infrage. Insofern ist es oftmals eine Fortsetzung der psychischen Gewalt, der sie ausgesetzt waren. Davon abgesehen ist es ist inhaltlich falsch: »Anscheinend bist du noch nie selbst betrogen worden und kannst deshalb nicht nachvollziehen, dass man Betrug nicht mit "Menschenkenntnis" vorbeugen kann«. Wir können davon ausgehen, dass die verschiedenen Frauen an den Motiven des Mannes gezweifelt haben. Aber die Dynamik des Betruges hat Sven gut beschrieben.
Es trägt zur letztlichen Lösung des Problems nichts bei, den Betroffenen einen Floh ins Ohr zu setzen, sie hätten anders handeln können. Im Gegenteil, das verstärkt ihr psychisches Leid nur. Es gibt eine einfache Regel, die zur Lösung beiträgt: Den Betroffenen wird vertraut und Nicht-Betroffene – die in der Regel keine Ahnung davon haben, so etwas zu erleiden – unterstützen sie ihn ihren selbstgewählten Kämpfen, anstatt ihnen besserwissende Ratschläge zu geben.
Es ist im umgangssprachlichen ein Betrug, aber nicht nach dem Strafgesetzbuch.
Das hat auch niemand behauptet. Hier ging es um emotionale Ausnutzung und systematischen Vertrauensmissbrauch.
Klar ist der andere im engeren Sinne Opfer eines Betruges. Aber das ist eben keine Vergleich mit Gewalt oder mit einem finanziellen Schaden (Ehebetrug oder ähnliches).
Es gibt auch psychologischen und emotionalen Missbrauch. Der hinterlässt genauso Wunden und schädigt Betroffene nachhaltig.
Mathias