Moin Moin!
Hallo,
Apple hat in unendlicher Weisheit die jahrzehnte alte Konvention gebrochen, das kabelseitige Ende des Klinkensteckers mit GND zu belegen
was haben die!? *kreisch*
Warst Du die letzten 10 Jahre irgendwo auf einer einsamen Insel verschollen? ;-)
Von der Inkompatibilität mal abgesehen (die von Apple sicher gewollt ist), heißt das aber auch, dass die MIC-Leitung dann über den Kabelschirm läuft und Masse auf einem Innenleiter.
Nur, wenn Du das so im Stecker anschließt. Du kannst bei Apples extrem kleinen Klinkensteckern mal davon ausgehen, dass da nicht wie üblich lange Fahnen aus dem Kontaktteil kommen.
Es gibt aber durchaus EINEN guten Grund, GND auf den zweiten Ring und nicht auf den Schaft zu legen. Der braucht allerdings etwas Text:
In den alten Zeiten hatten Klinkenbuchsen, besonders die 3,5mm-Version, nur zwei Kontaktfedern für Spitze (L) und Ring (R), der Schaft (GND) wurde über den hohlen Gewindeteil der Buchse kontaktiert, in den der Stecker recht genau paßt und außerdem noch von den beiden Kontaktfedern etwas dagegen gedrückt wird. Das kann man auf dem Bild Klinkenbuchse635 ganz gut sehen. Das Bild zeigt eine 6,35mm-Buchse, aber die 3,5mm-Version ist identisch konstruiert. Diese Buchsen werden / wurden in eine Frontplatte geschraubt, und sie benötigen relativ viel Platz.
Spätestens seit PCs mit Soundkarten bzw. Onboard-Sound ausgestattet werden, sind kompakte, eckige Buchsen für Printmontage üblich, entweder liegend oder stehend, mehrfach zu sehen im Artikel Soundkarte, z.B. auf dem Bild KL_Creative_Labs_Soundblaster_Live_Value_CT4670. In mobilen Geräten sind diese Buchsen, oft in noch kompakterer Form, ebenfalls längst Standard.
Die Kontaktfedern für Spitze und Ring sind gegenüber der klassischen Konstruktion wesentlich kompakter, vor allem aber wird die Buchse ausschließlich von den Lötstellen gehalten. Niemand muß mehr Muttern auf die Buchse schrauben. Das macht die Herstellung einfacher und billiger. Was man auch beobachten kann (z.B. in Creative_SoundBlaster_Audigy_2_(SB0400)-4), ist, dass die Buchse das hinterste Ende des Schafts nur noch mit Kunststoff berührt. Der Schaft wird viel weiter in Richtung Spitze über eine dritte Feder mit GND verbunden.
Und diese Feder liegt bei diesen Buchsen oft dort, wo ein eingesteckter vierpoliger Klinkenstecker seinen zweiten Ring hat. In diesen Buchsen wird ein Headset nach Apple-Belegung MIC-GND-R-L sehr wahrscheinlich über den zweiten Ring mit GND verbunden, nicht über den Schaft. Vielleicht berührt die Feder auch gleichzeitig den zweiten Ring und den Schaft, und schließt so das Mikrofon kurz. Da das Mikrofon nicht mit Energie versorgt wird und von sich aus keine nennensweren Energiemengen liefert, ist das vollkommen problemlos.
Vierpolige Stecker mit klassischer Belegung GND-MIC-R-L haben in diesen Buchsen mit höherer Wahrscheinlichkeit Probleme, eine Verbindung nach GND zu bekommen. Das führt dann zu (relativ seltenen) Plastik-Klinkenbuchsen mit einem dekorativen Masse-Ring an der Öffnung, auf den der Klinkenstecker von den Kontaktfedern gezogen bzw. gedrückt wird.
Bei konventionellen Telefonen (DECT, analog, ISDN) gibt's fast das gleiche Spiel nochmal in Mono, auf einem Klinkenstecker mit drei Kontakten ist die Belegung entweder GND - MIC - PHONE oder GND - PHONE - MIC, je nach Laune des Herstellers. Bei falscher Belegung funktioniert auch da exakt gar nichts.
Nicht "exakt". Es findet in diesem Fall nur ein Rollentausch von Mikrofon und Hörerkapseln statt. Wenn ein dynamisches Mikrofon verbaut ist, taugt das auch einigermaßen als Lautsprecher, während die Hörmuscheln dann als dynamische Mikrofone betrieben werden. Das funktioniert. Nicht besonders gut, aber es geht. Man muss dann halt in die Ohrmuscheln sprechen und am Mikro lauschen. ;-)
Wann hast Du zuletzt ein Telefon- oder Computer-Headset mit dynamischem Mikrofon gesehen? Hast Du so etwas überhaupt mal gesehen?
Nur mit einem Kondensatormikrofon hat man ganz schlechte Karten.
Eben. Und genau die, in Form des Elektretmikrofons, wirst Du in so ziemlich jedem Headset für Computer und Mobilgeräte finden. Einfach, weil Elektret-Kapseln irre klein und leicht gefertigt werden können und dabei immer noch gute Eigenschaften haben. Außerden benötigt man weder Magnete noch Übertrager. Und: Computer geben seit mindestens dem Ur-Soundblaster eine kleine Spannung auf die Mikrofoneingänge, um Elektretmikrofone mit Strom zu versorgen. Diese Spannung würde dynamische Mikrofone stören oder schlimmstenfalls zerstören.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".