Alexander (HH): SCSI

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Moin Moin!

Hallo,

SCSI-1 braucht 50polige Kabel, lediglich manche "billigen" Peripherie-Geräte (dier ersten Scanner, Brenner, ZIP-Drives) haben massenhaft GND-Paare aufgebrochen, die GND-Leitungen weggelassen, und SCSI über einen 25poligen Stecker geprügelt, mit entsprechend schlechter Signalqualität.

und ich dachte immer, die Einsparung der Leitungen käme durch die Beschränkung auf 8bit.

Nö, vergleich mal "normales" SCSI-1 auf einem 50poligen Centronics-Stecker mit dem, was auf dem üblichen DSUB-25-Stecker der Billig-Bastler zu finden ist:

Beim normgemäßen 50poligen Stecker hat jede Signalleitung (Pins 26 bis 50) ihre individuelle GND-Leitung (Pins 1 bis 25), mit der sie bei Rundleitungen typischerweise verdrillt ist, bei Flachbandkabeln liegen so immer GND und Signal nebeneinander. Trotz Platz für 25 Signale sind bei SCSI-1 nur 8 Nutz-Bit unterwegs (Pins 26 bis 33), außerdem Parity (34), Stromversorgung für den Terminator (38), 8 Steuer-Signale (41, 43, 44, 46, 47, 48, 49, 50) und 1x Reset (45). Macht 19. Dann gibt es noch einen freien Pin (42) und "just in case" noch 5 weitere GND-Leitungen (34, 36, 37, 39, 40).

Man hätte also auch locker mit 40 Leitungen auskommen können, wenn man die redundanten GND-Leitungen weggelassen hätte.

Beim 25poligen Stecker à la PC, Amiga, Mac fällt sofort auf, dass sehr viel weniger GND-Leitungen unterwegs sind. Nur die Pins 7, 9, 14, 16, 18 und 24 liegen auf GND, das sind gerade einmal sechs Leitungen. Die anderen 19 Leitungen führen exakt die selben Signale wie der normgemäße 50polige Stecker, nur auf anderen Pins verteilt. Bei nur 6 GND-Leitungen kann man sich leicht an den Fingern abzählen, dass paarweises Verdrillen nicht klappen kann. Im Rundkabel laufen die Strippen einfach parallel, auf dem Flachbandkabel liegen die Signalleitungen meistens direkt nebeneinander. Das führt zwangsläufig zu mehr Übersprechen, das man nur durch kurze, hochwertige Kabel beschränken kann.

Der 25polige Stecker nach Art von Future Domain verteilt die Signale und GDN-Leitungen anders auf die Pins (warum soll man auch machen, was alle anderen machen?), ändert aber exakt gar nichts am Mißverhältnis zwischen Signal- und GND-Leitungen.

Der Grund für die vielen GND-Leitungen auf dem 50poligen Stecker ist die Option, die Signale nicht asymmetrisch mit Masse-Bezug, sondern symmetrisch massefrei übertragen zu können. Die SCSI-Leute nennen das "differential SCSI". Der große Vorteil daran ist, dass Störsignale im Allgemeinen auf alle Leitungen gleich wirken. Der jeweilige Empfänger rekonstruiert das Signal aber als Differenz zweier Leitungen, was Störsignale verschwinden läßt ((1/2 Signal + Störung) - (-1/2 Signal + Störung) = Signal). Der 50polige Stecker mit symmetrischer Belegung hat daher alle Signale doppelt, einmal die negierte Hälfte auf den "normalen" Pins 26 bis 50, und einmal die nicht negierte Hälfte auf den Pins 1 bis 25, wo bei "normalem" SCSI nur GND zu finden ist. Der Pin 11 dient dabei als Sensor, um herauszufinden, ob alle Bus-Teilnehmer symmetrisch arbeiten können. "Normale" SCSI-Geräte (Single Ended) legen den Pin 11 an GND. Sind nur Differential-SCSI-Geräte am Bus, hängt der Pin 11 nirgendwo an GND. Außerdem sind bei Differential-SCSI zwei Paare nicht mehr mit GND belegt, sondern frei (12/37, 14/39) und die Stromversorgung für den Terminator liegt zusätzlich auch auf dem Pin 13 (dem Paar-Partner von Pin 38). Das dürfte für einen fetten Kurzschluß bei Betrieb von Single-Ended-Geräten an einem Differential-Bus gesorgt haben, wenn irgendein Gerät den Pin 13 ohne Prüfen von Pin 11 an TERMPWR gelegt hat.

Mehr Bits (nämlich 16) gibt's erst mit SCSI-3 alias Fast-Wide SCSI auf einem 68poligen Stecker, wahlweise asymmetrisch (Single Ended) oder symmetrisch (Differential).

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".