Hallo
Den Vogel in Hinsicht auf das Verstümmeln der Formular-Elemente in einer Webanwendung schoss ein Programmierer in meiner letzten Firma ab, der die Ränder der Eingabefelder ausblendete und stattdessen eine 1px breiten border-bottom anzeigte. Das Ganze natürlich – wie es sich heutzutage gehört – mit weißem Hintergrund auf weißem Hintergrund.
1px ist zu dünn, aber mit geringfügig dickerem Rahmen, Platzhalter und Label kann man so ästhetische und auch gut erkennbare Formularfelder erzeugen.
Öhhm, da war kein Rahmen, da war nur eine Unterstreichung. Einfach nur ein Strich auf weißer Fläche. Auch Label, die beim überfahren mit der Maus eine Rückmeldung gegeben hätten, wurden nicht eingesetzt. Von Platzhaltern wollen wir erst garnicht anfangen.
Mit einem Rahmen, der tut, was der halt so macht, nämlich etwas einzurahmen, sieht das natürlich anders aus; erst recht, wenn zusätzlich Platzhalter zum Einsatz kommen. Das weist für mich auf eine Eingabemöglichkeit hin.
[1] Ausnahme sind jene Programmfenster, in denen die Autoren die Styleguidelines der OS-Hersteller missachten.
Bei Desktop-Anwendungen fließt bis heute kaum Energie in UI-Design. Es gibt eine handvoll UI-Frameworks: .NET, Qt, KDE, Java (Swing) und noch ein paar weitere, aber sie sperren die Anwendungsentwickler alle in ein starr vorgegebenes Design ein.
Die Gedanken zum UI-Design sollten sich eigentlich die OS- bzw. Windowmanager-Hersteller machen. Vorausgesetzt, da kommt etwas sinnvolles heraus, muss ich das erstens als Anwendungsentwickler nicht tun und ermögliche zweitens dem Nutzer ein systemweit durchgängig gleichartiges Bedienkonzept, so ich den Vorgaben der Bibliotheken folge. Apple ist da ja relativ erfolgreich.
Gute UserInterfaces entstehen heute da, wo man den Entwicklern noch eine Wahl lässt. Und das ist im Web. Die Grundlagen-Technologien HTML+CSS+JS bieten unbegrenzte Möglichkeiten.
Klar im Web kannst du frei designen, aber auch frei Mist erfinden. Beides passiert, das Letztere meinem Empfinden nach leider im Übermaß.
Seiten (nicht Webanwendungen!), die sich ohne JavaScript nicht einmal ansatzweise ansehen, geschweige denn bedienen lassen. Wenn ich dann meiner Neugier nachgebe und JS für die Seite zulasse, passiert oft nichts. Dafür muss ich drei weitere Quellen für JS zulassen und nach den Neuladen passiert … wiederum nichts, weil es noch weiterer acht Quellen bedarf, damit die Seite funktioniert.
Ich weiß, das hat an sich nichts mit UI-Design zu tun. Es sind aber die praktischen Auswirkungen … ähh, eher Auswüchse der Freiheit des Designs im Web. Wo viel ausprobiert wird, kommt halt auch! viel Scheiße bei raus.
Die guten Ergebnisse verbreiten sich leider nicht schnell und großflächig genug um das Bewusstsein der Masse zu durchdringen. Vielleicht auch, weil sie oft genug ohne den Schnickschnack daherkommen, der die Unbedarften erstaunen lässt.
Tschö, Auge
Verschiedene Glocken läuteten in der Stadt, und jede von ihnen vertrat eine ganz persönliche Meinung darüber, wann es Mitternacht war.
Terry Pratchett, "Wachen! Wachen!"
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