Tach,
So wie ich die Sache sehe, sollten Gedanken die Sprache formen, und nicht umgekehrt.
aber es funktioniert nicht nur in eine sondern beide Richtungen.
Wenn ich sage: „Alle Lehrer dieser Schule“ und nicht aus dem Kontext hervorgeht, dass mit dieser Formulierung tatsächlich nur die männlichen Vertreter dieser Gruppe gemeint sind, dann sollte jeder vernunftbegabte Mensch davon ausgehen, dass hiermit sowohl die männlichen, als auch die weiblichen Kollegen gemeint sind.
Sollte, aber in der Realität scheint es nunmal nicht so zu sein: Angefangen beim nicht-wissenschaftlichen; ich denke bei Arzt, Informatiker, Bauarbeiter u.ä. nicht an zuerst an weibliche Personen. Und dann gibt es wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema, die das ähnlich beobachten http://www.sprachlog.de/2011/12/14/frauen-natuerlich-ausgenommen/ im Vergleich von Sprachen mit Genus und ohne.
Die verschiedenen Versuche, durch schlimme sprachliche Verunstaltungen
Was soll bitte eine sprachliche Verunstaltung sein?
dem generischen Maskulinum (oder Femininum) seine ihm eigentlich innewohnende Neutralität abzusprechen, sehe ich nur als unbrauchbaren Versuch an, Syptome gesellschaftlicher Probleme zu lindern, statt sich deren Ursachen anzunehmen, und dies mit der möglichen Nebenwirkung, dass unangebrachte gedankliche Unterscheidungen unter Umständen gerade dadurch zementiert werden, beziehungsweise sie erst dadruch (wieder) entstehen.
Ich würde davon ausgehen, dass die Ächtung verächtlicher Sprache für Randgruppen mit dazu geführt hat, dass deren Akzeptanz steigt; wir benutzen Sprache also schon, um das Denken zu ändern. Warum sollte man das im Falle von anderen Gruppen nicht auch tun?
Ich bin daher der Ansicht, dass man grundsätzlich davon ausgehen sollte, dass die Menschen hier zur Abstraktion fähig sind, und die generisch maskulinen oder femininen Begriffe so verwendet, wie es ihrer eigentlichen Bedeutung entspricht, und wenn an einer Stelle aus praktisch nachvollziehbaren Gründen betont werden soll, dass Personen beiderlei Geschlechts gemeint sind,
Ich gehe davon aus, dass das eine schöne Welt wäre, aber dass es nicht die ist, in der wir leben.
dann sollte man dies entweder einleitend in einem kurzen Nebensatz definieren,
aus http://www.sprachlog.de/2012/06/05/sind-piratinnen-piraten/: „Aber sinnvoll ist diese Art eigenwilliger Umdefinition natürlich nicht, denn wenn wir alle anfingen, Wörtern beliebige Bedeutungen zu geben, wäre das kommunikative Chaos vorprogrammiert.“
oder man sollte sich die Mühe machen, es in richtigem Deutsch auszuschreiben: „Lehrerinnen und Lehrer“.
Da ich hier ja gerne weitergehe die Frage: Und was ist mit den Menschen, die sich davon nicht inkludiert (z.B. Transgender und Intersex) fühlen?
mfg
Woodfighter