Waldemar: Wenn ein Fehler etwas offenbart

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Kleines Beispiel: die Telekom hat keinerlei Interesse daran, schnelles Internet in ländliche und/oder dünn besiedelte Gebiete zu bauen.

Hättest du Interesse, für eine Handvoll Kunden, die dann womöglich auch noch nicht einmal 15 € zahlen werden, weil sie lieber die Billigtarife der Konkurrenz nehmen, zigtausende Euro zu verbuddeln? Du machst es dir zu leicht.

Es gibt Gemeinden, die seit Ewigkeiten hinter der Telekom herlaufen.

Das ist ein Problem der Gemeinden, nicht der Telekom.

Hier im Norden schließen sich Gemeinden zu Zweckverbänden zusammen und buddeln selber, andernorts werden die Stadtwerke beauftragt. Im Ergebnis könnte man meinen, dass mittlerweile auf dem platten Land mehr Glasfaseranschlüsse zu finden als in den Städten. Im Nachbardorf gibt es als kleines Kuriosum sogar drei Anbieter: Der Zweckverband, die hiesigen Stadtwerke (beide Glasfaser) und die Telekom (VDSL).

Mitdenken! Dieses Verhalten ist bekannt; dadurch hat auch kein Mitbewerber Interesse daran, in ländlichen Gebieten Internet auszubauen. Denn kaum sind sie am bauen, schon ist ja die Telekom da und schnappt die Verträge weg. Das kostet dann nur Geld und bringt nichts ein.

Und was kommt bei deinem Denken denn nun raus? Soll die Telekom selber ausbauen und damit ihr Monopol festigen? Das ist dir auch nicht recht. Oder soll der größte Telekommunikationskonzern Europas sich selbst abschaffen, auf einen Ausbau verzichten und der Konkurrenz das Feld überlassen? Wirtschaftlicher Irrsinn. Das Zwischending passt dir ebenfalls nicht, siehe Vectoring unten.

Ein weiteres Beispiel wäre die Vectoring-Geschichte. Statt Glasfaser zu legen, wird lieber eine Technik auf Kupfer-Basis eingesetzt, bei der Mitbewerber leider aussen vor stehen müssen und deren Effektivität mindestens zweifelhaft ist.

Bei Vectoring der Telekom stehen die Mitbewerber nicht außen vor, sie bekommen einen Bitstrom-Zugang. Man könnte sogar rotzfrech argumentieren, dass sie geringere Kosten haben, weil sie ja keine Hardware stellen müssen bzw. diese effizienter, da in weiten Bereichen gemeinsam genutzt wird.
Beim Mobilfunk ist das alles kein Thema, da werden die Funkmasten samt Sendeelektronik seit etlichen Jahren in einem Maße gemeinsam genutzt, dass die Wettbewerbshüter einschreiten mussten.

Wie ist es denn mit den Glasfaseranschlüssen der Konkurrenz? Dürfen Konkurrenten diese als solche mieten? Kommen sie da überhaupt ran, zumindest als Bitstrom-Zugang? Ich kann als Kunde an einem Konkurrenzanschluss ja nicht einmal Sparvorwahlen nutzen, weil die Konkurrenten Verträge mit den Sparvorwahl-Anbietern verweigern.

Was im Übrigen die Effektivität angeht: Die Mehrzahl der Kunden braucht keinen 100-MBit- und auch keinen 50-MBit-Zugang. Das ist zwar alles schön und gut, Glasfaser ist technisch auch zweifelsohne besser als Kupferdraht, aber im Alltag merkt kein Schwein, ob sich eine Seite in 0,5 oder 0,1 Sekunden aufbaut.

Wenn Glasfaser soooooo vorteilhaft wäre und nicht nur ein nettes Gimmick, warum wohl soll die Telekom, wie du ja behauptet hast, ihre "lahmen" VDSL-Zugänge in Gebieten verkaufen können, in denen die Glasfaserkonkurrenz in Aussicht steht? Die Leute müssten den Konkurrenten doch die Türe einrennen, wenn sie hören, in einem dreiviertel Jahr gibt's die tolle Glasfaser (was sie übrigens hier auch machen – allerdings wegen des günstigeren Preises). Stattdessen sagst du, sie würden lieber jetzt VDSL nehmen.
Es ist auch nicht so, dass sich das Verlegen einer Leitung nach einem Jahr amortisiert haben müsste, da rechnet man doch eher mit zwanzig Jahren, insofern können die Zwei-Jahres-Verträge auch kein Investitionshindernis sein.