Waldemar: Wenn ein Fehler etwas offenbart

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Weder die Telekom noch die Konkurrenten sind per se am Ausbau auf dem flachen Land interessiert. Wenn aber eine Gemeinde einen Telekom-Konkurrenten überzeugt hat, Infrastruktur ins Dorf zu bringen, dann und komischerweise nur dann ist die Telekom auf einmal da und greift dem eigentlich ausbauwilligen Konkurrenten die Verträge weg.

Dass die Telekom tatsächlich oder nur angeblich vorzugsweise da ausbaut, wo die Konkurrenz aktiv wird, habe ich schon verstanden. Das ist aber auch nachvollziehbar, denn welcher Wirtschaftsbetrieb investiert, wo es keine Konkurrenz gibt? Und welcher Betrieb gibt seine Kundschaft kampflos auf? Du verlangst von der Konkurrenz nicht, einen unwirtschaftlichen Ausbau zu stemmen, warum verlangst du das dann von der Telekom? Wieso verlangst du nicht, dass die Konkurrenz trotz Telekom ausbaut? Gleiches Recht bzw. gleiche Pflicht für alle.

Davon abgesehen:

Wie gesagt 1: Wie kann sie überhaupt Verträge mit einem angeblich minderwertigen Produkt weggreifen? Wenn VDSL, wie behauptet, minderwertig gegenüber Glasfaser ist, dann kann VDSL keine große Konkurrenz für Glasfaser sein, mithin dem Glasfaserausbau nicht entgegenstehen.

Wie gesagt 2: Hier im Norden übernehmen Zweckverbände und Stadtwerke den Ausbau, das klappt wunderbar. Es werden alle Haushalte angeschrieben, es gibt Infoveranstaltungen, und wenn sich in der Folge eine Mindestzahl für einen Anschluss entscheidet, dann wird gebaut. Das Netz gehört den Gemeinden, diese verpachten es für keineahnungwievielejahrezehnte an den ausbauenden Betreiber.

Das läuft also in etwa so:

Wäre die Infrastruktur in anbieterunabhängiger, vermutlich also staatlicher Hand und alle Dienstanbieter wären auf der Infrastruktur nur Mieter, wäre ein einigermaßen (technisch) ausreichendes Angebot wohl an fast jedem Punkt dieses Landes möglich.

Aber das kann ich nicht stehen lassen:

Beim Ausbau des Telefonnetzes der Bundesrepublik durch die Bundespost in den 1970-er Jahren ging das ja auch.

In den 1870ern gab's auch noch keine Bundespost … Du hast das offenkundig damals nicht mitbekommen: Bei der Bundespost ging eine ganze Menge gar nicht und der Rest zu irren Beamtenapparatskosten, was nur keiner gemerkt hat, weil's zum Großteil aus dem Steuersäckel kam und das Telefonieren außerdem schon immer teuer war ("Fasse dich kurz!"). Aber früher war ja alles besser. Naja.