Walter: Libre Office v. LaTeX v. Sribus

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den Unterschied habe ich soweit verstanden, besten Dank für die prima Erklärungen.

Ich nenne jetzt mal ein paar Beispiele. Bei jedem Beispiel nenne ich die ideale Software für diese Aufgabe inklusive Begründung.

Bei den "prima Erklärungen" fehlte leider das Wesentliche, entsprechend hapert es bei deinen Beispielen, bei denen du einiges durcheinanderkriegst. Writer ist eine Textverarbeitung, Scribus ist ein DTP-Programm, eines, mit dem Dokumente gesetzt werden, LaTeX fällt in die gleiche Kategorie wie Scribus, nur ohne Benutzeroberfläche.

Textverarbeitungen sind dafür gedacht, einen zusammenhängenden Text zu schreiben; der Fokus liegt eher auf dem Schreiben selbst. Ein Brief ist das klassische Beispiel dafür.

DTP bzw. der Satz ist ein anderer Arbeitsschritt. Im Satz werden angelieferte, fertige Texte auf das (gedachte) Papier gesetzt, also angeordnet. Dieser Arbeitsschritt ergibt sich direkt aus dem früheren Beruf des Schriftsetzers, also jener Leute, die aus einzelnen Buchstaben letztlich in eine Druckplatte zusammensetzten.
Eine Zeitung besteht zum Beispiel aus mehreren Artikeln, das Schreiben übernehmen die Redakteure, die fertigen Artikel zu einer Zeitungsseite zusammenzustellen ist bzw. war Aufgabe des Satzes.

Kurzum: Writer und Scribus/TeX zu vergleichen ist eigentlich ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.

Es ist allerdings zugegebenermaßen so, dass in Textverarbeitungen schon sehr viele Satz-Funktionen enthalten sind, die Grenzen sind also fließend. Wer allerdings mit einem DTP-Programm Texte schreibt, ist definitiv auf der falschen Veranstaltung. Kurze Texte ja, aber grundsätzlich wird im DTP-Programm nicht geschrieben, sondern anderswo Geschriebenes importiert.

  • Schreiben eines einfachen Briefes mit Unterpunkten (1., 1.1, 1.1.1, 1.1.2, 1.2, 1.3, 2., 3. usw.) - Hier ist der Libre Office Writer die ideale Lösung. Scribus macht wegen weniger bzw. fehlender grafischer Elemente keinen Sinn.

Scribus ist hier falsch, weil es beim Brief um den Text geht, und nur sehr wenig um eine Anordnung desselben. Das Datum wird vielleicht rechtsbündig gesetzt, vielleicht oben noch ein Firmenlogo, aber das war's dann schon. Schon gar nicht finden sich auf einer Briefseite mehrere Texte.

  • Verfassen einer Zeitschrift z.B. Chip, CT oder einer Tageszeitung z.B. Bildzeitung, FAZ usw. oder einer Info-Broschüre - Hier ist Scribus die ideale Lösung.

Jein. Eine Zeitschrift oder Zeitung wird nicht "verfasst", es werden Artikel geschrieben (verfasst) und zu einer Zeitschrift zusammengestellt (gesetzt). Womit die Artikel geschrieben werden, ist wurscht. Zusammengestellt würde hingegen mit Scribus.

  • Verfassen eines Romans z.B. "Harry Potter" - Hier ist Libre Office Writer die ideale Lösung.

Möglich, sofern "Verfassen" tatsächlich als "Schreiben" gedacht ist. Eine Textverarbeitung erlaubt das strukturierte Erstellen eines Textes, aber …

Scribus macht wegen weniger bzw. fehlender grafischer Elemente keinen Sinn.

… Scribus könnte beim Erstellen, beim Setzen des eigentlichen Buches zum Einsatz kommen.

Das "Möglich" für Writer bezieht sich auch eher darauf, dass man einen Roman genauso gut mit einem Texteditor, der Schreibmaschine oder, wie Helmut Schmidt selig, mit dem Füller verfassen kann.

  • Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit z.B. Bacherlorarbeit, Masterarbeit, Diplomarbeit oder Doktorarbeit. - Hier ist LaTeX die optimale Lösung zumal eine wissenschaftliche Arbeit häufig recht komplex strukturiert ist und mit vielen verpflichtenden Elementen arbeitet (Fußnoten, Struktur- und Layout-Anforderungen).

Nein. LaTeX ist für Masochisten, ein Programm aus der Computersteinzeit. Da hat vielleicht der angehende Diplom-Informatiker seinen Spaß dran, aber kein Doktorand der Literaturwissenschaft, der Wasserbauingenieur oder Sinologe.

Es geht wohlgemerkt nicht darum, dass LaTeX die Aufgabe nicht erfüllen könnte. Man kann auch mit einem Feuerstein tolle Sachen schnitzen, aber der Allgemeinheit und insbesondere denjenigen, die mit Schnitzerei nichts zu tun haben, aber etwas Geschnitztes zur Benotung vorlegen müssen, sei doch eher ein Satz modernes Schnitzwerkzeug aus Edelstahl ans Herz gelegt.

Mit Libre Office wäre es schwer alle Details im Detail auf Korrektheit zu verifizieren.

Nein, der Vorteil einer Textverarbeitung ist die grafische Benutzeroberfläche, die genau solche Dinge vereinfachen soll. Solche Arbeiten sollten eigentlich die Paradedisziplin von Textverarbeitungen sein.

Scribus wäre hier ebenfalls fehl am Platz.

Das kommt auf die Arbeit an. Man könnte sie durchaus anderweitig schreiben (auch mit Writer) und dann mit Scribus setzen, falls ein besonderer Seitenaufbau das nötig macht.

  • Verfassen eines Backbuchs - Um ehrlich zu sein bin ich hier ein wenig unschlüssig,

Weil dir keiner den Unterschied zwischen Textverarbeitung und DTP/Satz aufgezeigt hat. Deshalb kommst du hier auch so dermaßen ins Schleudern:

zumal ein Backbuch ein mittelschweres Layout hat (hier wäre Scribus vorne), die Rezepte eine immer gleiche Struktur haben (hier wäre LaTeX vorne). Die strukturelle Komplexität ist ebenfalls mittelschwer, hier würde Libre Office vermutlich noch ausreichen. Welche Software würdet Ihr mir für ein Backbuch empfehlen?

So wird's was:

  • Schreiben der einzelnen Rezepte mit Writer
  • Bearbeiten der Bilder mit GIMP
  • Setzen des Buches mit Scribus