Robert B.: Libre Office v. LaTeX v. Sribus

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Moin Karl-Heinz,

Ich nenne jetzt mal ein paar Beispiele. Bei jedem Beispiel nenne ich die ideale Software für diese Aufgabe inklusive Begründung.

… die in deinen Augen optimale Software. Man kann alle genannten Aufgaben auch mit einer der dreien (oder einer anderen, z.B. im Editor als XML mit Transformation in Zielformate) realisieren. Es kommt darauf an, welchen Schwerpunkt man setzt und wie die Lernkurve verlaufen soll.

  • Schreiben eines einfachen Briefes mit Unterpunkten (1., 1.1, 1.1.1, 1.1.2, 1.2, 1.3, 2., 3. usw.) - Hier ist der Libre Office Writer die ideale Lösung. Scribus macht wegen weniger bzw. fehlender grafischer Elemente keinen Sinn. LaTeX wäre für solch ein einfach strukturiertes Dokument überdimensioniert bzw. würde keine Vorteile bringen.

Ich schreibe alle Briefe (sogar Bewerbungen) mit LaTeX, gerade weil der Aufbau so einfach ist, der Textsatz von LaTeX sehr gut arbeitet und LaTeX mit KOMA-Script ein Paket an Bord hat, welches die Briefe exakt nach DIN-Vorgaben layoutet. Einem geTeXten Brief kann ich sofort ausdrucken und in den Fensterumschlag stecken.

  • Verfassen einer Zeitschrift z.B. Chip, CT oder einer Tageszeitung z.B. Bildzeitung, FAZ usw. oder einer Info-Broschüre - Hier ist Scribus die ideale Lösung. Libre Office wäre für die aufwändigen, teilweise über eine Doppelseite gehenden Layouts der Zeitschriften ungeeignet. LaTeX wiederum eignet sich nicht, da seine Stärke weniger im Layout-Bereich sondern eher im Strukturbereich liegt. Eine komplette Struktur ist bei Zeitungen oder Zeitschriften eher nicht vorhanden.

Es gibt Zeitschriften, gerade in den Naturwissenschaften, die werden geTeXt. Ich vermute, dass dort die Artikel als logische Einheit anschließend noch durch einen Layouter (DTP-Programm wie vielleicht Scribus) geschickt werden. TeX lässt sich entsprechend programmieren.

  • Verfassen eines Romans z.B. "Harry Potter" - Hier ist Libre Office Writer die ideale Lösung. Scribus macht wegen weniger bzw. fehlender grafischer Elemente keinen Sinn. LaTeX wäre für solch einen einfach strukturierten Roman überdimensioniert bzw. würde keine Vorteile bringen.

LaTeX ist hervorragend für Bücher geeignet, weil der Satz dafür optimiert ist. Der TeX-Kern baut die Seite so zusammen, dass sie möglichst gut aussieht, was Absätze und Worttrennungen anbetrifft. Und sowohl in Scribus als auch im Writer kann ich mit Seitenvorlagen ein konsistentes Seitenlayout hinbekommen.

  • Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit z.B. Bacherlorarbeit, Masterarbeit, Diplomarbeit oder Doktorarbeit. - Hier ist LaTeX die optimale Lösung zumal eine wissenschaftliche Arbeit häufig recht komplex strukturiert ist und mit vielen verpflichtenden Elementen arbeitet (Fußnoten, Struktur- und Layout-Anforderungen). Mit Libre Office wäre es schwer alle Details im Detail auf Korrektheit zu verifizieren. Scribus wäre hier ebenfalls fehl am Platz. Wissenschaftliche Arbeiten enthalten zwar Grafiken allerdings ist es so, dass diese meistens nicht über eine Doppelseite gehen. Des weiteren ist das Layout weniger komplex als z.B. bei Tageszeitungen oder Zeitschriften und Broschüren.

Hier führt tatsächlich meiner Meinung nach nichts an LaTeX als Masterdokument vorbei. LaTeX kümmert sich um so vieles, was eine normale Textverarbeitung nicht gut kann und sieht dabei auch noch gut aus. Allein die optimale Platzierung von (Vektor-) Grafiken ist schon ein Segen, dazu kommen noch die ganzen Automatismen wie generierte Verzeichnisse, klickbare Verweise innerhalb des Dokuments, etliche Zitationsstile integriert, …

  • Verfassen eines Backbuchs - Um ehrlich zu sein bin ich hier ein wenig unschlüssig, zumal ein Backbuch ein mittelschweres Layout hat (hier wäre Scribus vorne), die Rezepte eine immer gleiche Struktur haben (hier wäre LaTeX vorne). Die strukturelle Komplexität ist ebenfalls mittelschwer, hier würde Libre Office vermutlich noch ausreichen. Welche Software würdet Ihr mir für ein Backbuch empfehlen?

Für LaTeX gibt es passende Styles für Back- und Kochbücher, aber wenn am individuellen Rezeptlayout „gefummelt“ werden muss, könnte das schwierig werden. Aber da du schon von Layout sprichst, klingt das sehr nach einer DTP-Aufgabe.

Warum sollte man LaTeX alleine überhaupt nutzen? Der Weg über den Libre Office Writer Export zu LaTeX wäre doch dann eigentlich immer die einfachere Lösung. Dann hätte man die TOP Struktur müsste sich aber nicht im Detail in das recht komplizierte LaTeX einarbeiten.

Was für LaTeX generiert denn der Writer? Wenn da Nacharbeit nötig sein sollte, dann musst du dich nicht nur so in LaTeX einarbeiten, dass du es schreiben kannst, sondern dann musst du auch noch verstehen, was du wie und warum ändern musst, damit das Ergebnis den Wünschen entspricht. Es gibt LyX als grafischen Editor für LaTeX, der einen großen Teil der Komplexität mit sinnvollen Defaults verbirgt.

Viele Grüße
Robert