mermshaus: wozu blog software ?

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Ich will nicht mit Anfängerfragen nerven, doch es will sich mir einfach nicht erschliessen, wozu ich eine blog-software brauche. Solange ich auf Hochglanzverpackung verzichte kann ich doch alles mit simpelstem HTML erledigen (eine einzige statische HTML Seite mit Abschnitt f Absch.)

Es hängt von den Anforderungen ab. Das hat etwa @Matthias Scharwies ja bereits umrissen. Eine Blog-Software im Stile von WordPress kann eben viel mehr, als nur einfache Texte anzuzeigen.

Wenn du dir sehr sicher bist, mit grundlegender Funktionalität auszukommen, spricht aber prinzipiell nichts dagegen, die Seiten auch von Hand in reinem HTML zu erstellen. Dazu gleich noch mehr. Ich würde dir aber sehr empfehlen, eine Software wie WordPress zumindest mal auszuprobieren, damit du besser einschätzen kannst, auf welche Funktionalität und welchen Komfort du verzichtest.

Eine Sache wäre (für meine Vorhaben) aber interessant : Wenn ein Besucher meines blogs die ersten 3 Abschnitte / Tage bereits gelesen hat, dann sollte er beim nächsten Besuch meiner Seite nicht wieder Abschnitt 1 präsentiert bekommen (= zum Weiterlesen zu Abschn 4 scrollen müssen). Doch auch dafür wird es sicher eine simple html-Lösung geben ... cookies ? was besseres ?

Eine HTML-Lösung dafür gibt es definitiv nicht. In HTML selbst ist keine Programmierung möglich, es ist ein reines Auszeichnungsformat. Für die Anforderung benötigst du mindestens clientseitiges JavaScript und je nachdem vielleicht auch serverseitige Programmierung. Ich sehe bei dem Vorhaben aber schon zwei Probleme, weshalb ich es in der Form lassen würde.

  1. Nutzer könnten durchaus verschiedene Devices (Desktop, Smartphone, Tablet, …) oder auch Browser verwenden (wollen), um auf deine Seite zuzugreifen. Die Speicherung des Lese-Fortschritts kriegst du zwischen diesen Geräten nicht synchronisiert, ohne jedem Nutzer einen Account/ein Login zu geben und die entsprechenden Daten serverseitig zu speichern.

  2. Etliche Nutzer lassen Cookies beim Schließen des Browsers löschen. Das kann man zwar seitenspezifisch einstellen, aber zum Beispiel ich würde in der Hinsicht für deine Seite bestimmt keine Ausnahme konfigurieren. Das liegt nicht an deiner Seite, ich sehe einfach die Notwendigkeit nicht. Es funktioniert so seit Jahren wunderbar für mich. Zudem löst das wenn auch nur einen Teil der Probleme (siehe Punkt 1).

Wenn das nicht gerade ein zentrales Gimmick deiner Seite werden soll, würde ich daher über so ein Feature erst mal nicht groß nachdenken. Wenn du zum Beispiel oben auf der Seite eine Liste von Links zu einzelnen Artikeln hast, kannst du via CSS (a:visited) die besuchten Links anders einfärben (ist auch standardmäßig der Fall) und hast im Grunde so eine ähnliche Funktionalität geschaffen, die wahrscheinlich sogar robuster ist als Cookies, weil vermutlich weniger Leute ständig ihre Browser-History löschen dürften.

Letztlich hängt es natürlich von deinen Anforderungen und Wünschen ab.

Dann möchte ich als Zwischending zwischen dem händischen Schreiben von HTML-Code und einer serverseitigen Blog-Software noch kurz auf statische Generatoren für Webseiten hinweisen. Ich finde gerade leider nichts, was ich sinnvoll verlinken könnte, daher hier eine Übersichtsseite, die verschiedene Generatoren auflistet. (Jekyll, Hugo und Nikola wären einige Namen, die mir ins Auge springen.) Die Idee ist, dass zum Beispiel einzelne Artikel/Posts/Seiten in jeweils eigenen Dateien in einem Format wie etwa Markdown geschrieben werden können (wie die Posts hier im Forum). Dazu werden dann gewisse Metadaten mit in der Datei gespeichert. Dann wird (auf dem eigenen Rechner) das entsprechende Generator-Tool aufgerufen, das dann jede diese Dateien hernimmt und den Inhalt in HTML umwandelt, mit einem Rahmenlayout versieht, vielleicht einen Index erstellt und alles als fertige HTML-Seiten in ein Ausgabeverzeichnis schreibt. Der Inhalt dieses Verzeichnisses kann dann einfach auf den Webserver kopiert werden, auf dem dann auch kein serverseitiger Code mehr vorhanden sein muss, weil es alles fertige HTML-Seiten und sonstige statische Ressourcen sind.

Hier drei Beispiele für auf diese Weise generierte Seiten, die mir spontan einfallen:

  • http://lucumr.pocoo.org/ (ich glaube ein eigenes Tool)
  • http://erdgeist.org/ (Nikola)
  • https://evertpot.com/ (Jekyll)

Das gibt es aber in allen Formen und Farben und geht natürlich auch grafisch aufwändiger.

Meines Erachtens ist das für viele Anforderungen eine gute Lösung. Zumal die tatsächlichen Inhalte in der Regel auch in einem Format vorliegen, von dem aus man später im Notfall wohl halbwegs gut in eine serverseitig laufende Software/ein CMS importieren könnte.

Der „Nachteil“ ist eben, dass das erst mal alles wirklich rein statisch ist und man etwa für Kommentare beispielsweise einen externen Anbieter wie Disqus per JavaScript einbinden müsste, weil man auf dem eigenen Server eben die entsprechende Logik, Kommentare zu verwalten, nicht liegen hat.

Ein anderer „Nachteil“ könnte sein, dass man manchmal etwas erfinderisch werden muss, wenn man komplexere Inhalte oder Inhaltstypen sinnvoll einpflegen möchte, die im benötigten Umfang so nicht von Haus aus vom Tool unterstützt werden. Ist etwas schwierig zu erklären und ehrlich gesagt auch mehr ein akademisches Argument, weil das etwa bei WordPress auch nicht unbedingt anders ist. Es ist eben in gewisser Weise alles schematisiert.

So ein Generator ist aber in jedem Fall etwas, das ich mir auch ansehen würde. Ich mache insbesondere privaten Kram mittlerweile fast nur noch über statische Generatoren. Es ist ein gutes Gefühl, nur fertiges HTML und dergleichen auf dem Server liegen zu haben und keine große Software, die Bugs haben könnte und Updates benötigt und so. Wenn es von den Anforderungen her passt, bleibt auf diese Weise alles schön simpel.

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