Karl Heinz: Freie-S., Proprietäre-S., Freeware, Open-Source, F(L)OSS, GNU/GPL

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Hallo,

ich bin mir nicht ganz sicher ob ich folgende Begriffe richtig verstanden habe bzw. auseinander halten kann:

  • Freie Software (bzw. Libre Software)
  • Proprietäre Software (bzw. unfreie Software)
  • Open-Source Software (bzw. die Unterscheidung zu Open Source Code)
  • GNU/GPL Lizenz
  • FOSS bzw. FLOSS Software
  • Freeware

Deshalb einfach mal in eigenen Worten erklärt. Es wäre prima, wenn Ihr Fehler korrigieren könntet bzw. mir bestätigen könntet ob ich alles richtig erläutert habe:

Zunächst mal muss man zwischen „Freier Software“ (auch Libre Software genannt) und „unfreier Software“ (auch proprietäre Software genannt) unterscheiden.

Handelt es sich bei einer Software um keine „Freie Software“, so bedeutet das automatisch, dass es sich um „proprietäre Software“ handelt.

Der Begriff „Freie Software“ wird durch die „Free Software Foundation“ (kurz FSF) definiert.

Die folgenden vier Kriterien müssen erfüllte sein, damit Software dem Zertifizierungsprogrozess der FSF standhält und somit als „Freie Software“ gilt:

  • Verwenden (jedem muss es erlaubt sein die Software zu verwenden, es dürfen z.B. keine Nationalitäten, Geschlechter oder Einrichtungen (Militär, Regierungseinrichtungen usw.) von der Nutzung ausgeschlossen werden. Mit „verwenden“ ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass jeder die Software verwenden darf, es wird keine Aussage über Kosten getroffen, das bedeutet der Punkt verwenden ist auch dann erfüllt wenn Geld für die Software verlangt wird. Früher konnte man ja z.B. SuSE Linux als gebrannte CDs kaufen und dafür Geld verlangen. Obwohl hier seitens SuSE Geld verlangt wurde war der Punkt „verwenden“ trotzdem erfüllt.).

  • Verstehen (Jeder muss verstehen können wie die Software entwickelt wurde. Dazu muss zwangsläufig der Quellcode offen liegen).

  • Verbreiten (Jedem muss es erlaubt sein die Software weiterzuverbreiteten. Kauft man sich z.B. die oben genannte Open SuSE CD Sammlung so muss es erlaubt sein jedem eine Kopie dieser CD Sammlung zu erstellen. Ob man für die Kopie dieser CD Sammlung Geld verlangt ist hierbei nicht relevant. Der Punkt „verbreiten“ wäre so oder so erfüllt.)

  • Verändern (Jedem muss es erlaubt sein die Software zu verändern. Dafür muss logischerweise der Quellcode offen liegen).

Neben dem Zertifizierungsprozess der FSF, in welchem „freie Software“ zertifiziert wird, gibt es ja eine weitere bekannte Organisation. Die Open Software Initiative (kurz OSI). Ähnlich bei der FSF kann auch bei der OSI eine Software Zertifizierung erfolgen. Um den Zertifizierungsprozess bei der OSI zu bestehen sind ähnliche Anforderungen wie bei der FSF notwendig, allerdings nicht die gleichen.

Die FSF legt einen größeren Wert auf Freiheit im Sinne von „gesellschaftliches Problem“. Laut der FSF sollte Software frei sein, weil das moralisch der einzig richtige Weg ist.

Die OSI legt einen größeren Wert auf Freiheit im Sinne von „praktisches Problem“. Laut der OSI sollte Software frei sein, weil dies aus technischer Hinsicht der einzig richtig Weg ist.

In der Praxis ist es im Prinzip immer so, dass Software die erfolgreich bei FSF oder OSI zertifiziert wurde automatisch auch erfolgreich bei der jeweils anderen Institution zertifiziert wird. Es gibt nur deshalb zwei Organisationen, weil beide den Begriff „Freiheit“ anders (wie oben genannt) priorisieren.

Weil sich die beiden Organisationen so ähnlich sind gibt es einen Oberbegriff für Software die die sehr ähnlichen Anforderungen beider Organisationen erfüllt. Diese Software wird als FOSS (Free and Open Source Software) oder auch FLOSS-Software (Free/Libre and Open Source Software) bezeichnet.

Der Bergriff „Open Source Software“ ist doppeldeutig. Zum einen ist damit Software gemeint, die die Anforderungen der OSI erfüllt zum anderen aber auch Software die die Anforderungen der OSI nicht erfüllt solange die Software quell offen ist.

Bei der GNU/GPL Lizenz handelt es sich um eine Software Lizenz. Die GNU/GPL Lizenz basiert auf dem GNU-Projekt. Das GNU Projekt wurde von der Organisation FSF ins Leben gerufen. Eine Software die unter der GNU/GPL Lizenz veröffentlicht wird muss deshalb die vier Anforderungen der FSF erfüllen, um sich freie Software nennen zu dürfen. Eine Software die unter der GNU/GPL Lizenz veröffentlicht wird erfüllt fast immer auch die Anforderungen die an eine von der OSI zertifizierte Software gestellt werden und darf sich deshalb fast immer auch Open-Source-Software nennen.

Freeware ist etwas ganz anderes und hat mit den Organisationen FSF und OSI nichts zu tun. Freeware bedeutet einfach nur, dass die Software kostenfrei ist. Ob zusätzlich die Anforderungen der FSF und OSI erfüllt sind ist beim Begriff Freeware nicht genauer festgelegt. Demnach könnte Freeware theoretisch auch freie Software sein muss es aber nicht.

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