marctrix: Modern Web Develpoment

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Hej Gunnar,

die meisten Backender können auch was mit Frontend anfangen

Das widerspricht völlig meiner Erfahrung. Die meisten Backender haben kaum Ahnung von CSS, ja noch nicht einmal von HTML.

Was sich auch auf deren Tastatur widerspiegelt. 😉

Das eben Gesagte trifft auch auf etliche JavaScript-Programmierer zu, die sich „Frontend-Entwickler“ nennen.

Programmieren, also sich mit dem Ablauf von Prozessen zu beschäftigen, die Daten aus einer DB abholen, bzw auch schon das DB-Management selber, die Bereitstellung von Daten, das überprüfen und weiterverarbeiten von Nutzereingaben mit einem Riesenstrauß an Sicherheitsproblemen, die bedacht und gelöst werden wollen, das fordert auch so viel geistige Ressourcen, dass man alles, was man sich sauber und mühsam zusammengestellt hat, dann einfach auf die Straße kippt (bzw. in ein div), weil man sich nun nicht auch noch mit HTML und CSS auseinandersetzen möchte.

"Wieso? Klappt doch!" höre ich dann oft von Programmierern. Und nein, nur weil ein Programm im Browser läuft (JS) ist man noch kein Frontender. Ein Frontender stellt mit JS komplett andere Dinge an, als ein Backender. Er zapft normalerweise keine Datenbank an, verarbeitet keine Daten, muss sich um den ganzen Sicherheitskram nur wenig (ich sage extra nicht, er muss sich gar nicht) kümmern.

Ein Frontender nutzt Js um Attributwerte zu manipulieren (aria-expanded="false" zu aria-expanded="true"), um ins DOM einzugreifen oder auf ähnliche Weise eine Webseite fortschreitend zu verbessern (progressive enhancement).

Weil: die Webseite muss auch abgeschaltetem JavaScript etwas tun. Da fragen Bacvkender schon gleich: "Wieso? Dann "funktioniert" doch nichts mehr". Doch sollte zumindest. Und wenn es nur ein Link ist auf eine serverseitige Anwendung oder ein Hinweistext oder, oder, oder…

Als Frontender denkt man komplett anders. Schon weil man kaum eine Möglichkeit hat, etwas zu automatisieren. Man kann dinge stupide wiederholen (z.B. mit custom properties), hat aber eher damit zu tun, die erhaltenen Daten aufzubereiten, als diese bereit zu stellen.

Und es geht auch meiner Meinung nach gar nciht anders, denn sämtliche Komponenten sind inzwischen so umfangreich und es gibt so viele davon, das ein Mensch das alles gar nciht beherrschen kann. Von allem ein bisschen heißt aber nciht, irgendetwas gut zu können.

Oder wie man im Budo sagt: ich habe keine Angst vor deinen 1.000 Techniken, sondern vor der einen Technik, die 1.000 Mal wiederholt hast.

Mir ist lernen immer leicht gefallen und ich habe Spaß dran und trotzdem gibt es noch 1.000 Dinge, die ich im Frontend-Bereich lesen und lernen unbd ausprobieren (wiederholen, siehe die 1.000 Wiederholungen) möchte. Zum Backend-Bereich komme ich da gar nicht.

Allein CSS ist so umfangreich geworden, dass man immer wieder etwas nachschlagen muss. Aber auch SEO muss berücksichtigt werden, HTML, SVG, Bildbearbeitung (mindestens Strategien zur Vermeidung allzugroßer Bilddateien), Nutzbarkeit und Zugänglichkeit (in einem Wort: Inklusion, wobei sich inclusive Design schwer ins deutsche übersetzen lässt).

Nur inklusive Seiten sind gute Seiten. Nur diesen einen Aspekt der Frontend-Entwickler bekommt kein einziger Backend-Entwickler hin. Schlicht und einfach, weil er selber so viel zu lernen hat, dass er das nicht zusätzlich leisten kann.

Und es ist auch ein volkommen anderes Gebiet, ein vollkommen anderes Denken mit einer vopllkommen anderen Herangehensweise. Es gibt kaum Parallelen oder Überschneidungen zwischen Front- und Backend. Nur Berührungspunkte. Die gibt es auch zum grafischen Design — auch hier kaum Überschneidungen.

Das sind wirklich andere Welten, jede hat ihre Berechtigung. Aber immer wieder merke ich, dass Frontend oft nicht ernst genommen wird, weil die Syntax der verwendeten Sprachen simpel ist.

Das ist als würde man Designern unterstellen, sie sind komplett verblödet, weil sie überhaupt keine Skript- oder Auszeichnungssprache benötigen. Sagt natürlich keiner, weil jeder weiß, wenn ein Produkt häßlich ist, ist es schwer zu verkaufen. Schaut man ein Auto an, weiß man aber oft ohne Verbauch, Ps-Zahl oder vieles andere zu kennen: das will ich haben!

So ist es auch mit Webseiten oft. Daher haben es Designer wesentlich leichter als Frontender die Bedeutung ihrer Arbeit klar zu stellen. Ein hübsches Produkt verkauft sich (fast) von selbst.

Dennoch muss das Produkt auch funktionieren. Auch das ist klar. Wenn man 1.000 PS verspricht, müssen die auch als Qualm aus dem Auspuff rauskommen, sonst hat man bald nen Anwalt an der Backe.

Aber ob das hübsche, schnelle Geschoss überhaupt bedienbar ist (Frontend-Aufgabe), spielt in den Chefetagen oft nicht die erste Rolle.

Da gibt es lustige Beispiele von teuren Sportwagen (Lamborghini, Alfa usw), die absolut schlecht bedienbar sind. Aber sie sehen heiß aus und sind superschnell (und damit gefährlich, wenn die Bedeinung nciht intuitiv erfolgt).

In dieser Hinsicht gleichen Webseiten oft Supersportwagen…

Marc