Deswegen braucht es für vertrauenswürdige Anwendungen einer Blockchain auch jemanden der die Hand über die Sache hält.
Wir sind uns einig, dass Vertrauen eine wichtige Rolle in einem Wirtschaftssystem spielt. Blockchains versuchen das Problem bei der Wurzel zu packen und den Risikofaktor "Vertrauen" durch mathematisch beweisbare Fakten zu substituieren. Die Instanz, die darüber entscheidet, ist in einer Blockchain keine zentrale Autorität, der man Vertrauen entgegen bringen müsste, sondern der Konsens der Netzwerk-Teilnehmer. Jeder Netzwerk-Teilnehmer ist in der Lage einen erbrachten Beweis nachzuvollziehen und ihn entweder zu verifizieren oder zu falsifizieren. Falls es in diesem Prozess zu Diskrepanzen kommen sollte, gibt es diverse Möglichkeiten einen Konsens zu erzielen: Bspw. über einen Mehrheitsentscheid, bei dem am Ende alle Teilnehmer den Mehrheitsbeschluss akzeptieren, oder über eine Abspaltung bei der sich die beiden Lager mit unterschiedlichen Interpretationen weiterentwickeln.
Irgendwo, weiß leider nicht mehr wo, las ich einen Artikel in dem jemand erklärte was eine virtuelle Währung braucht um stabil zu sein. Letzlich führt es zu dem was die Banken jetzt tun. Also Währung ohne Kontrollinstanz? Vergesst es!
Kontrollinstanz ist ein gutes Stichwort. Traditionelle Wirtschaftssysteme üben Kontrolle durch zentralisierte Institutionen aus, die wegen mangelnder Transparenz, nicht alle Informationen zur Verfügung haben und deshalb immer nur ein Urteil basierend auf einem lückenhaften Wissen fällen können. Weiterhin ist mangelnde Transparenz auch ein Katalysator für Korruption. Blockchains können diese Transparenz schaffen, auf deren Basis sich dann bessere Entscheidungen fällen lassen und mit deren Hilfe sich Korrpution verringern lässt. Wir beobachten ja auch, dass Presse- und Meinungsfreiheit negativ mit Korruption korrelieren, ich stelle mal die gewagte Hypothese auf, dass da ein kausaler Zusammenhang besteht.
Vielleicht liegt es daran, dass ich über 50 bin und schon zu viele Hypes in der Informatik habe kommen und verdampfen sehen, während sich ein paar daran die Taschen gefüllt haben. Ja das fehlt den ganzen jungen Hype Hinterherrennern, denen es vorrangig nur darum geht alles anders zu machen als bisher - nicht es von Anfang an richtig zu machen.
Mir ist durchaus bewusst, dass Blockchains gerade einen Hype erleben, aber nur weil ich sie hier verteidige, heißt das nicht, dass ich keine Kritik gelten lasse oder selbst ausübe. Man kann die Sinnhaftigkeit von Blockchains durchaus in Frage stellen, Fakt ist aber, dass sie für eine Reihe an Problemen innovative Lösungen anbieten, die wir bisher nicht kannten und demzufolge auch noch nicht ausprobiert haben. Ich finde, dass man sich dem nicht gleich verschließen darf, sondern Offenheit entgegen bringen muss, um Chancen und Risiken zu erforschen und auszuloten.
Btw. hat der Hype um Blockchains auch gerade seinen Zynit überschritten und befindet sich (laut Gartner Hype Cycle) momentan in der Disillusion-Phase - also einer Phase in der die Ernüchterung einsetzt und den Risiken größere Aufmerksamkeit zukommt als den Chancen.
Konservativer Reflex. Jepp. Gute Sache. Durchaus. Man muss ja nicht gleich alles verbieten, wer mit Kryptos zocken will soll das tun dürfen. Aber wer jeden neuen Ansatz sofort als Lösung aller Probleme sieht, dem fehlt das gewisse etwas.
Die Wortwahl in Karl Heinz' Ausgangsposting ist mit hoher Warscheinlichkeit auch nicht wörtlich zu nehmen, sondern als bewusst provokatives Statement zu verstehen, um eine fruchtbare Diskussion anzustoßen. Schieß dich nicht zu sehr darauf ein.
Als nächstes sollte jeder verstehen dass Blockchains alles andere als anonym sind und überlegen ob man seinen Kontostand oder Verträge aller Art in Blockchains halten will, wenn jeder Mensch auf dieser Welt diese einsehen kann.
Du vermischst Transparenz und Anonymität miteinander. Blockchains schaffen per se keine Anonymität für die Nutzer, aber delegieren die Verantwortung darüber zu 100% an den Nutzer. Ein Nutzer kann frei darüber entscheiden, welche persönlichen Informationen mit seiner virtuellen Identität in der Blockchain assoziert werden können. Das ist auch ein guter Ansatz für Kritik, denn es bedarf schon Expertenwissen, um diese Verantwortung wahrzunehmen. Die Alternative, die Verantworung über die Anonymität einer anderen Instanz zu übertragen, ist aber auch nicht besonders rosig.