Aloha ;)
Brook Taylor lebte um 1700. Die Kreiszahl $$\pi$$ wurde aber mindestens schon um 500 pC von Aryabhata erwähnt mit anfänglicher heutiger Genauigkeit. Bis dahin hatte sie schon eine lange Entwicklung mit vielen Forschungen hinter sich gebracht. Insofern möchte ich sie doch als "Narurkonstante" bezeichnen, die es zu entdecken galt.
Klar, aus Sicht des Naturphilosophen Aryabhata schon. Deshalb schrieb ich ja bewusst, dass Anwendungen oft in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen. Obwohl Aryabhata als Mathematiker bezeichnet wird, hat das, was er getan hat, mit moderner Mathematik nicht mehr viel zu tun, und deshalb hat seine Entdeckung, die er gemacht hat, auch streng genommen keine modern-mathematische Relevanz.
Die Mathematik hat in ihrer Geschichte einen klaren Bruch erlebt: Während frühe Mathematiker in ihren Spezialgebieten (allen voran der Geometrie) Einzelzusammenhänge entdeckt haben, hat es lange gedauert, bis die Mathematik tatsächlich als Strukturwissenschaft aufgefasst und auch entsprechend aufgebaut wurde. Natürlich sind die Ergebnisse der frühen Mathematiker mit der modernen Mathematik konsistent, aber die Herangehensweise war eine ganz andere. So sind auch die Peano-Axiome, auf denen heute ein großer Teil der Mathematik fußt, erst am Ende des 19. Jahrhunderts formuliert worden. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Mathematik als Wissenschaft in ihrer heutigen Form erst in den letzten 150 Jahren entstanden ist, und man ist gewissermaßen in der Zeit, als man dabei war, die moderne Mathematik zu formen, einfach hergegangen und hat an den Stellen, an denen nun Ergebnisse früher Mathematiker eingeordnet wurden, eine Würdigung der entsprechenden Person vorgenommen, indem z.B. Sätze entsprechend benannt wurden.
So hat der moderne Satz des Thales zwar natürlich noch die selbe Grundaussage und trägt als Würdigung auch den Namen des griechischen Früh-Mathematikers, aber die Art und Weise, wie man zu ihm kommt, und auch die Formulierung sowie der Aufbau des Satzes haben nur noch sehr wenig mit der ursprünglichen Entdeckung von Thales zu tun. Auch Brook Taylors Taylorentwicklung ist nur inhaltlich, aber nicht der Form nach, identisch mit dem, was wir heute unter Taylorentwicklung verstehen, denn auch Taylors Erkenntnisse stammen noch aus einer Zeit vor der strikten Strukturwissenschaft.
Als was würdest Du denn die Bedeutungen von Gensequenzen bezeichnen? Davon werden ja auch immer mehr entschlüsselt und die werden nicht definiert, sondern entdeckt.
Eben! Da befinden wir uns bei einer Naturwissenschaft, nicht mehr in der Mathematik.
Die moderne Mathematik kennt keine Entdeckungen - mit einer Ausnahme: Das Entdecken von Beweisen für Sätze beziehungsweise der Sätze selbst, die dann nach ihren Entdeckern benannt werden.
Grüße,
RIDER