Wolle: Zuse Addierschaltung

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Noch'n Nachtrag:

Die Zeichnung stammt aus dem Buch "Der Computer - Mein Lebenswerk", der Autobiographie von Konrad Zuse, 1970 erstmals erschienen.

Für diese vielleicht etwas absonderlich anmutende Schaltung (du erwähntest das Fehlen von Leitungen für a und b) ist als Hintergrund ganz interessant, dass Zuse im Buch einige Seiten zuvor beschreibt, wie er einen mechanischen Speicher für 1000 Stellen konstruierte. Mechanisch, d.h. aus Stangen und Blechen, letztere sägte er mit einer Motorlaubsäge aus, weil sich die Herstellung einer Stanzform nicht lohnte.
Der Vorteil seiner mechanischen Lösung war, dass sie nur "einen halben Kubikmeter Raum" beanspruchte, eine elektrische auf Basis von Relais hätte hingegen "eines ganzen Saales" bedürft.

Nach diesem Speicher machte er sich an Addierschaltungen. Stand der Technik war damals das Dezimalsystem und mechanische Rechenmaschinen, in denen kleine Rädchen, die in zehn Positionen gestellt werden konnten, arbeiteten.

Seine Addierer war also schon etwas ganz Neues, elektrisch und im Binärsystem.

Es gab Vorläufer mit Schaltern, die drei Schaltstellungen aufwiesen. Diese Konstruktionen waren aber alleine schon deshalb unpraktisch, weil es keine passenden Relais von der Stange gab, denn Relais haben üblicherweise nur zwei Stellungen.

Das Besondere speziell an diesem Addierer ist, dass der Übertrag direkt ausgegeben wird - daher einschrittig, auch bei mehrstelligen Zahlen (die Schaltung stellt nur eine Stelle dar).
Bei vorigen Addierern wanderte der Übertrag schrittweise von einer Stelle zur nächsten. Wenn man bedenkt, dass eine achtstellige Binärzahl maximal 256 Werte annehmen kann, also noch recht kleine Zahlen, kann man sich vorstellen, dass jedes Schulkind im Kopf schneller rechnete als solche mehrschrittigen Addierwerke.

Vor diesem Hintergrund kommt einem die Schaltung vielleicht nicht mehr ganz so merkwürdig vor. Zuse und andere waren gerade erst dabei, die Elektrik in die Welt der Rechenmaschinen einzuführen. Für die Computertechnik sind solche Konstruktionen ein wenig wie Höhlenmalerei.