Der Martin: Gefühlte Lautstärke

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Hallo Rolf,

wie schön, jemand versteht mich. 😀

etwa 1500m Luftlinie

also immerhin nur eine Meile statt 37, und Du musstest nicht in einen Betonbunker (Hä?).

Ja, den Absatz habe ich seinerzeit auch sehr aufmerksam gelesen und versucht, mir die Situation vorzustellen.

Vor über zehn Jahren war ich zur Hochzeit eines Schulfreundes eingeladen, wo die Feier am Abend in einem abgelegenen Waldschlösschen stattfand. Irgendwann am Abend habe ich mich mal kurz verdrückt und bin ein Stückchen in den Wald gegangen. Geschätzte 500m von der Party entfernt fand ich die Musik dann angenehm.

Ich bin vor Jahren in der Köln Arena gewesen, mit meinen Kindern, bei einer Tabaluga-Show von Peter Maffay. Durch Aufpressen beider Hände auf die Ohren konnte ich den Schmerz so weit dämpfen, dass ich nicht hinauslaufen musste. Genuss der Show? Fehlanzeige.

Kann ich nachfühlen. Zumal ich sowieso ein sehr empfindliches Gehör habe und viele Geräusche wahrnehme, die anderen oft komplett entgehen. Vor ein paar Jahren habe ich mal einen Hörtest gemacht, und das Ergebnis war in Prosa, "ich hätte mit Mitte 40 ein Gehör, auf das so mancher 20-jährige stolz sein könnte".

Vor noch mehr Jahren war ich bei Starlight Express. Dummerweise war mein Platz direkt unter einem Lautsprecher. Hände, Ohren, Freude - siehe oben. Aber auch andere Plätze sind am Rande der Erträglichkeit.

Aus demselben Grund war ich auch schon über 10 Jahre nicht mehr im Kino. Die Lautstärke im Kinosaal ist für mich kaum erträglich. Und wenn ich am Ende des Films rausgehe, bin ich erstmal einige Minuten fast taub.

Und es geht so weiter. Wird irgendwo öffentlich Musik gespielt, muss sie laut sein. Wenn's nicht gerade eine Show ist, dann ist die Folge, dass das Publikum sich anschreien muss.

Das habe ich auch noch nie verstanden. Ich habe die Musik (wenn sie nur als Geräuschkulisse im Hintergrund diesen soll) gern etwas leiser als die übliche Unterhaltungslautstärke. Manchmal, wenn ich ein bestimmtes Musikstück wirklich intensiv hören und genießen will, drehe ich auch in den eigenen vier Wänden schon mal ein bisschen auf - aber das ist dann meistens nur für einen kurzen Moment.

Ich kann bei mehreren parallelen Geräuschquellen einen einzelnen Sprecher ohnehin nur sehr schwer heraushören, und bei lauter Musik bin ich akustisch isoliert.

Da bist du kein Einzelfall; das geht vielen so. Und das ist nicht auf Musik beschränkt: Wenn bei meinem Schwager irgendeine Familienfeier war und aus seiner Sippe so 20..30 Leute da waren, haben die auch alle gleichzeitig geredet, einer lauter als der andere, und ich habe eigentlich keinen verstanden. Naja, seit einiger Zeit ist meine Schwester geschieden, und damit ist mein Kontakt zu diesem Zweig der Verwandtschaft auch quasi abgebrochen.

Bei einem Soundcheck soll - unter anderem - die Lautstärke an die Örtlichkeit angepasst werden. Aber offenbar sind alle Tontechniker halb taub und merken nichts von dem Schaden, den sie anrichten.

Meine These: Die urteilen nur nach dem Klangeindruck, den sie auf der Bühne haben. Die großen Lautsprecher blasen ihre 140dB aber vorwiegend von der Bühne weg.
Das ist so ähnlich wie bei Gebäuden, auf deren Dach eine Mobilfunkantenne steht. In diesem Gebäude selbst bist du nahezu im Funkloch, weil diese Antennen überwiegend waagrecht abstrahlen.

Es scheint auch keine gesundheitsorientierte Vorschrift zur Maximallautstärke bei Veranstaltungen zu geben.

Ja, scheint so.

Live long and pros healthy,
 Martin

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