Rolf B: Kunde nimmt Programme nicht ab

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Hallo Linuchs,

ich habe innerbetrieblich öfter das Problem, dass Fachbereiche mit Anfragen und Kostenschätzungswünschen ankommen. Nach mehreren PT Planungen und Vorgesprächen gibt es dann eine Schätzung, und dann kommt das Ups. Nö, dafür haben wir doch kein Budget.

Mittlerweile verweigere ich konsequent die Arbeit, wenn ich kein Buchungskonto dafür bekomme. Hilft nicht so viel, die probieren es immer wieder, aber ich muss ja auch sehen wo ich meine Zeiten abrechnen kann.

Zu einer individuellen Softwareentwicklung gehört selbstverständlich die Mitarbeit des Auftraggebers. Es sind die zu erfüllenden Leistungen festzulegen (Pflichten-/Lastenheft) und sie sind auch abzunehmen. Wenn das nicht passiert, findet keine professionelle Softwareentwicklung statt und in der Folge gibt es unprofessionelles Hickhack. Professionell heißt: Du bekommst Geld dafür, Du musst davon leben, und Du tust nur das, wofür Du auch beauftragt bist. Ein nicht-professioneller Auftraggeber ist für einen professionellen Auftragnehmer der Alptraum.

Wenn bisher alles nur mündlich war, musst Du nun in Vorleistung treten. Schreibe den zu erfüllenden Leistungsumfang auf. Formuliere die Mitwirkungspflichten des Auftraggebers. Setze den Preis fest. Setze eine Frist, bis wann diese Pflichten zu erfüllen sind. Verlange, dass der Vertrag unterschrieben wird. Stelle bis zum Vorliegen der Unterschrift die Arbeit am Auftrag ein. Ja, das ist lästig. Aber Du musst den Vertrag verschriftlichen. Mündlich funktioniert ja nicht.

Möglicherweise gibt's dann Verhandlungen über den Leistungsumfang und Preis. Das ist legitim. Ihr findet dann zusammen oder auch nicht. Wichtig ist, dass Klarheit herrscht. Und wenn ihr nicht zusammenfindet, dann mach ein Ende mit Schrecken.

Ja, das tut weh. Aber wenn Du diesen Job nicht professionalisieren kannst, dann wird es noch viel weher tun.

Das Risiko ist natürlich, dass der Auftraggeber seinerseits Hebel hat, mit denen er Dir Druck machen kann. Wenn das ein Verbandsfunktionär ist, der Dir Aufträge kaputtmachen kann, ist die Sache schon heikel. Wie man damit umgeht, weiß ich auch nicht. Verbündete suchen? Deinerseits die Spartenleiter ansprechen? Das kann den Auftraggeber schwer verärgern (weil Du seine Tricks untergräbst), aber Ärger herrscht ja eh schon. Wenn das ein Patriarch ist, der meint, dass alle nach seiner Pfeife tanzen müssen, wird die Erziehung schwierig.

Rolf

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sumpsi - posui - obstruxi