Hallo,
Wie in der Fußnote erklärt, musste die Übersetzung aus dem Englischen nicht nur die Wörter an sich ins Deutsche übersetzen, der so entstandene deutsche Text musste auch grammatikalisch und idiomatisch richtig sein.
also ich würde das auch heute noch fordern.
Das war lange Zeit ok - irgendwann galt das als Vermischung zweier Fertigkeiten, nämlich der Beherrschung sowohl der Fremd- als auch der Muttersprache Deutsch.
Mein Vater hat mal von seinem Lateinlehrer berichtet, einem Russen, der aber anscheinend besser Deutsch konnte als die meisten Deutschen. Dem konnte in deutscher Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik wohl keiner was vormachen. Und zum Leidwesen der Schüler hat der bei Übersetzungen Latein→Deutsch die Fehler im Deutschen doppelt gewichtet. "Das ist eure Muttersprache, das müsst ihr können", war sein Standpunkt.
Bei der Überarbeitung der Abschlussprüfung wurden auch die Fragen zum Text ("Answer in complete sentences!") abgeschafft: Vermischung von Leseverständnis und Schreibfertigkeiten. Stattdessen gibt es im Leseverstehen nur noch Ankreuz-, Zuordnungsaufgaben und eben die Mediation, bei der nur die sinngemäße Übertragung ins Deutsche bewertet wird.
Das ist der prgmatische Standpunkt; schließlich ist das sinngemäße Verstehen das, worauf es dann in der Praxis ankommt. Allerdings ist es IMHO ein Euphemismus. wenn man dann noch behauptet, man würde eine Fremdsprache lehren bzw. lernen. Man lehrt/lernt eben nur noch Grundfertigkeiten dieser Sprache.
Live long and pros healthy,
Martin
Fische, die bellen, beißen nicht.