Ich erwarte und will, dass das Scrollen schritt- oder sprungweise erfolgt. Fließende Bewegungen ("smooth scrolling") finde ich dagegen störend. Optionen wie "Optimierter Bildlauf" (Windows-Speak) stelle ich daher schleunigst ab.
Damit bist du aber ein extremer Ausnahmefall. Unser Gehirn kann flüssige Bewegungen viel einfacher verarbeiten, das ist einfach der Evolution geschuldet. In der Natur gibt es kaum abrupte Bildwechsel, sondern hauptsächlich flüssige Bewegungen. Hektische Bewegungen sind für uns ein Alarmsignal und verursachen Stress. Derselbe Mechanismus sorgt auch für Stress, wenn wir einen abrupten Bildwechsel am Monitor beobachten.
Eine weitere Ursache für Stress sind Irritationen: Wenn ich ein Blatt Papier über den Schreibtisch schiebe, dann antizipiere ich, wie sich das Blatt bewegen wird. Wenn ich auf dem Smartphone eine Fläche mit dem Finger scrolle, dann erwarte ich unterbewusst auf die gleiche Weise, wohin sich die Fläche bewegen wird. Tut sie das nicht, dann löst das eine Irritation aus und die Geste verlang eine kognitive Intervention. Das Gehirn schaltet dann um, von einem schnellen Autopiloten, in einen tausendfach langsameren kognitiv gesteuerten Modus. Das bedeutet leider auch, dass die Informationen, die wir gerade eigentlich im kognitiven Bewusstsein verarbeiten wollten, auf Seite geschoben werden. Dabei handelt es sich um einen einfachen Überlebensmechanismus. Wenn sich etwas in der Natur wider Erwarten verhält, dann ist es meistens klug erst die Beine in die Hand zu nehmen, und anschließend das Essen fertig zu kochen. Andersherum endet man sonst selber als Mahlzeit auf einem anderen Teller. Dieser Prozess geschieht innerhalb von tausendstel mit zehntel Sekunden, aber der Schaden ist dann schon angerichtet, die Stresshormone sind schon ausgeschüttet.