Gunnar Bittersmann: Tutorial zu Google-Fonts

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@@Der Martin

Meiner Ansicht nach sollten die Glyphen einer Schriftart in Fett- oder Kursivschrift tatsächlich nur geometrisch transformiert werden.

Nein, das funktioniert nicht.

doch, das funktioniert eigentlich ganz gut. Der Font-Manager von Windows macht das genau so, wenn er zu einer Schrift keine eigenen Fontdateien für Fett- oder Kursivschrift vorfindet: Er erzeugt sie on the fly durch geometrische Transformationen.

Nein, das funktioniert nicht gut.

Ich hab das mal beispielhaft für die Fira Sans sichtbar gemacht.

  • Die vom Browser schräggestellte Normalschrift ist stärker geneigt als die gestaltete Kursivschrift.

  • Die richtige Kursivschrift hat ein einstöckiges a und ein zweistöckiges g. Das e ist runder, das f geht in die Unterlänge, das k hat einen Bogen.

  • Die vom Browser fettgemachte Normalschrift ist deutlich weniger fett als die gestaltete Fettschrift, sogar noch weniger fett als die gestaltete Halbfettschrift. Sie hebt sich kaum von der Normalschrift ab und ist damit für Hervorhebungen unbrauchbar.

  • Die gestaltete Fettschrift und Halbfettschrift laufen nur wenig weiter als die Normalschrift, während die falsche Fettschrift durch ihre deutlich vergrößerte Laufweite unangenehm auffällt.

Und eine Kursivschrift ist nicht nur eine zur Seite gescherte Normalschrift.

Das war aber bis heute mein Verständnis.

Ich hoffe, wir konnten deinen Irrtum ausräumen.

Wobei ich mich schon lange wundere, dass es nicht auch Schriften gibt, die in Kursiv nach links geneigt sind (eine Art Linkshänder-Effekt).

Gibt es. Insbesondere bei variable fonts – da gibt es welche, bei denen sich die Neigung von start nach links geneigt bis stark nach rechts geneigt quasi stufenlos einstellen lässt.

Sicher meinst Du das mit dem Einwand, dass die Kursivschrift wie eine andere Schriftfamilie aussieht. Aber "kursiv" heißt nicht "schräggestellt", das wäre "oblique" - was es als font-style übrigens auch gibt. "Kursiv" kommt von lat. "cursivus" (geläufig, fließend), was auf das Wwort "currere" (laufen) im zurückzuführen ist. Das ist die "geläufige" Schrift, oder zum Schreiben geeignetere Schrift. Deswegen sind Kursivschriften gern mal gerundeter oder geschwungener.

Genau das meine ich, und ich find's nicht okay. So entsteht ein völlig anderes Schriftbild - also der Eindruck einer anderen Schriftart.

Ein anderer Schnitt derselben Schriftart. Und ja, die Kursivschrift soll sich ja gerade durch ein anderes Schriftbild von der Normalschrift abheben. Sonst könnte sie ja nicht für Hervorhebungen eingesetzt werden.

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— Jimi Hendrix